Wichtig für einen Pfarrbrief sind Berichte über Gemeindeveranstaltungen. Sie sollten immer das in den Vordergrund stellen, was eine Veranstaltung von anderen Ereignissen unterscheidet. Das Ungewöhnliche, Überraschende ist wichtig. Ein Satz wie „Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt" verbietet sich beim Bericht über das Pfarrfest von selbst. Zum einen sagt er kaum etwas aus (was wurde genau geboten?), und zum anderen wurde er schon zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit angeführt. Positiv und sympathisch sollen diese Berichte geschrieben sein. Hüten sollte man sich aber vor Übertreibungen und vor zu vielen Berichten in einem Heft. Mancher Pfarrbrief verkommt zur Leistungsschau einer Gemeinde. Darum darf es nicht gehen.
Den Leser begrüßen
Kaum eine Illustrierte verzichtet auf ein Vorwort bzw. Editorial. Es ist sozusagen die Begrüßung, die den Leser im persönlichen Stil einlädt, das Heft zu studieren. Auch ein Pfarrbrief sollte solch eine Rubrik pflegen, um die Leser persönlich anzusprechen. Oft wird der Pfarrer diesen Beitrag schreiben. Manche Gemeinden werden bewusst andere Seelsorger als Autoren für das Vorwort wählen, um nicht der Pfarrerzentrierung im öffentlichen Bewusstsein Vorschub zu leisten. Doch unabhängig davon, wer das Vorwort schreibt, gilt: Der Schreiber sollte beachten, dass er diese Rubrik nicht als Predigtort missbraucht. Und erst recht nicht als Forum für eine in seinen Augen längst fällige Moralpredigt oder Zeitkritik. Der moralische Zeigefinger sollte nicht mal zwischen den Zeilen durchscheinen. Statt dessen ein verbindlicher Stil, der den Seelsorger überzeugend präsentiert. Der Autor sollte möglichst konkret auf die Lebenssituation der Leser eingehen und darf dabei ruhig auch geistliche Impulse setzen. Lesefreundlich sollte natürlich diese Rubrik geschrieben werden. Also in kurze Sinnabschnitte gegliedert und so formuliert, als wäre der Text ein Brief an einen guten Freund. Abgerundet wird dieses Editorial mit einem sympathischen Porträtfoto des Seelsorgers.
Mit spitzer Feder
Manche Pfarrbrief-Redaktionen mit Sinn für Humor wagen sich an die journalistische Stilform der Glosse heran. Mit spitzer Feder greifen sie ein Thema aus dem Gemeindeleben auf und stellen es in witziger Form dar. Die Autoren müssen jedoch die Kunst beherrschen, einen Sachverhalt so subjektiv darzustellen und dabei zu überzeichnen, dass der Leser über ihn schmunzeln kann. Das Plus einer guten Glosse: Sie lockert den Pfarrbrief auf und kommt bei den Lesern gut an.
Menschen interviewen
Interviews verleihen einem Pfarrbrief eine persönliche Note. Regelmäßig sollten sich Menschen aus der Gemeinde in solch einem Frage-und-Antwortspiel im Pfarrbrief äußern. Denn gerade diese journalistische Stilform wirkt sehr lebendig. In Interviewform kann sich nach und nach das Pfarrteam in der Gemeindepublikation vorstellen. Oder Mitglieder des neu gewählten Pfarrgemeinderats erzählen, wer sie sind und was sie in der Gemeinde bewegen möchten. Oder die Jugendlichen werden befragt, warum sie sich in der Kirchengemeinde engagieren. Interessante Themen bieten sich in Hülle und Fülle. Auch hier gilt wie schon beim Editorial: Am besten immer mit Foto. Damit der Leser den Eindruck bekommt, direkt von einer Person angesprochen zu werden.
Knapp und präzise informieren
Eine Rubrik mit Nachrichten gehört in jeden Pfarrbrief. In der Gemeinde gibt es schließlich genügend Neuigkeiten. Doch sollten diese Texte möglichst knapp formuliert sein. Die Kunst besteht darin, den Lesern in wenigen Sätzen das Wesentliche mitzuteilen - über den letzten Bibelkreis, die Jugendarbeit, die Kollektenergebnisse im zurückliegenden Quartal, die neuen Möbel im Pfarrheim ... Jede Nachricht sollte auf die sechs W-Fragen antworten: Was ist passiert? Wer war beteiligt? Wo fand es statt? Wann? Wie war der Ablauf? Warum ist es geschehen?
Text: Klaus Vellguth
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