Aus der Grauzone ins Licht der Öffentlichkeit

Fünfte Synodalversammlung beschließt Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare

Ein Beschluss der fünften Synodalversammlung hat große öffentliche Aufmerksamkeit bekommen: Segensfeiern für Paare, die sich lieben. Gemeint sind Paare, die in der katholischen Kirche bisher keine sakramentale Ehe schließen können: zwei Frauen oder zwei Männer oder Paare in zweiter Ehe. Solche Segensfeiern gibt es vielerorts schon. Sie sind aber offiziell nicht erlaubt. Seelsorger:innen, die sie anbieten, und Theolog:innen, die sich dafür aussprechen, riskierten bisher Sanktionen.

Erst im März 2021 hatte die vatikanische Glaubenskongregation erklärt, die katholische Kirche sei nicht befugt, gleichgeschlechtlichen Paaren Gottes Segen zuzusagen. Daraufhin erhob sich ein Sturm der Entrüstung. Viele Gemeinden hängten Regenbogenfahnen an die Kirchtürme, um ihre Solidarität mit gleichgeschlechtlich liebenden Paaren auszudrücken und die Seelsorger:innen zu unterstützen, die trotz des römischen Verbots Segnungsfeiern anboten. Der Beschluss der Synodalversammlung holt nun diese Praxis ins Licht der Öffentlichkeit. Es soll eine offizielle Handreichung mit Segensfeiern für verschiedene Paarsituationen entwickelt werden. Erfahrungen sollen gesammelt und theologisch ausgewertet werden.

Mehr Wahrhaftigkeit in der Kirche

Der Beschluss der Synodalversammlung zu Segnungsfeiern für Paare, die sich lieben, ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Wahrhaftigkeit in der Kirche. Weitere Schritte müssen folgen. Denn Liturgie, Lehre und Kirchenrecht sollten zumindest mittelfristig zusammenpassen. Die Synodalversammlung hat bereits im September 2022 dafür votiert, die diskriminierenden Lehraussagen des Katechismus zu Homosexualität zu korrigieren. Arbeitsrechtliche Reformen sind bereits in Kraft. Doch bis Diskriminierung und Ausschluss derer ein Ende nehmen, die nicht den offiziellen kirchlichen Moralvorstellungen entsprechen, ist es noch ein weiter Weg – aber jeder Weg beginnt ja bekanntlich mit dem ersten Schritt.

Julia Knop, In: Pfarrbriefservice.de

Dr. theol. Julia Knop (geb. 1977) ist Professorin für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt und war Mitglied der Synodalversammlung sowie des Synodalforums „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“.

Der Synodale Weg

Der Synodale Weg ist ein Gesprächsprozess innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland, der mit der fünften Vollversammlung Anfang März 2023 endete. Er diente der Aufarbeitung von Fragen, die sich im Herbst 2018 nach der Veröffentlichung der sogenannten MHG-Studie über sexuellen Missbrauch in der Kirche ergeben haben. Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken verantworteten gemeinsam diesen Prozess: www.synodalerweg.de

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Text: Julia Knop
In: Pfarrbriefservice.de