Die Schiiten
Strömungen im Islam (3)
Das Wort Schiiten leitet sich von Schia, die Partei her. Gemeint ist die Partei des Vetters und zugleich des Schwiegersohns Mohammeds, Ali, der nach dem Tod Mohammeds sein Nachfolger werden wollte. Die Gemeinde hat aber den Weggefährten des Propheten, Abu Bakr, zum Kalifen gewählt. Mohammed hatte seine Nachfolge nicht geregelt, weil er dafür keinen Auftrag empfand.
Schiiten gehen davon aus, dass das Haupt der muslimischen Gemeinde nur aus der Verwandtschaft Mohammeds stammen könne, weil auf ihr ein besonderer Segen liege und deshalb nur sie dazu geeignet sei, die Gemeinde zu leiten.
Eine Minderheit innerhalb der Muslime
Die Schiiten sind innerhalb der Muslime eine Minderheit von etwa 15 Prozent. Ihre Gebiete sind der Iran, im Irak bilden sie die Mehrheit, weiter sind sie in Syrien, Pakistan und Jemen vertreten. In Bahrein stellen sie ebenfalls die Mehrheit.
Die Spaltung zwischen Sunniten und Schiiten gründet in der Machtfrage. In der Gemeinde der Muslime gab es nach dem Tod Mohammeds zwischen den Unterstützern von Abu Bakr, dem Schwiegervater von Mohammed, und Ali, dem Mann der Tochter Mohammeds, große Spannungen. Ali und Fatima, seine Frau, wurden beiseite gedrängt. Ali könnte erst nach dem Tod des dritten Kalifen Uhman zum Kalif gewählt werden. Aber seine Stellung wurde von der Familie Umayya, eines aristokratischen Klans in Mekka angefochten. Ali fiel einem Attentat zum Opfer und seine Nachfolger mussten weichen. Auch wenn sie mehrmals versucht haben, sich gegen das nach ihrer Meinung ungerechte Regime in der Islamischen Welt aufzulehnen, unterlagen sie jedes Mal. Bis dann ihre Dynastie im 16. Jahrhundert im Iran an die Macht kam. Die Sunniten betrachten die Schiiten als Häretiker und teilweise als Ungläubige, weil sie ihre Imame verehren, was nach Meinung der Sunniten die Alleinstellung Allahs infrage stellt.
Imame gelten als unfehlbar
Die Schiiten teilen sich in verschiedene Gruppen auf. Die bedeutendste ist die Zwölferschia. Die Zahl bezieht sich auf die Imamatlehre. Diese besagt, dass es zwölf Nachfolger Mohammeds gab, die die wahren Anführer der muslimischen Gemeinde waren. Der erste Imam war Ali und weiter seine Frau Fatima, Tochter Mohammeds sowie Fatimas Nachkommen. Die Imame werden von den Schiiten als unfehlbar betrachtet. Der zwölfte Imam soll nicht gestorben sein, sondern in Verborgenheit weiterleben. Er wird auch als eine Art Messias erscheinen. Er wird Mahdi genannt, der „Recht-Geleitete“, der seine Anhänger aus der Verfolgung retten wird, um dann ein Königreich der Gerechtigkeit auf der Erde zu gründen. Für die Schiiten ist neben dem Koran und den Hadithen, der Überlieferung des Propheten, weiter die Tradition der Imame von hoher Bedeutung.
Der Verfolgung ausgesetzt
Insgesamt sind die Schiiten bis heute der religiösen Verfolgung durch die sunnitische Mehrheit ausgesetzt, besonders in Pakistan, aber auch in Nigeria und anderen Ländern. Für die Wahhabiten in Saudi-Arabien sind sie vom Glauben abgefallene Muslime.
Vladimir Pachkov, In: Pfarrbriefservice.de
Vladimir Pachkov (geb. 1972) ist ein russischer Jesuit. Er ist schon als Kind mit dem Islam in Berührung gekommen, hat in Ägypten arabische Sprache und Islamwissenschaften studiert und hat in Kirgisien gearbeitet.
s. auch die Reihe „Christentum und Islam im Vergleich“
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Text: Vladimir PachkovIn: Pfarrbriefservice.de