Grußwort (doc, 47 KB)

Grußwort des Vorsitzenden der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Dr. Gebhard Fürst anlässlich des Jubiläums 10 Jahre Pfarrbriefservice.de am 21. September 2012 in Würzburg [Sperrfrist bis 21.9.2012 17 Uhr – Es gilt das gesprochene Wort]

Lieber Mitbruder, verehrte Frau Prof. Dr. Wustmans, sehr geehrter Herr Simon, verehrte Redakteurinnen und Redakteure von pfarrbriefservice.de, sehr geehrte Damen und Herren!

Ich freue mich sehr, heute mit Ihnen allen das zehnjährige Bestehen von Pfarrbriefservice.de zu feiern. Als Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, und auch persönlich, gratuliere ich Ihnen sehr herzlich. Dieses Jubiläum ist Anlass für großen Dank und Anerkennung.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

betrachtet man die Entwicklungen und Innovationen in der Medienlandschaft in den letzten Jahren, sieht man erstaunliche Entwicklungen. Besonders die Digitalisierung ändert Kommunikationswege und mediale Zugänge. Unser Verständnis von Medien hat sich gewandelt und unsere Möglichkeiten der Kommunikation werden heute zunehmend digital. Wir sind mehr und mehr online. 

Das Internet setzt neue Maßstäbe. Es ist zu einem Meta-Medium geworden. Es bringt die bisher getrennten Mediensegmente zusammen und vernetzt sie, ist selbst Medium, gleichzeitig aber auch Ort anderer Medien. Dabei integriert und verbindet das Internet Wort, Bild und Ton. Informationen werden über verschiedenste Kanäle abrufbar gemacht. Es gibt kein „entweder oder“ mehr, sondern ein „sowohl als auch“. Das Internet als großes Forum, in dem Kontakte geknüpft, Informationen ausgetauscht, gemeinsam gearbeitet und gelernt werden kann, fordert Medienschaffende wie auch Nutzer heraus. Vernetzung und Synergie scheinen die Schlagworte dieser Zeit. Es gilt, Kompetenzen zu bündeln und crossmedial zu arbeiten. Dabei ermöglicht das Internet Kontakt und Zusammenarbeit unabhängig von Zeit und Ort.

 Diesen Herausforderungen und Chancen muss sich die Kirche stellen. Sie muss das Forum Internet nutzten und in dessen Umgebung sinnvoll und wertvoll handeln, denn sie hat eine sinn-volle und wert-volle Botschaft. Betrachtet man die Entwicklung im kirchlichen Medienengagement in den letzten Jahren, sieht man, dass viele Aufbrüche geschehen sind und noch geschehen. Die Kernfrage, wie Kirche sich in der Öffentlichkeit zeigt und wie sie sich zu ihr verhalten soll, ist ein ständiger Begleiter unserer Arbeit. Viele Grundfragen müssen wir uns immer wieder neu stellen. Wie sehen und hören die Menschen uns, wie nehmen sie uns wahr und welchen Zugang gewinnen wir zu ihnen? Wie muss Kirche sich in diesen veränderten Räumen aufstellen, welche neuen Ideen müssen wir verfolgen und welchen Aufgaben müssen wir uns stellen?

Ihnen als Medienschaffende ist klar, dass die Medienarbeit kein Randbereich kirchlicher Aktivitäten ist. Sie ist mehr als nur Mittel zum Zweck. Sie ist immer auch Verkündigung und damit einer der Mittelpunkte unseres kirchlichen Auftrags. Kommunikation ist Wesen und Auftrag der Kirche.

Dabei geht es um mehr als nur ein einseitiges Verhältnis, in dem Kirche mit Hilfe der Medien ihre Botschaft in die Welt entlässt. Die Pastoralinstruktion „Communio et Progressio“ formuliert es wie folgt: Die Medien „helfen der Kirche, sich der heutigen Welt verständlich zu machen; sie fördern das innerkirchliche Gespräch; schließlich vermitteln sie der Kirche das Verständnis für die Mentalität und die Menschen unserer Zeit, denen sie auf Gottes Geheiß die Botschaft vom Heil bringen soll.“ (CeP, 125). Auf den ersten Blick scheint in der heute so schnelllebigen Medienwelt, in der die Halbwertszeit von Informationen immer geringer wird, ein Schrift zur Aufgabe der Medien innerhalb der Kirche von 1971 nicht mehr beachtenswert, ja beinahe lächerlich. Doch „Communio et Progressio“ hat in diesem Zusammenhang nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Sie unterstreicht deutlich das Wechselspiel und die tiefe Verbindung von Kirche- Medien und Mensch.

Es muss uns also darum gehen, Vermittler des Glaubens zu sein und ihn verständlich zu verkünden. Der Glaube soll für die Menschen „anschlussfähig“ bleiben. Folgen wir „Communio et Progressio“ weiter, so sollen Medien auch das innerkirchliche Gespräch fördern. Sie sollen das aufgreifen und wiedergeben, was die Gemeinden und die Menschen bewegt, was sie beschäftigt, worüber sie sich freuen, wofür sie dankbar sind und auch worum sie Sorge oder Angst haben. Hier müssen wir, nehmen wir uns die Angebote von pfarrbriefservice.de als Vorbild, mehr als nur reine Informationen vermitteln. Es geht genauso um Anstöße. Es muss immer auch Platz sein für Bilder und Texte, die zum Anhalten einladen, die stutzig und nachdenklich machen, die schmunzeln lassen. Als ihren dritten Aspekt sieht die Pastoralinstruktion die Kirche nicht nur als Sender, sondern ebenso als Empfänger. Die Medien sollen der Kirche ein Bild der Zeit und der Menschen liefern. Um adressatenbezogen arbeiten zu können und verstanden zu werden, muss die Kirche die medialen und damit auch gesellschaftlichen Veränderungen lesen können und in und mit ihnen handeln können.

Bereits dieser kleine Exkurs, meine sehr geehrten Damen und Herren, macht deutlich, wie komplex, wie wandelbar aber auch wie spannend das Thema Medien in der kirchlichen Arbeit ist. Sie als Medienmacher haben eine große Aufgabe. Sie stehen immer wieder vor Veränderungen und Herausforderungen, jedoch auch vor großen Chancen.

2002 haben die Initiatoren von pfarrbriefservice.de diese Chancen gesehen, und sie genutzt. Sie sind mit den sieben (Erz-)Bistümern Aachen, Bamberg, Eichstätt, Limburg, Mainz, Paderborn und Würzburg in Zusammenarbeit mit dem Bereich Kirche und Gesellschaft im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz gestartet, um die Weiterbildung und Professionalisierung derjenigen zur fördern, die in den Gemeinden die Pfarrbriefe gestalten und konzipieren. Mittlerweile hat sich ihr Arbeitsbereich mehr als verdreifacht und Sie haben insgesamt 23 (Erz-)Bistümer aus Deutschland und Luxemburg vernetzten können. Doch Sie haben nicht nur in die Bistümer ihre sprichwörtlichen Fühler ausgestreckt. Besucht man Ihre Homepage wird schnell klar, das dieses Netzwerk größer ist und mehr bietet, als es auf ein erstes Hören vermuten lässt. Sie arbeiten professionell mit kirchlichen Hilfswerken wie dem Bonifatiuswerk, Misereor, Renovabis und Adveniat zusammen. Die Hilfswerke können über Ihre Plattform Materialien und Informationen kommunizieren und erreichen so über die Pfarrbriefe einen konkurrenzlosen Verteiler direkt in die Gemeinden. Außerdem finden sich bei Ihnen stets aktuelle religiöse Buchtipps der beiden Büchereiverbände Borromäusverein und Sankt Michaelsbund.

Pfarrbriefservice.de bündelt und nutzt die unterschiedlichen und vielfältigen Kompetenzen und Erfahrungen. Es bietet ein Forum für Austausch, Hilfe und Weiterbildung. Über den „direkten Draht“ sind seine Nutzer jeden Monat mit einem Mitarbeiter unmittelbar verbunden, können Fragen stellen und bekommen stets schnelle und freundliche Hilfe. Viele Pfarrbriefmacherinnen und Pfarrbriefmacher können sich auf Ihre Unterstützung, Ihre Fotos und Texte, Ihre Kreativität und Ihre Ideen verlassen.

Ruft man sich meine eingehenden Worte zum medialen Wandel und zur zunehmenden Digitalisierung der Mediengesellschaft noch einmal ins Gedächtnis, drängt sich jedoch die Frage auf, ob Ihre viele Mühe und Ihre leidenschaftliche Arbeit überhaupt noch notwenig sind. Lohnt sich ein gedruckter Pfarrbrief in Zeiten von Internet und Google noch, oder ist er ein überflüssiges Relikt, welches mehr und mehr ausstirbt? Ist nicht digital zu sein das neue Maß aller Dinge?

Hier gilt es, energisch zu widersprechen. Allein schon die bloßen Zahlen lassen die gerade gestellten Fragen und Sorgen verblassen. Die Pfarrbriefe in Deutschland haben eine Gesamtauflage von 6.750.000 Exemplaren und 64 von 100 Katholiken lesen die durchschnittlich 20 Seiten starken Pfarrbriefe. Allein diese Zahlen zeigen die Stärke des Pfarrbriefs. Er kommt direkt aus der Gemeinde und erreicht ebendiese in konkurrenzloser und unmittelbarer Weise. Der Pfarrbrief führt mitnichten ein Schattendasein. In seiner gedruckten, wie auch digitalen Form, ist er nach wie vor ein zentrales Informationsorgan jeder Gemeinde. Orientiert man sich am Gemeindeverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils, gilt der Pfarrbrief als „Runder Tisch“ für die Gruppen, Vereine und Verbände in den Pfarrgemeinden. Er lädt die Menschen zu den Gottesdiensten und den vielfältigen Veranstaltungen und Treffen in der Gemeinde ein.

Hier wird auch eine weitere Dimension der Pfarrbriefarbeit deutlich: Die Seelsorge. Denn der Pfarrbrief ist für die Gemeinden mehr als nur reine Information. Durch seine unterschiedlichen auch besinnlichen Texte und Bilder, fördert er die Auseinandersetzung mit Fragen des Glaubens und vertieft die persönliche Beziehung zu Gott. Er ist das Basismedium für die Katholiken vor Ort, das alle erreicht und ist damit für die religiöse und kirchliche Kommunikation grundlegend. Der Pfarrbrief ist im höchsten Maß identitätsstiftend und verbindet die Menschen.

Diese Verbindung zu schaffen ist prioritäres Ziel des Pfarrbriefes, so schreibt es auch das Grundlagenpapier zur Pfarrbriefarbeit der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz von 1995. Der Pfarrbrief soll eine Brücke von Mensch zu Mensch sein.

Sie, liebe Redakteurinnen und Redakteure, helfen beim Bau dieser Brücke. Sie stellen die Materialien, inspirieren mit Texten und Bildern, helfen, wenn die Arbeit einmal stecken bleibt. Für die vielen Pfarrbriefmacherinnen und Pfarrbriefmacher in den Diözesen sind sie ein Begleiter, auf den sie stets zählen können. Ich darf Ihnen versichern, dass sich dessen nicht nur meine Mitbrüder und ich in der Publizistischen Kommission bewusst sind, sondern dass die gesamte Deutsche Bischofskonferenz um die zentrale Rolle der Pfarrbriefe weiß.

Denn Sie erfüllen mit ihrer Arbeit genau das, wovon ich zu Beginn gesprochen habe. Sie vernetzten. Sie sind online, bringen Menschen zusammen, bündeln Informationen und Kompetenzen, stellen Ihre kreativen Ideen zur Verfügung. Mit Ihrem Projekt haben Sie die sprichwörtlichen Zeichen der Zeit erkannt, sind nicht vor Ihnen erstarrt, sondern haben gehandelt. Sie sind initiativ und aktiv geworden und haben mit großem persönlichem Engagement pfarrbriefservice.de gegründet.

2007 habe ich pfarrbriefservice.de einmal als Langstreckenläufer bezeichnet, dessen Potential früh von Ihnen, sehr verehrter Herr Simon, entdeckt wurde. Bitte gestatten Sie mir, diese Sportmetapher im Jahr der Olympischen Spiele nochmals kurz aufgreifen zu dürfen. Dieser Langstreckenläufer ging 2002 mit Talent, Ehrgeiz, Ausdauer, Teamfähigkeit und Professionalität ans Werk und durfte schnell eine immer größer werdende Fangemeinde sein eigen nennen. Die Mannschaft, die hinter pfarrbriefservice.de steht, trainiert Ihren Läufer ausdauernd und immer auf der Suche nach Verbesserungen und neuen Ideen. Bei aller Arbeit vergisst sie jedoch nie den direkteren Draht zu Ihrer Fangemeinde.

Die Zeiten der Probeläufe sind für Sie lange vorbei. Im medialen Rennen treten Sie bundesweit zu Recht selbstbewusst auf. Die Ideen und Projekte der Zukunft fest im Blick, arbeiten Sie am langfristigen Erfolg Ihres Läufers.

Wir alle als Ihre Fans und Freunde, und damit meine ich nicht nur die Freunde auf Ihrer Facebook- Seite, glauben fest an den weiteren Erfolg von pfarrbriefservice.de und sehen Sie klar auf Gold-Kurs.

Ich möchte Sie, verehrte Redakteurinnen und Redakteure von Pfarrbriefservice.de, bestärken, Ihren bisher eingeschlagenen Weg weiterhin so verantwortungsvoll und motiviert zu gehen. Ich danke Ihnen für ihr großes Engagement. Seien Sie weiter so kreativ und voller Ideen.

Mein besonderer Dank gilt Ihnen, Herr Simon, und Ihnen, Herr Bogedain. Behalten Sie Ihre Überzeugung und Ihr Herzblut für die Belange von pfarrbriefservice.de.

Sie, Herr Simon, haben sich von Beginn an mit sehr großem persönlichen Einsatz für dieses Medium stark gemacht und daraus gemeinsam mit Ihrem Team ein Erfolgsmodell werden lassen, das in der überdiözesanen Medienarbeit einen festen Platz eingenommen hat.

Für alle zukünftigen Aufgaben und Herausforderungen wünsche ich Ihnen allen gutes Gelingen und Gottes reichen Segen!

Beenden möchte ich meine Worte ganz praktisch und mit Ihrer direkten Unterstützung. Ich habe aus der Textdatenbank von pfarrbriefservice.de ein Gedicht von Klaus Jäkel ausgewählt, welches, einer kleinen Suche im Internet zufolge, schon in vielen Pfarrbriefen genutzt und abgedruckt wurde. Wie Sie sehen, wird Ihr Angebot nicht nur von Pfarrbriefmacherinnen und Pfarrbriefmachern gerne genutzt.

Auch wenn Sie, liebes Team von pfarrbriefservice.de, diesen Text kennen, nehmen Sie sich ihn zu Herzen und vergessen Sie nicht, sich zwischen Monatsthema, Fortbildung und direktem Draht immer wieder auch etwas Ruhe und Zeit zu gönnen.

Von Zeit zu Zeit

sich
einmal
aus-spannen
weit ausstrecken
zwischen Himmel und Erde
da sein und träumen

Stille
atmen

Ruhe
hören

Schweigen
zu Wort
kommen
lassen

von Zeit zu Zeit

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