Stichwort: Tora-Rolle
Wertvolles Material für den wichtigsten Teil der jüdischen Bibel
Die Tora-Rolle enthält den handgeschriebenen Text der Tora, der ersten fünf Bücher der jüdischen Bibel. Sie besteht aus einer langen Bahn von Pergamentseiten, die aneinandergenäht und auf zwei Stäben aufgerollt sind. In den Synagogen-Gottesdiensten wird aus ihr vorgelesen. Außerhalb der Gottesdienste befindet sie sich im Tora-Schrein der Synagoge. Zur Tora-Rolle gehören Schmuckelemente wie Wimpel, Mantel, Schild und Krone.
Mit dem Schreiben einer Tora-Rolle wird ein eigens ausgebildeter Schreiber, der Sofer, beauftragt. Das Pergament muss von Hand aus der Haut von reinen Tieren wie Rind, Ziege oder Reh gefertigt sein. Die Tinte stellt der Sofer meist selbst her, wobei keine Metallzusätze zum Einsatz kommen dürfen. Das Schreibwerkzeug ist ein Vogelkiel von Gans oder Truthahn.
Der Text der Tora umfasst 304.805 Buchstaben und darf keinerlei Fehler enthalten, weil das rituelle Unreinheit bedeutete und die Tora-Rolle unbrauchbar machen würde. Der Sofer kopiert daher Buchstabe für Buchstabe von einer Vorlage (und schreibt nicht aus dem Gedächtnis), wobei es für jeden Buchstaben eine exakt vorgegebene Schreibweise gibt. Ornamente und anderer Zierrat, die die Lesbarkeit beeinträchtigen oder gar zu Lesefehlern führen können, sind nicht erlaubt.
Aufgrund des Materials und der sorgfältigen Herstellung können Tora-Rollen Jahrhunderte alt werden. Sind sie durch Abnutzung und Gebrauch unbrauchbar geworden, dürfen sie nicht einfach entsorgt werden. Solche Tora-Rollen werden in einer Geniza, einem vermauerten Hohlraum, in der Synagoge deponiert oder auf einem jüdischen Friedhof bestattet. Der Grund für diese Praxis ist der in der Tora-Rolle geschriebene Gottesname, den Juden aus Ehrfurcht nicht auszusprechen wagen.
Peter Weidemann, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Peter WeidemannIn: Pfarrbriefservice.de