„Stolpertage“

Eine Rezension von Markus Tomberg

Es ist wie mit dem Axolotl. Jette hat den Schwanzlurch in der Schule kennengelernt. Wenn dem eine Gliedmaße abhanden kommt, wächst die einfach nach. Sogar das Gehirn ist ersetzbar. Wenn es mit dem Leben nur auch so wäre. Doch wächst ein Vater, der die Familie verlassen hat, nicht einfach nach (schon gar nicht in Gestalt von Hannes, dem neuen Freund der Mutter). Und wenn der Opa erst immer schlechter im Alltag zurecht kommt, dann krank wird und schließlich stirbt, ist der Verlust unersetzlich.

Josefine Sonneson erzählt in „Stolpertage“ von Jettes Verlusten. Kurz vor und während der Osterferien wartet sie nicht nur zusammen mit ihrer Schwester auf den Sommer. Sie steht auch am Sterbebett des Großvaters. Dort erlebt sie seinen Tod mit und die erste Zeit danach: die Trauer, den Umzug in ein neues Haus zusammen mit Hannes, dem Nicht-Ersatz-Vater. Doch die Leerstellen bleiben und wachsen nicht nach. Erst auf der allerletzten Seite blinzelt ein wenig Hoffnung: Sommer wird es trotzdem.

Sonneson erzählt behutsam, aber sehr intensiv von den letzten Tagen mit dem Großvater, von Erinnerungen, die bleiben und sich verändern, von Wegen in die Zukunft. Berührend sind besonders die intensive Darstellung des Sterbens, der der Roman mehrere Seiten widmet. Geduldig werden dabei die vielen Fragen, die Jette und wohl auch viele Leserinnen und Leser bewegen, beantwortet. Dabei wirkt der Roman nicht sensationsheischend oder voyeuristisch. 

Denn der Verlust, die Trauer und der Tod gehören zum Leben: Wir sind keine Axolotls, denen verlorene Teile nachwachsen. Aber wir können mit Verlust umgehen lernen, von ihm erzählen, ihn deuten und einordnen. Und dadurch kann sogar der Sommer, der auf jeden Fall kommen wird, zum Hoffnungszeichen werden.

Biografische Daten

Stolpertage 
Josefine Sonneson
Carlsen Verlag
Erscheinungstermin 27. Juli 2022
Seiten 176
ab 12 Jahren
ISBN 978-3-551-58462-5
EUR 14,00 [D]

Markus Tomberg, In: Pfarrbriefservice.de

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Neues Buch der Serie „Kinder- und Jugendbücher entdecken“

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Text: Markus Tomberg
In: Pfarrbriefservice.de