Von Grenzen und Grenzüberschreitungen

Kritik am Synodalen Weg ist wichtig und hilfreich, wenn sie konstruktiv ist

Der Synodale Weg hat in der Kirche in Deutschland und weltweit große Aufmerksamkeit gefunden. Neben viel Zustimmung zu den Reformanliegen gab es auch Kritik. Kritik am Format des Synodalen Wegs übten v. a. konservative und reaktionäre Kräfte.

Seitens der römischen Kurie wurde moniert, dass Laien überhaupt in Beratung und Entscheidung einbezogen wurden – die Kirche sei aber keine Demokratie. Die Notwendigkeit von Reformen wurde ganz grundsätzlich bestritten: Es gebe in der Kirche keine Faktoren, die Missbrauch durch Kleriker begünstigen. Das ist freilich in vielen Studien gut belegt. Immer wieder wurde der Vorwurf laut, der Synodale Weg führe in eine Kirchenspaltung und gebe katholische Identität preis. Jegliche Veränderung müsse deshalb verhindert werden.

Je lauter, je besser?

Die Kritik nahm bisweilen sonderbare Formen an. Vor dem Konferenzort skandierten einige Katholik:innen den Rosenkranz – eine befremdliche Instrumentalisierung des Gebets. Schwerwiegender waren echte Grenzüberschreitungen. Synodal:innen, Bischöfe und Laien, wurden als Schismatiker und Häretiker bezeichnet. Es kursierten Totenzettel für einzelne Synodale. Die Gruppe Maria 1.0 nannte die liturgische Performance „verantwort:ich“ vom 9. März 2023 auf Twitter „satanisch“. Der Dom sei „entweiht“ worden. Mit dieser Performance hatten Künstler:innen, darunter Missbrauchsbetroffene, unser aller Verstrickung in Schuld und Missbrauch zum Ausdruck gebracht.

Das Evangelium definiert die Grenzen

Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, auch in der Kirche. Katholizität bedeutet immer Einheit in Vielfalt. Katholizität ist also immer inklusiv. Es geht nicht darum, Unterschiede einzuebnen, sondern ernsthaft über den Glauben ins Gespräch zu kommen. Toleranz ist von allen Seiten gefragt. Es braucht aber auch ein Einverständnis darüber, wann Grenzen überschritten werden. Diese Grenzen definieren Gott sei Dank nicht jene, die am lautesten schreien. Sondern diese Grenzen definiert das Evangelium: die Botschaft der Liebe und des Respekts vor dem Glauben des anderen.

Julia Knop, In: Pfarrbriefservice.de

Dr. theol. Julia Knop (geb. 1977) ist Professorin für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt und war Mitglied der Synodalversammlung sowie des Synodalforums „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“.

Der Synodale Weg

Der Synodale Weg ist ein Gesprächsprozess innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland, der mit der fünften Vollversammlung Anfang März 2023 endete. Er diente der Aufarbeitung von Fragen, die sich im Herbst 2018 nach der Veröffentlichung der sogenannten MHG-Studie über sexuellen Missbrauch in der Kirche ergeben haben. Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken verantworteten gemeinsam diesen Prozess: www.synodalerweg.de

alle Texte der Reihe

Kostenfreie Bilder zum Herunterladen unter https://www.synodalerweg.de/fotos/

Vor dem Herunterladen:

Datei-Info:
Dateiformat: .rtf
Dateigröße: 0,02 MB

Sie dürfen den Text in sozialen Medien nutzen (z.B. Facebook, Twitter, Instagram, YouTube, etc.)

Beispiel für den Urhebernachweis, den Sie führen müssen, wenn Sie den Text nutzen

Text: Julia Knop
In: Pfarrbriefservice.de