„Wer eine Stimme hat, muss laut werden“

Buchautorin Nadine Schubert verrät im Interview Tipps und Tricks wie Gemeinden Plastik sparen können

„Wer eine Stimme hat, muss laut werden“

Nadine Schubert: Die Autorin von „Noch besser leben ohne Plastik“ verrät im Interview Tipps und Tricks wie Gemeinden Plastik sparen können.

Sie ist Journalistin, Buchautorin und Mama. Sie lebt in einem Einfamilienhaus mit zwei Kindern und zwei Katzen. Und ihr Leben ist ein Versuch. Ein Versuch einen Haushalt ohne Plastik zu führen. 2017 erschien ihr zweites Buch „Noch besser leben ohne Plastik“. - Ein Gespräch mit ihr über Wimperntusche, Friedhöfe, 5-Jährige und die Kirche.

Frau Schubert, ein Blick auf den Friedhof und die Gräber und Ihr Plastikfrei-Herz weint.

Nadine Schubert: Ja, diese Plastiklichter. Ich bin darauf gekommen, als mein Vater gesagt hat: „Bring mir bitte ein paar Grablichter mit“. Dann stand ich vor dem Regal und alle waren aus Plastik. Schauen Sie mal, wenn wir einen Friedhof haben, mit tausend Gräbern und es wird auf jedem Grab einmal in der Woche ein Grablicht angezündet, dann haben wir am Ende des Jahres 52 000 Grablichter. Denken Sie an all diese Becherchen, die weggeschmissen werden. Überlegen Sie, wie viele Friedhöfe es in Deutschland gibt und wie viele Grablichter angezündet werden!

Wie geht es anders?

Nadine Schubert: Ganz leicht. Ohne Aufwand. Ich kaufe einfach ein Grablicht aus Glas und die entsprechenden Kerzen zum Nachfüllen.

Machen wir einen krassen Sprung vom Friedhof auf das Pfarrfest.

Nadine Schubert: Bei Festen wäre es wichtig auf Einwegprodukte zu verzichten, zum Beispiel auf Einweggeschirr. Ganz egal, aus welchem Material das ist.

Aber Plastikbesteck und Pappteller sind sehr praktisch.

Nadine Schubert: Natürlich ist dieses Plastikbesteck beliebt, aber das wird nur einmal verwendet und weggeworfen und das sorgt für viel Müll. Sowas ist eine ganz große Müllquelle bei Festen.

Da fallen mir die Kuchenstücke ein, die die Leute mit nach Hause nehmen können: Erst werden sie auf einen Pappdeckel manövriert und dann prunkvoll in Unmengen silberglitzernde Alufolie gewickelt.  

Nadine Schubert: Ich kann einfach meinen eigenen Teller oder Kuchenbehälter mitbringen.

Aber von alleine tut das keiner.  

Nadine Schubert: Da würde ich vorher darauf hinweisen, damit die Leute daran denken, ihre eigenen Behältnisse mitzubringen. Einfach ein Schild aufhängen, neben der Preisliste. Oder schon vorher darauf aufmerksam machen, wenn man das Fest im Pfarrbrief bewirbt.

 „Liebe Gäste…

Nadine Schubert: .. wenn Sie Kuchen mit nach Hause nehmen möchten, würden wir uns freuen, wenn Sie ihre eigenen Behälter mitbringen.“

Stichwort – Das war schon immer so und das bleibt so.

Nadine Schubert: Das ist natürlich etwas, das erst in den Köpfen ankommen muss und das geht nicht von heute auf morgen. Aber wenn es im einen Jahr noch nicht so gut klappt und die Leute lesen es, dann klappt es im nächsten Jahr umso besser.

Vielleicht sind Kinder dafür leichter zu gewinnen.

Nadine Schubert: Ja, selbst die 3-5 Jährigen kann ich dafür schon begeistern. Ich habe mit Kindergartenkindern Bücher angeschaut und ihnen Geschichten erzählt und die wissen schon: Müll darf man nicht auf die Wiese schmeißen, sondern nur in einen Abfalleimer (lacht).

Heißt: das Problem thematisieren! In der Kinderkirche, der Kommunion- oder Firmvorbereitung. Aber wie können sich diese jungen Menschen für eine plastikfreiere Welt engagieren?

Nadine Schubert: Gerade bei Kommunionkindern oder Firmlingen oder Gruppen, die sich regelmäßig treffen, kann man sagen: Heute Nachmittag treffen wir uns und machen eine Müllsammelaktion. Einfach, um sich dieser Mengen mal bewusst zu werden. Das hat mich so erschreckt, ich lebe auf dem Land und im Grünen und dann sehe ich, dass trotzdem in ländlichen Gegenden ganz viel von Autofahrern aus dem Fenster geworfen wird.

Ist Müll sammeln cool genug für Jugendliche?

Nadine Schubert: Jugendliche können sich fürs „selber machen“ begeistern. Ich halte Vorträge an Schulen und dann machen wir oft einen kleinen Workshop, bei dem sie zum Beispiel Waschmittel aus Efeu oder Kastanien herstellen oder ich zeige, wie man ein tolles Peeling aus Zucker, Olivenöl und Lebkuchengewürz mischt.

Aber das ist doch „Öko“.

Nadine Schubert: Nein. Die Mädels finden es toll, wenn ich erzähle, dass ich meine Wimperntusche selber mache oder das Gesichtspuder. Erstens, weil es viel günstiger ist, als das gekaufte und die ja meist knapp bei Kasse sind (lacht). Zweitens, weil sie sehen, dass es ganz einfach geht. Über das Geldsparen und diese Einfachheit kriegt man die jungen Leute.

Frau Schubert, warum sollte es der Kirche wichtig sein, Plastik zu vermeiden?    

Nadine Schubert: Für mich ist die Kirche eine öffentliche Einrichtung und hat Vorbildfunktion. Und man nimmt gerne Tipps von Institutionen oder Personen an, zu denen man aufschaut.

Und die Kirche erreicht viele Menschen.

Nadine Schubert: Genau. Wir müssen die Massen dazu bewegen umzudenken. Jeder kann bei sich anfangen und ganz einfach etwas verändern und somit seinen kleinen Beitrag leisten. Dieser kleine Beitrag macht aber viel aus, wenn es viele machen. Dann ist der Schritt nicht mehr so klein, dann ist er groß.

 „Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“

Nadine Schubert: Ich sage immer, wer eine Stimme hat, muss laut werden. Die Stimme der Kirche ist nochmal viel größer und darum kann sie sich für die Umwelt einsetzen.

für Pfarrbriefservice: Ronja Goj
In: Pfarrbriefservice.de

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Das Schwerpunktthema für Mai 2018

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Text: Ronja Goj
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