Wir brauchen Brückenbauer
Ein Standpunkt
Bei der Beschäftigung mit der Frage, wie Juden heute in Deutschland leben, kommt man um die Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus nicht herum. Und das ist nicht etwa so, weil sich jüdische Menschen angeblich gerne in der Opferrolle gefallen. Sondern weil das die Realität der Menschen ist, die sich zu ihrem Jüdischsein bekennen. Jüdische Klischees, „Jude“ als Schimpfwort, Witze über die Shoa, Polizeibeamte zum Schutz an Synagogen und jüdischen Einrichtungen – all das gehört zum Alltag jüdischer Menschen in Deutschland.
Aber warum? Warum ist in Deutschland nach den schrecklichen Erfahrungen der Shoa der Antisemitismus immer noch ein Thema? „Der ‚genaue Grund’, warum Juden diskriminiert und verfolgt werden, ist schwer zu bestimmen. Es liegt immer an der Mehrheit, wenn Minderheiten ausgegrenzt werden, und Eigenschaften der Minderheit, wie ihre Religion, eignen sich gut zur Diskriminierung“, schreibt Prof. Dr. Wolfgang Benz, Leiter a. D. des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin auf juedisches-leben.erfurt.de.
Es liegt an der Mehrheit, also an uns. Wir dürfen Antisemitismus nicht zulassen. Wir dürfen nicht wegschauen.
Wegweisend ist das Engagement von Menschen, die sich in interreligiösen und interkulturellen Gruppen einbringen und die Brücken bauen zum Anderen. Wegweisend sind auch die jungen Jüdinnen und Juden, die sich im Projekt „Meet a Jew“ den Fragen von Schulklassen, Vereinen oder sonstigen gesellschaftlichen Gruppen stellen.
Wir brauchen Brückenbauer. Manchmal geschieht das im Kleinen. Neulich am Feiertag Christi Himmelfahrt – die Antwort-Mail einer jüdischen Autorin. Sie endete mit „Mit den herzlichsten Grüßen, heute an Himmelfahrt“.
Elfriede Klauer, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Elfriede KlauerIn: Pfarrbriefservice.de