Die Pfarrei Heldmannsberg-Pommelsbrunn entwickelt ein Pfarrmagazin, das der Nachbarpfarrei Neukirchen so gut gefällt, dass sie ihren Pfarrbrief einstellt und sich beim Pfarrmagazin einklinkt. Wie es dazu kam, welche Rolle Schwerpunktthemen spielen und was es mit einer klitzekleinen Eifesüchtelei auf sich hat. Darüber berichten Pfarrbriefmacher und Diakon Markus Weinländer und Pfarrer Roland Klein im Interview.
Pfarrbriefservice.de: „Wir haben seit 50 Jahren einen Pfarrbrief, den die Leute gern gelesen haben. Der war immer gut genug. Warum sollen wir jetzt auf einmal auf ein Pfarrmagazin umsteigen?“ Diese Frage stellen sich viele Pfarrbriefmacher in vielen Pfarreien. Herr Weinländer, Sie hatten in Ihrer Pfarrei früher auch einen Pfarrbrief. Schwarz-weiß und mit Rückblicken. Warum haben Sie sich für ein Pfarrmagazin entschieden?
Markus Weinländer: Ein wichtiger Impuls war für uns der Kurs, den wir bei Johannes Simon belegt haben. Da ist uns klar geworden, was Ziel eines solchen Pfarrmagazins sein kann. Wir haben erkannt, dass wir auf diesem Weg Leute erreichen können, die wir im Gottesdienst nicht erreichen und die auch nicht zu den Veranstaltungen kommen. Die aber trotzdem Interesse an christlichen Themen oder an christlicher Lebensführung haben.
Pfarrer Roland Klein: Unser erster Denkschritt war: Weg vom reinen Pfarrbrief, der Informationen für die Pfarrgemeinde enthält, hin zu einem Organ, das vor allem kirchlich Fernstehende ansprechen soll, damit sie informiert werden und wieder einen Zugang zur Pfarrei finden. Denn die eigenen Leute wissen Bescheid, was in ihrer Pfarrei passiert.
Markus Weinländer: Ich muss dazu sagen, dass es bei unserem Pfarrbrief schon immer eine gewisse Evolution gab. Wir schauen immer, dass wir den Pfarrbrief einen Schritt attraktiver machen.
Wie lange hat es gedauert, aus dem Pfarrbrief ein Pfarrmagazin zu machen?
Markus Weinländer: Das ging schnell. (lacht) Ich habe das mit Roland Klein abgesprochen und es einfach gemacht (lacht).
Das erste Pfarrmagazin, das Sie herausgebracht haben, erschien im Advent 2018 und hieß „Wir statt ich“. Dieses Magazin war der Auslöser für eine weitere neue Entwicklung.
Markus Weinländer: Ja, der Pfarrbrief „Wir statt ich“ hat die Nachbarpfarrei Neukirchen motiviert, sich bei unserem Pfarrbrief mit einzuklinken. Sie haben gesagt: ´Der Pfarrbrief schaut sehr gut aus und besser als alles, was wir zusammengebracht haben, da hängen wir uns mit dran.´ Wir haben sie überzeugt, dass sie bei uns in guten Händen sind. (lacht)
Pfarrer Roland Klein: Wir haben die Idee des gemeinsamen Pfarrbriefs in den Pfarrgemeinderat eingebracht und Markus Weinländer hat positiv Werbung gemacht. Die Pfarrgemeinderäte waren aufgeschlossen, sodass wir gesagt haben: Ok, wir probieren es.
Markus Weinländer: Darum geben wir das Pfarrmagazin jetzt gemeinschaftlich für zwei Pfarreien heraus. Für die Pfarrei Heldmannsberg-Pommelsbrunn und die Pfarrei Neukirchen.
Haben Sie auch über andere Modelle nachgedacht?
Markus Weinländer: Wir haben drei Modelle diskutiert, wie wir gemeinsam arbeiten könnten. Eine Überlegung war, dass die Nachbarpfarrei nur einige Artikel von uns übernimmt. Eine andere Idee, eine Art Pfarrbriefmantel zu machen. Da wären die Außenseiten gemeinsam gewesen und jeder hätte seine eigenen Themen reinnehmen können. Das Layout hätten wir aber trotzdem doppelt machen müssen. Beide Ideen haben wir verworfen.
Weil der Aufwand zu groß ist.
Markus Weinländer: Zum einen wegen des Aufwands, zum anderen, weil es in unseren Augen für Außenstehende egal ist, was in welcher Pfarrei stattfindet. Wenn ein Leser im Grenzgebiet zwischen den Pfarreien wohnt und keinen unmittelbaren kirchlichen Bezug hat, ist es ihm egal, ob ein Artikel zur Pfarrei Neukirchen oder zur Pfarrei Heldmannsberg-Pommelsbrunn gehört. Er entscheidet nach: interessiert mich oder interessiert mich nicht.
Rücken zwei Pfarreien durch ein gemeinschaftliches Pfarrmagazin näher zusammen?
Pfarrer Roland Klein: Wir versuchen seit Jahren zwischen diesen beiden Pfarreien Brücken zu bauen. Aber es fällt sehr schwer, denn sie sind relativ selbstständig in sich und die Wege bei uns in der Diaspora sind sehr weit. Die Pfarrei erstreckt sich insgesamt auf ungefähr 250 Quadratkilometer. Das ist ein riesen Gebiet. Darum war die Idee, einen gemeinsamen Pfarrbrief für beide Pfarreien zu erstellen. Denn wir wollen Informationen zwischen den Pfarreien transportieren, damit die eine Pfarrei mitkriegt, was die andere Pfarrei macht.
Markus Weinländer: Ein anderer Aspekt ist die größere Buntheit und Breite, die durch ein gemeinsames Pfarrmagazin entsteht und für die wir uns entschieden haben.
Verlief das Zusammenlegen beider Pfarrbriefe reibungslos?
Markus Weinländer: Am Anfang war es eine kleine Eifersüchtelei. (lacht)
Eifersüchtelei?
Markus Weinländer: Jeder hatte ein bisschen Angst zu kurz zu kommen und nicht genügend Sichtbarkeit zu kriegen.
Hat sich das bewahrheitet? Wie hat sich der Pfarrbrief durch die Fusionierung verändert?
Markus Weinländer: Wir haben unterschiedliche Rubriken eingeführt. Es gibt einen gemeinsamen Teil, das Schwerpunktthema und einen spezifischen Teil mit Lokalthemen für die Pfarrei Neukirchen und für die Pfarrei Heldmannsberg-Pommelsbrunn.
Pfarrer Roland Klein: So findet sich jeder wieder.
Der gemeinschaftliche Teil ist, zu Ihrer Überraschung, besonders groß geworden.
Markus Weinländer: Ja, wir haben gemerkt, dass an die 30 Seiten gemeinschaftliche Themen sind, die beide Pfarreien gleichermaßen betreffen und über die man gemeinschaftlich berichten kann. Sei es die Firmung oder die Ankündigung zum Misereor-Sonntag. Nur fünf bis sechs Seiten sind spezifisch für jede einzelne Pfarrei.
Für alle Pfarreien gleich sind auch die Schwerpunktthemen. Welche Themen greifen Sie hier auf?
Markus Weinländer: Unsere Schwerpunktthemen sind aktuell und breit aufgestellt. Das jetzige Schwerpunktthema heißt: "Das Kreuz mit dem Geld". Da greifen wir den Finanzskandal auf. Wir haben auch die Kirchenverwaltungsratswahl mit reingepackt. Im Herbst wird es darum gehen, wie wir unseren CO2-Footprint im Alltag in den Griff bekommen. Dazu wollen wir eine Veranstaltung in der Pfarrei machen, bei der ein Fachexperte aus dem Ordinariat kommt und uns das Thema vorstellt.
Themen, die nah an den Menschen sind! Wie kommen Sie auf diese Ideen?
Markus Weinländer: Es ist gut, einen aktuellen Anlass in der Pfarrei zu haben, an dem man das Schwerpunktthema aufmachen kann. Darum schauen wir, was in der Pfarrei läuft. Aber, wir nehmen auch Themenvorschläge vom Pfarrgemeinderat auf. Es ist lustigerweise so, dass ich mehr Themen hätte, als wir machen können (lacht).
Schwerpunktthemen, gemeinschaftlicher Teil, Lokalteil. Ihr Pfarrbrief ist stark gewachsen.
Markus Weinländer: Wir sind jetzt bei 44 Seiten angekommen.
Das hört sich nach deutlich mehr Arbeit an, als früher.
Pfarrer Roland Klein: Insgesamt ist der Aufwand nicht größer geworden. Für die Pfarrei Neukirchen stattdessen geringer. Sie haben dort sehr viel Zeit mit dem Layout verbracht. Jetzt macht das Markus Weinländer und der ist Profi. Er setzt sich hin, macht Zack Zack und bringt alles in das richtige Format.
Das bedeutet, dass das Pfarrbrief-Redaktionsteam aus Neukirchen aufgelöst wurde?
Markus Weinländer: Nein, in der Pfarrei Neukirchen gab es im Pfarrbriefteam zwei Mitarbeiter, die intensiv mitgeholfen haben: Die Pfarrsekretärin und der Gemeindereferent. Beide haben jetzt im gemeinsamen Heft bei uns mitgearbeitet. Die Hauptakteure aus unserer Pfarrei sind Pfarrer Klein und ich.
Welche Unterstützung bekommt Herr Weinländer von Ihnen Herr Klein?
Pfarrer Roland Klein: Mein Part ist es am Anfang des Jahres zusammen zu stellen wie viele Taufen wir haben, wie viele Hochzeiten, wie viele Leute in die Kirche ein- oder ausgetreten sind. Das sind wichtige Informationen. Das dürfen die Leute wissen. Ich liste auch die Spenden auf. Zu Kommunion und Firmung oder Frauenarbeit bringt unsere Gemeindereferentin Berichte und mailt sie dem Markus Weinländer. Diese Themen kommen in den Lokalteil.
Arbeiten Sie auch mit externen Autoren zusammen?
Pfarrer Roland Klein: Sie wissen ja selber wie das ist. Die Leute, die Artikel schreiben, die reißen sich nicht darum. (lacht) Es wäre natürlich schön. Je mehr Leute sich beteiligen, desto ansprechender und interessanter wird das Pfarrmagazin. Ziel ist es auf jeden Fall noch mehr Leute mit ins Boot zu holen.
Markus Weinländer: Wobei es momentan zwei Externe gibt, die uns Beiträge zuliefern. Zum Beispiel Franz Müller. Er schreibt normalerweise für die Lokalpresse und greift dort kirchliche Themen auf. Von ihm bekomme ich immer wieder Material. Ab und zu frage ich ihn auch, ob er zu einer Veranstaltung kommen kann, an der ich selbst nicht teilnehmen kann. Wir teilen uns die Arbeit auf.
Pfarrer Roland Klein: Außerdem holt Markus einzelne Leute dazu, die punktuell Artikel verfassen. Zum Beispiel einen Bericht über das Zeltlager. Das ist gut, denn ein Teilnehmer formuliert anders. Wesentlich näher, lustiger und ansprechender.
Auf einigen Seiten schreiben Sie über Gruppenstunden für Kinder in der Gemeinde.
Markus Weinländer: Ja, das ist die Annika. Die kümmert sich um die Jugendarbeit und macht eine bis vier Seiten in unserem Pfarrbrief.
Was haben die Leute zum neuen Format gesagt? Welches Feedback haben Sie bekommen?
Markus Weinländer: Das Feedback war durchweg sehr gut, vor allem zum Inhalt. Das hat mich überrascht.
Der Aufwand, die Mehrkosten, die dadurch entstehen, scheinen sich zu rentieren?
Markus Weinländer: Ich habe das mit unserem Pfarrer diskutiert. Wenn wir am Sonntag predigen und zwei oder drei Stunden an der Predigt arbeiten, erreichen wir auf diesem Weg vielleicht 150 Leute. Mit dem Pfarrmagazin erreiche ich potentiell 3000. Sagen wir, gut die Hälfte wirft das Ding weg, weil sie es nicht liest, dann bin ich bei 1500 Leuten. Das ist immer noch der Faktor 10. Dann kann ich auch den 10-fachen Aufwand von der Predigt in das Pfarrmagazin stecken. Denn das ist ein wichtiger Weg, Verkündigung zu betreiben.
Tipps von Markus Weinländer
1. Ohne Angst ausprobieren
Markus Weinländer: „Ich würde jeder Pfarrei raten, einfach loszulegen und mit Spaß an der Freude das zu tun, was sie kann. Starten Sie lieber, bevor Sie ein Jahr lang herum diskutieren. Sie können relativ wenig falsch machen. Ich habe gelernt, dass es sich lohnt, ohne Angst auszuprobieren – was nicht funktioniert, machen Sie beim nächsten Mal anders.“
2. Eine Zielsetzung überlegen
„Überlegen Sie sich eine Zielsetzung und schauen Sie, dass Sie diese einhalten können. Welche Leser wollen Sie erreichen, was möchten Sie ihnen mitgeben? Sie werden das nicht immer strikt befolgen können und wollen, aber manchmal hilft es, Prioritäten zu setzen.“
3. Inspirieren lassen
„Blättern Sie in anderen Publikationen, schauen Sie, was andere machen und holen Sie sich Anregungen. Zum Beispiel, wie ein Layout funktionieren kann. Ich sage immer: Lieber gut geklaut, als schlecht selber gemacht! Sie dürfen sich gerne inspirieren lassen.“
4. Hilfe holen
„Es ist gut, sich Hilfe zu holen. Da merken Sie zum Beispiel, dass andere Gemeinden ganz ähnliche Probleme haben wie Sie. Uns hat ein Studientag gut geholfen. Oder der Pfarrbriefcheck von Pfarrbriefservice. Wir haben die bestmögliche Pfarrbriefausgabe zusammengebaut, die wir mit Bordmittel hinbekommen haben und haben sie an den Pfarrbriefcheck geschickt. Wir wollten sehen, welche Tipps wir noch obendrauf bekommen. Es ist absolut legitim, sich helfen zu lassen.“