Jedes Handwerk hat Regeln, auch der Journalismus. Gute Texte zu schreiben ist keine Zauberei, sondern präzises Arbeiten, das durch Übung problemlos erlernt werden kann.
Die sechs „W"
- In Nachrichten und Berichten müssen unbedingt die folgenden sechs W-Fragen beantwortet sein: Was ..., wer ..., wann ..., wo ..., wie .... und warum ...?
- Die Reihenfolge hängt ab von der Wichtigkeit. Das für die Leserschaft Wichtigste kommt zuerst.
- Tipp: Ganz unten, am Ende dieser Seite, finden Sie eine Arbeitshilfe zum Finden und Sortieren von W-Antworten als PDF zum Herunterladen.
Der Artikelaufbau
- Ein guter Artikel beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung der gesamten Meldung in einem oder in wenigen Sätzen. Dieser „Vorspann“ erleichert es dem Leser zu entscheiden, ob er den gesamten Artikel lesen möchte. Anschließend folgen nähere Einzelheiten, und erst danach die allgemeinen Informationen.
- Ein Aufbau nach zeitlicher Reihenfolge von Ereignissen macht nur Sinn, wenn der Inhalt sonst nicht verständlich ist.
Der Einstieg in den Text
Der Einstieg in den Text bzw. der Textanfang animiert den Leser zum Weiterlesen.
Ein guter Einstieg in den Artikel gelingt:
- durch die wichtige Info: Aufgrund der wichtigen Info erhofft sich der Leser weitere Hinweise, die für ihn informativ oder hilfreich sind.
- durch das Zitat: Durch das Zitat sieht sich der Leser direkt und persönlich informiert.
Abkürzungen erläutern
- Namen von Instititutionen, Begriffe o.a. sollten bei ihrer ersten Nennung ausgeschrieben werden. Ein Kürzel in Klammern folgt direkt nach der ersten vollständigen Ausschreibung. Damit ist fachlich korrekt eine Abkürzung eingeführt, auf die dann im weiteren Text zurückgegriffen wird.
- Sind die betreffenden Abkürzungen ein Allgemeingut der deutschen Sprache, dann kann sofort abgekürzt werden: USA, SPD, CDU, UNO. Spätere Umschreibungen mit „Amerika", „Sozialdemokraten", „Christdemokraten", „Vereinte Nationen" sind trotzdem für manche Leser hilfreich.
Namen von Personen
- Personen sollten in einem Bericht mit Titel, Vornamen und Namen genannt werden. Wenn für den Inhalt des Textes die berufliche Funktion der Person eine Rolle spielt oder wenn die Person in ihrer Funktion gehandelt hat, muss auch die berufliche Funktion angegeben werden.
- Die Worte „Frau" und „Herr" werden nie vor Namen gestellt.
- Der geflügelte Ausdruck „Namen sind Nachrichten“ stimmt, wenn die Genannten bekannt oder bedeutsam oder prominent sind.
„man"
Die Ausformulierung von Sätzen mit „man" ist ein journalistisches Tabu. Denn „man" ist unspezifisch und ungenau, und deshalb unerlaubt. Es muss immer exakt angegeben werden, wer was tut.
Fakten und Zahlen
- Journalistische Arbeit orientiert sich zur richtigen Wiedergabe der Situation genau an den Fakten. Zahlen untermauern einen Artikel mit der geforderten Sachlichkeit.
- Wer beschönigt oder verschweigt arbeitet nicht journalistisch.
Nummern und Ziffern
- Nummern, d.h. Hausnummern, Telefonnummern etc., werden in den Zahlzeichen 0 bis 9 dargestellt.
- Bei Ziffern spaltet sich die journalistische Praxis: Ziffern von null bis zwölf werden in Buchstaben geschrieben. Alles was über 13 liegt, wird in Zahlzeichen notiert. Mengenangaben, die nicht auf den Kopf genau sind, werden in Buchstaben geschrieben: „rund hundert Pilger".
Zitieren und Wiedergeben
- Das gesprochene Wort fesselt. Auch in den Printmedien. Das Stilmittel der „direkten Rede" gibt wortwörtlich wieder, was eine Person gesagt hat. Die jeweiligen Aussagen werden dazu in Anführungszeichen gesetzt.
- Wer nicht direkt zitiert, gibt die Aussagen im Konjunktiv wieder, z.B.: „Es sei so üblich im Journalismus, sagte der Webmaster.“
- Wichtig bei Zitaten ist die Information, wann, wo und in welchem Zusammenhang die Person (Titel, Vorname, Nachname, Funktion) die Aussagen gemacht hat.
Die Überschrift
- Griffig, richtig, verständlich, prägnant, lebendig und möglichst plakativ sollen sie sein. Vor allem aber: „menschlich" und nicht „sächlich" oder gar „bürokratisch".
- Aus der Überschrift muss die Leserschaft erkennen können, worum es geht. Was der Titel verspricht, muss unbedingt im Text auftauchen.
- Die Überschrift hat nach Größe, Aufmachung und Art dem Inhalt, der Bedeutung und dem Stil des Artikels zu entsprechen.
- Die Überschrift soll den Leser, die Leserin aufmerksam und neugierig machen. Die Erfahrung beweist: Je reizvoller die Überschrift, desto eher wird auch der Text gelesen.
- Überschriften werden im Präsens formuliert: „Pfarrgemeinde XY reißt Kirche ab".
- Gemäßigter Telegrammstil ist nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht.
- Wortspielereien eignen sich nur, wenn sie auch wirklich orginell sind.
- Keine Kurzgeschichte in der Überschrift!
- Unbedingt vermeiden: feuilletonistische Schönfärberei, sprachliche Verschlüsselung und unverbindliche, unkonkrete Aussagen!
– Beispiel: „Vier gute Gründe, warum ich gegen Sonntagsarbeit bin" als Aussage eines Prominenten ist eine weit bessere Überschrift als „Mehrheit gegen Sonntagsarbeit".
Das Letzte
- Kommen nach dem „letzten Jahr" noch weitere Jahre? Nein! Sollten das Vorjahr gemeint, dann handelt es sich sprachlich korrekt um das „vergangene Jahr".
- „Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt." Schade, dass ein Sitzplatz freiblieb. Oder war vielleicht gemeint: „Das Konzert war ausverkauft" oder „Alle Plätze waren besetzt"?
Anschaulich Schreiben mit klaren Worten
Die „..ung"-Worte
Achtung, dies ist eine Warnung und Mahnung: Wörter, die auf „ung" enden, haben einen negativen Beigeschmack.
Worte mit „ung" wirken oft nicht, weil die Handlung nicht mehr zu spüren ist: „ich mache eine Besorgung", „er sorgte für Erledigung", „es verfehlte die Wirkung". Besser: „ich besorge etwas", „er erledigte die Aufgabe", „es wirkte nicht".
Ähnliches gilt für Worte, die auf "...heit" oder "...keit" enden.
Generell empfiehlt es sich Sätze aktiv mit einem Tätigkeitswort (Verb) auszuformulieren und dafür Hauptwörter und Passivsätze zu vermeiden.
Überflüssige Worte vermeiden
Typische Beispiele für überflüssige Worte: irgendwie, eigentlich, recht, auch. Gerade ungeübte Schreiber sind gerne versucht, ihre Sätze und Formulierungen durch solche Füllwörter aufzublasen. Weniger ist hier oft mehr!
Keine Fremdworte verwenden
- Berichte sollten in einer verständlichen Sprache verfasst sein, die alle Leser anspricht.
- Fremdworte dürfen verwendet werden, sofern sie in die Alltagssprache eingesickert sind (z.B. „Handy“, „Computer“).
Fachbegriffe erklären
Zum Informationsauftrag gehört, Leserschaften Neues und Fachliches zu vermitteln. Dazu sind Fachbegriffe unerlässlich. Deshalb sind Fachbegriffe zu nennen, aber auch erläuternd zu umschreiben: „Das Evangelium, eine Lesung aus dem Neuen Testament, wurde vom Pfarrer ausgelegt." Ob das Neue Testament bereits ein Fachbegriff ist, hängt von der Leserschaft ab und muss im Einzelfall abgewägt werden. Oftmals gibt es neben Fachbegriffen auch populäre Begriffe. Vielleicht sind sie nicht deckungsgleich, aber sie orientieren die Leserschaft hinreichend: „Eucharistiefeier" ist vielen unbekannt; „Messe" kennt fast jeder.
Wort-Wechsel einbringen
Ein Text wirkt lebendig, wenn er für ein Wort auch andere Begriffe benutzt. Statt mit einem Pkw können die Messdiener auch mit einem Kraftfahrzeug, einem Auto, einem Fiat zur Kirche gefahren sein.
Doch Vorsicht: Zu viele Synonyme verwirren und blumige Kunstworte („Vierrad") schaden eher.
Wortschlangen müssen draußen bleiben
Begriffe, die sich aus mehreren Worten zusammensetzen, sind nicht sofort zu erfassen: beispielsweise Cashewäpfel, Marserkundung, Kerzenpen, Kinderumfrage.
Cashew-Äpfel, Mars-Erkundung, Kerzen-Pen, Kinder-Umfrage – das liest sich auf Anhieb.
Flotter Stil durch prägnante Sätze
Mit Verben formulieren
Der Bericht-Erstatter vor Ort schildert für seine Leser die Vorgänge aktiv und verwendet Tätigkeitswörter (Verben) so oft es geht. Passiv-Konstruktionen sind wirklichen Leidenssituationen vorbehalten.
Beispiele:
„Die Pfarrgemeinde hält eine Wahl ab." – Besser: „Die Pfarrgemeinde wählt."
„Eine Auto-Waschakktion wurde von Pfadfindern durchgeführt." – Besser: „Die Pfadfinder haben Autos gewaschen."
Attribute wecken Empfindungen und Vorstellungen
So genannte „Wie-Worte" („klein", „groß" ... ) kennzeichnen besondere Substantive: „Die kleine Pfarre hat große Sorgen". Attribute wecken bei Lesern Empfindungen und Vorstellungen. Dieses Sinnliche ist wichtig, weil ein reiner Text Töne und Farben für die sinnliche Wahrnehmung nicht transportieren kann.
Doch Vorsicht: Attribute werten einen Sachverhalt.
Kurze Sätze
- Endlose Sätze töten jede Leselust. Kurze Sätze helfen dem Leser, die wichtigen Ereignisse mitzuerleben und jedes Detail zu verstehen.
- Schema: Eine Person und ihr Handeln – Satzpunkt. Die nächste Handlung der Person und die Konsequenzen – Satzpunkt.
Hauptsatz und Nebensatz
Wichtiges kommt in den Hauptsatz, und im Nebensatz folgt Untergeordnetes. Mehr als ein Nebensatz macht den Satzbau kompliziert und erschwert das Leseverständnis. Das Gleiche gilt für Verschachtelungen von Haupt- und Nebensätzen.
Satzart wechseln
Immer gleichförmige Sätze ermüden die Leser. Erst eine wohldosierte Abwechslung macht einen Text wirklich lebendig.
- Ein Hauptsatz, danach ein Hauptsatz mit Nebensatz, danach wieder ein Hauptsatz.
- Zitate und direkte Rede gehören zu den Glanzlichtern eines Berichtes.
- Nach der Liste harter Zahlen folgt eine Schilderung von Ereignissen.
Satzzeichen sind Lesehilfen
- Der Satzpunkt schließt ab: Eine Zahl, ein Faktum, ein Ereignis – Punkt und Stopp des Leseflusses.
- Das Komma verbindet Sätze, trennt aber Inhalte voneinander.
- Der Doppelpunkt öffnet seinen Satz für den Folgesatz, der eine ergänzende Information bringt.
- Gedankenstriche markieren Einschübe als Zusatzinfo.
- Anführungsstriche gibt es nur bei besonderen Namen.
- Rede-Striche gehören zum Zitat.
- Das Semikolon ist selten.
- Das Fragezeichen kommt nicht vor.
- Das Ausrufezeichen kennt nur die „Bild“-Zeitung.
Schreibblockaden –
So gelingt es, das Papier wieder zu füllen
In der täglichen (PR-) Kommunikation ist das geschriebene Wort von immenser Bedeutung. Produktprospekte, Pressemitteilungen und Konzepte müssen geschrieben werden, zusätzlich zur täglichen Korrespondenz via Brief, Fax und E-Mail. Doch selbst routinierten Schreibern fällt das Schreiben nicht immer gleich leicht.
Wer gerade besonders viel zu tun hat, keine Zeit zur Konzentration findet und dazu in einer hektischen und lauten Umgebung arbeitet, ist auch als „Profi-Schreiber“ nicht davor gefeit: die Schreibblockade. Hier soll vorgestellt werden, was es mit dem Phänomen der plötzlichen Schreibhemmung auf sich hat und welche Strategien man dagegen anwenden kann – denn Zeit durch Schreibblockaden zu verlieren, kann sich kaum jemand leisten.
Der gesamte Artikel steht als Download (PDF) auf der Internetseite www.brainguide.de/Schreibblockaden zur Verfügung.