Das Pressegespräch ist die eindrucksvollste Art, zu informieren, zu berichten oder für Klarheit zu sorgen. Diese Chance sollte gezielt für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden. Für das Gespräch mit Journalisten gilt wie sonst auch: Gute Gespräche brauchen gute Vorbereitung.
Presse-Konferenz oder Presse-Gespräch?
Die Presse-Konferenz rechnet mit vielen teilnehmenden Journalisten und ist relativ streng in ihrer Form: Begrüßung, vorbereitetes Statement, Rückfragen der Journalisten, Verabschiedung.
Das Presse-Gespräch findet in kleinerem Rahmen statt. Es ist persönlicher als die Presse-Konferenz und bietet den Journalisten mehr Gelegenheiten, Rückfragen zu stellen. Auch das Presse-Gespräch kennt einen formalen Rahmen: Begrüßung und Vorstellung der Gesprächspartner, Information und Stellungnahme, Rück- und Nachfragen der Journalisten, Antworten im Gespräch, Verabschiedung.
Gute Gründe sollten vorliegen
Das Vorbereiten wie auch das Durchführen eines Presse-Gesprächs oder einer -Konferenz sind mit einem gewissen Aufwand verbunden. Auch die Journalisten kostet es relativ viel ihrer Arbeitszeit, an einer solchen Presseveranstaltung teilzunehmen.
Deshalb sollten für eine Einladung zumindest drei der folgenden Bedingungen erfüllt sein:
- Der Anlass ist zu komplex, um ihn in einer kurzen Presse-Mitteilung unterzubringen. Sind einerseits das Informieren und andererseits das gezielte Rückfragen der Journalisten möglich, wird es gelingen den schwierigen Sachverhalt gemeinsam und gut auszuleuchten.
- Mehrere Experten (max. vier) werden sprechen. Durch diese Experten-Ballung lockt das Presse-Gespräch / die Presse-Konferenz mit viel Know how und Kompetenz.
- Für die Journalisten wird der persönliche Eindruck vor Ort interessant sein.
- Eine außergewöhnliche Neuigkeit oder eine unangenehme Tatsache sind bekannt zu geben.
- Es besteht eine akute Notsituation oder ein besonderes Problem, und über das Presse-Gespräch sind am schnellsten die Stellungnahmen vermittelt.
Vorüberlegungen zu Informanten bzw. Gesprächspartnern
- Welche Gesprächspartner/Fachleute sind interessant für die Journalisten?
- Wer wird von der Zielgruppe akzeptiert und gehört?
- Wer liegt auf unserer Linie?
- Wo liegt die inhaltliche Kompetenz der einzelnen Gesprächspartner?
- Welcher Gesprächspartner kann welche Inhalte gut vermitteln?
Es hat sich bewährt, die Anzahl der Informanten auf max. vier zu begrenzen und sich im Vorfeld genau zu verabreden, in welcher Reihenfolge die Statements vorgetragen werden. Eine Redezeit von max. fünf Minuten pro Beitrag sollte ausreichen.
„Was antworte ich, wenn ... ?"
- Journalisten haben den Auftrag, im Interesse ihrer Leser, Hörer und Zuschauer möglichst viele Informationen zu sammeln. Außerdem wollen sie einen Sachverhalt möglichst umfassend verstehen.
- Deshalb wollen sie mehr erfahren, als ein Gesprächspartner sehr gerne und sofort berichtet. Und so fragen sie nach – gezielt, kritisch, hartnäckig, provokant.
- Als Gesprächspartner sollte man die Fragen der Journalisten daher nicht als persönlichen Angriff werten. Vielmehr macht es Sinn, mit solchen tiefer gehende Nachfragen zu rechnen, und entsprechend vorbereitet zu sein.
Zur guten Vorbereitung gehört es das Thema, den Anlass und die zu vermittelnden Informationen darauf zu prüfen, …
- welche W-Fragen (wer, wie, was, warum ...) sie aufwerfen,
- welche Informationen hinterfragt werden könnten,
- wie Hinweise missverstanden oder fehlgedeutet werden könnten und
- welche weiteren Aspekte sich mit dem Thema oder Anlass verbinden sowie
- welche kritischen Einwände oder Anfragen möglich sind.
Alle denkbaren Fragen, die Journalisten stellen könnten, sollten in der Vorbereitung sowohl notiert wie auch beantwortet werden.
Journalisten haben auch Fragen, auf die der Gesprächspartner nicht öffentlich antworten möchte. Für diesen Fall gibt es zwei Regeln des Einverständnisses:
- Der Gesprächspartner sagt: „Zur Sache XY möchte (darf, kann) ich zurzeit nichts sagen."
- Dies respektieren die Journalisten – jedoch berichten sie unter Umständen, dass zur Sache XY keine Informationen gegeben worden sind.
- Der Gesprächspartner sagt: „Diese Informationen sind nur für Sie und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt."
- Dies akzeptieren die Journalisten und behalten die Infos (beinah immer) für sich.