Seit 2013 können Redaktionen ihren Pfarrbrief im kostenfreien Pfarrbrief-Check auf Herz (Inhalt) und Nieren (Layout) prüfen lassen. Die beiden Journalistinnen Christine Cüppers und Ingrid Fusenig sind seit Beginn die Pfarrbrief-Checkerinnen. Im Interview spricht Christine Cüppers über Veränderungen in dieser Zeit, über lesenswerte Pfarrbriefe und warum für sie Pfarrbriefleute besondere Menschen sind.
Liebe Christine, fast 300 Pfarrbriefe lagen in den 10 Jahren Pfarrbrief-Check auf deinem Schreibtisch zur Prüfung. Hattest du jemals das Gefühl: Da kann jetzt nicht mehr viel Neues kommen?
Christine Cüppers: Das dachte ich zu Beginn 2013, nach dem Motto: Kennst du einen, kennst du alle. Aber ich habe mich geirrt. Ich finde es absolut spannend, dass ich keine Klone sehe. Jeder einzelne Pfarrbrief ist ein individuell gestaltetes Medium, mit dem Pfarreien mit ihren Mitgliedern kommunizieren. Es gibt sehr viele überraschende und begeisternd gut gemachte Pfarrbriefe in unserer Pfarreienlandschaft. Was ich da an Arbeitsaufwand, an Einsatz und gelingender Kommunikation sehe, davor ziehe ich seit dem ersten Pfarrbrief-Check nach wie vor den Hut.
Haben sich die eingereichten Pfarrbriefe im Laufe der Zeit verändert?
Christine Cüppers: Ja, das kann ich beobachten. Anfangs überwogen die Pfarrbriefe, die monatlich oder sogar wöchentlich erschienen. Diese enthielten die Gottesdienstordnung, Termine und ein Geleitwort des Pfarrers, meist in schwarz-weiß und vervielfältigt im Pfarrbüro. Mittlerweile fällt auf, dass die meisten der eingereichten Pfarrbriefe entweder pro Quartal oder „nur“ zu Weihnachten und Ostern erscheinen. Die Farbigkeit hat zugenommen, und die Pfarrbriefe werden häufiger in Druckereien gedruckt. Es gibt deutlich mehr Pfarrbriefe im DinA4-Format, und inhaltlich greifen mittlerweile viele Redaktionen Schwerpunktthemen auf. Das war anfangs eher selten.
Welche Dinge beobachtest du häufig in den Pfarrbriefen?
Christine Cüppers: Mir fällt auf, dass viele Redaktionen die strukturellen Veränderungen hin zu größeren Seelsorgeeinheiten nutzen, um sich grundlegende Gedanken zum Konzept zu machen. So fragen sie sich, ob in den beispielsweise elf Gemeinden noch einzelne Pfarrbriefe Sinn machen oder ob ein gemeinsames Produkt in der neuen Einheit geeigneter wäre. Ist die Entscheidung für einen gemeinsamen Pfarrbrief gefallen, beobachte ich, dass sich Redaktionen vor allem konzeptionelle Fragen stellen: Was sind die Themen für unsere Leser? Was können wir leisten? Einige Pfarreien führen dazu sogar Leserbefragungen durch. Ich beobachte auch, dass viele Redaktionen Layouter für die Gestaltung mit ins Boot nehmen und auch ausgebildete Journalisten für die Textarbeit. Auf der anderen Seite gibt es aber auch noch das klassische Modell des Pfarrbriefes mit traditionellen Inhalten, wie dem Heiligen des Monats, der Gottesdienstordnung und Terminen und einem Geleitwort des Pfarrers. Ein Heft, das vor allem zwischen Pfarrer und Pfarrsekretärin entsteht. Nicht selten klagen mir die Pfarrsekretärinnen ihr Leid mit dieser Art von Pfarrbrief, weil viel Arbeit an ihnen hängen bleibt und sie sich nicht in der Lage sehen, angesichts der knappen Zeit sich auch noch um lesenswerte Beiträge für den Pfarrbrief, wie zum Beispiel ein Porträt oder ein Kurz-Interview zu kümmern.
Bei einem Heft, das hauptsächlich im Pfarrbüro entsteht, fehlen die vielfältigen Sichtweisen, die ein Redaktionsteam aus verschiedenen Menschen leisten kann, oder?
Christine Cüppers: Ja, das bestätigt auch ein Blick ins Impressum von besonders gelungenen Pfarrbriefen. Im Idealfall gehören zum Redaktionsteam Vertreter der verschiedenen Gemeinden und Gruppierungen. Dadurch weiten sich die Blicke und auch die Kontakte in die Pfarrei.
Was macht für dich einen Pfarrbrief lesenswert?
Christine Cüppers: Der lesenswerte Pfarrbrief wendet sich an Menschen, die sich für Kirche und Pfarrei interessieren. Gleichzeitig hat er die im Blick, die nicht unbedingt zu den Insidern gehören, sondern beispielsweise als Neuzugezogene in der Pfarrei leben oder die der Kirche auch kritisch gegenüber stehen. Lesenswert ist der Pfarrbrief dann, wenn er diesen Menschen vermittelt: Du darfst so sein, wie du bist. Zugleich schau doch mal, was Tolles in unserer Pfarrei läuft und was die Kirche Gutes zu bieten hat.
Du bewertest ja nicht nur, sondern du gibst auch Tipps für Veränderungen. Hast du den Eindruck, dass deine Hinweise und Anmerkungen im Pfarrbrief-Check etwas bewirken?
Christine Cüppers: Eindeutig ja. Wir haben ein paar „Wiederholungstäter“, die zum wiederholten Mal einen Check bekommen. Da kann man sehr schön sehen, wie im Lauf der Jahre meine Tipps aufgegriffen werden. Teilweise melden Redaktionen zurück, welche Tipps und Anregungen sie übernehmen können und wollen. Auch einige Beispiel-Pfarrbriefe mit „Veränderungs-Nachweisen“ wurden schon geschickt. Ich kann mich an ein Redaktionsteam erinnern, das schrieb: ‚Wir haben jetzt das Interview als feste Rubrik. Das haben Sie uns geraten; es ist total schön, wir haben großen Spaß damit.‘ Viele Redaktionen melden zurück: ‚Es ist ganz wichtig, eine externe Einschätzung aus Sicht der Leser zu bekommen.‘
Viele positive Rückmeldungen also, obwohl Veränderung ja erst mal Arbeit mit sich bringt ...
Christine Cüppers: Wohl wissend, dass in den Pfarrbriefteams keine Menschen sind, die sich hauptberuflich damit beschäftigen, versuche ich, möglichst solche Tipps zu geben, die die Arbeit vereinfachen. Ein Beispiel: Statt mit 27 Schrifttypen für alle möglichen Arten von Überschriften, Hervorhebungen oder Textteilen an den Start zu gehen, braucht es eigentlich nur eine Schriftart für Überschriften und eine andere für den Fließtext. Wenn man diesen Rat beherzigt, spart man sich enorm viel Arbeit und erhält einen viel übersichtlicheren und optisch ansprechenderen Pfarrbrief.
10 Jahre Pfarrbrief-Check bedeuten für dich ...
Christine Cüppers: … neben der wertvollen Zusammenarbeit mit euch von Pfarrbriefservice.de und einer absolut spannenden und vielseitigen Arbeit vor allem ganz viele tolle Menschen, zu denen ich Kontakt hatte oder noch habe. Pfarrbriefleute sind für mich besondere Menschen. Sie sind dankbar dafür, dass sie in ihrem Tun wahrgenommen werden und sich jemand mit ihrer Arbeit konstruktiv auseinandersetzt. Das ist für viele sehr, sehr wichtig.