Nach anstrengenden 17 Jahren in der Redaktion der Zeitschrift „Stimmen der Zeit“ steht für den 54-jährigen Jesuiten Andreas Batlogg ein Sabbatjahr in Israel bevor, als ihn aus heiterem Himmel die Diagnose Darmkrebs ereilt. Auf einen Schlag platzen alle Vorhaben, eine sofortige Behandlung ist unerlässlich, die Krankheit beansprucht alle Kräfte und alle Gedanken – bis hin zur bohrenden Frage, ob vielleicht der baldige Tod bevorsteht.
Was wirklich Trost spenden kann
Es folgt ein viele Monate dauernder Behandlungsweg mit Bestrahlungen, Chemotherapie und Operationen – ein Weg voller Ängste, Einbußen und Einschränkungen. Der Autor beschönigt nichts und gibt offen zu, dass vieles fromme Gerede auf dem Prüfstand einer solchen Extremsituation nicht standhält, dass überhaupt vorschnelle Vertröstungen versagen. Und doch öffnet ihm die Krankheit die Augen für Neues und zeigt, was wirklich Trost spenden kann: menschliche Zuwendung, die nicht viele Worte macht, echte Freundschaften und nicht zuletzt der Glaube an einen liebenden Gott, der in Jesus Christus immer da ist. Diese spirituelle Einsicht gewinnt freilich erst durch die durchlittene Realität hindurch ihre eigentliche Wahrheit.
Mutige Offenheit
Die mutige Offenheit, mit der Pater Batlogg das Erleben und Erdulden seiner Krankheit beschreibt, ist beeindruckend. Wirklich schonungslos schildert der Jesuit die Verletzlichkeit seines Leibes wie seiner Seele. Gerade in der freimütigen Darstellung, die kein schlimmes Detail ausspart, geschieht eine Mit-Teilung von Krankheit und Leiden, die den Leser zu größerer Empathie gegenüber Kranken wie zu einem wacheren Bewusstsein der eigenen Endlichkeit befähigt und ein gelassen und frei machendes Gottvertrauen vermittelt. (Sankt Michaelsbund)
Andreas R. Batlogg: Durchkreuzt. Mein Leben mit der Diagnose Krebs. Innsbruck : Tyrolia Verlag, 2019. – 192 S.; 19,95 €
(Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der Sankt Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.)
Ab dem 15. April 2019 ist bei Angabe der Quelle der freie Abdruck des Textes erlaubt.