Cautela! Prävention stärken – Heilung fördern

Der Medientipp, um Mobbing oder Missbrauch in der Schule zu thematisieren

von Christine Seuss, www.vaticannews.va (gekürzte Fassung), © Dicastery for Communication 2019 am 02.05.2019 - 04:00  

Loyola Productions Munich GmbH / Illustration: Felicitas Richter

Das Multimedia-Paket „Cautela!“ will helfen, eine „Kultur zu verändern“.

Wie geht man mit sensiblen Themen wie Mobbing oder Missbrauch in der Schule um? Ein Multimedia-Paket gibt Eltern, Schülern und Lehrpersonal Antwort. „Cautela! - Prävention stärken, Heilung fördern“ ist nach sorgfältiger Vorbereitung durch ein Team aus Fachleuten vieler Disziplinen entstanden.

Hinter dem Projekt steht der Jesuitenpater und Filmproduzent Christof Wolf. Er erklärt im Gespräch mit Vatican News: „Cautela ist ein Programm, um zu lernen, wie man mit Themen von Missbrauch und Mobbing umgeht und wie man die Menschen dafür sensibilisiert.“ Die Idee zu einem fiktionalen Filmprojekt liege eigentlich nahe, auch wenn bislang noch nicht viele derartige Angebote auf dem deutschsprachigen Markt seien, erläutert Wolf.

„Eine Kultur verändern“

Denn eine rein rationale Ansprache, wie sie bei Vorträgen oder Fortbildungen geschehe, erziele oft nicht die gewünschte Wirkung, helfe nicht dabei, eine „Kultur zu verändern“: „Das Medium, das das leistet, ist der Film. Denn der bietet zwei Möglichkeiten, zunächst einmal das Identifikationsangebot, aber auch das Distanzierungsangebot. Also, das bin nicht ich, sondern es ist eine Filmfigur, der etwas widerfährt. Das heißt, damit habe ich eine gewisse Distanz und kann etwas formulieren, was ich vielleicht selbst erlebt, aber mich nie zu sagen getraut habe.“

Das Programm besteht aus drei Filmen – je einem für Kinder, für Lehrkräfte und für Eltern – sowie einem Arbeitsbuch, es ist als Klassensatz zum Selbstkostenpreis erhältlich. In Zusammenarbeit mit dem Münchner Pater-Rupert-Mayer-Gymnasium und dessen Lehrern, Schülern und Eltern wurden das Arbeitsbuch und die Filme mehrfach getestet und bewertet.

Loyola Productions Munich

Screenshot aus dem Film für Lehrkräfte

In dem Film, der sich an die Pädagogen richtet, geht es um den Fall eines ehemaligen Kollegen, der wegen Missbrauchs eines Schülers verurteilt wird. Die Kollegen müssen sich selbst der Frage stellen: „Warum habe ich selbst nichts gemerkt? Wo hätte ich genauer hinschauen müssen?“ Die Lehrer als Vertreter einer Institution für das Thema zu sensibilisieren, ist für Pater Wolf der erste und unabdingbare Schritt hin zu einem echten und langfristigen Kulturwandel. Das Arbeitspaket ist mehrstufig aufgebaut, die Fragestellungen und Problematiken, die es behandelt, vielfältig: von Mobbing auf dem Pausenhof über Misshandlung von Kindern bis hin zu sexuellem Missbrauch.

Loyola Productions Munich

Screenshot aus dem Film für Schüler

Lernen, sich selbst zu einer Drohsituation zu verhalten

Dann gibt es die Schüler: Hier liegt der Fall anders, die Geschichte ist in eine Märchenhandlung eingebettet. Es gibt zwei verschiedene Versionen der begleitenden Fragen, altersstufengerecht angepasst: „Märchen, weil es die Erzählform einer für uns heilen Welt ist. Dieser Rahmen ist auch sehr wichtig, denn er zeigt, dass wir nicht in einer Welt leben, die voller Horror steckt, weil man Kinder sehr schnell destabilisieren kann. Dann ist es umso wichtiger, dass die Form etwas Heiles hat“, erläutert Pater Wolf. Thema ist eine „Mutprobe“. Doch der Junge, der zu Gewalt gegen eine Freundin angestachelt werden soll, widersetzt sich der intensiven Bedrängung seiner Kameraden und zeigt so einen Ausweg aus einer ausweglos scheinenden Situation auf. Im Nachgang beschäftigen sich dann die Kinder unter Anleitung des Lehrers selbst mit dem Gesehen, können formulieren, was sie selbst bewegt hat.

Loyola Productions Munich

Screenshot aus dem Film für Eltern

Der dritte Film hingegen richtet sich an die Eltern – und in einem weiteren Sinn an jeden Erwachsenen. Die hässliche Narbe, die der Missbrauch im Kindesalter in einem mittlerweile erwachsenen Mann hinterlassen hat, bricht auf, er verlässt seine Frau, die ihm über die Jahre hinweg zur Seite stand. Sie und die Schwester des Mannes sitzen im Gespräch am Küchentisch und versuchen, das Erlebte zu verarbeiten und einzuordnen. „Das ist natürlich sehr anspruchsvoll. Aber auf diese Weise bekommt man ein Angebot, wie man darüber sprechen kann“, so Pater Wolf mit Blick auf die verschiedenen Identifikationsmöglichkeiten, die das Setting bietet.

Opferschutz hat höchste Priorität

„Und vom Konzept her haben wir das Bild einer Zwiebel, die wir dann schälen. Es gibt für jeden Film acht Fragen, und die beginnen sozusagen mit der äußeren Zwiebelschale. Das wird dann immer intensiver, aber, was bei diesem Thema extrem wichtig ist, ich selbst bestimme das Tempo und bestimme, wie weit ich gehen kann und will. Und das ist eine große Chance, weil ich dann auch die nötige Sensibilität dazu erwerbe. Opferschutz hat die höchste Priorität, und das beginnt bei mir selbst, so dass ich mich dann auch nicht selbst überfordere“, so Pater Wolf.

Alle Arbeitsmaterialien sind online erhältlich, die Papierversion für die Gruppenarbeit in der Klasse oder beim Elternabend kann zum Selbstkostenpreis von 9,95€ erworben werden. Mehr Informationen zu dem Programm gibt es bei Loyola Productions Munich unter info@lp-muc.com, unter www.cautela.de oder telefonisch unter 089/23862418.

Christine Seuss, www.vaticannews.va (gekürzte Fassung), © Dicastery for Communication 2019, In: Pfarrbriefservice.de

(Text ist freigegeben für einen Abdruck in Pfarrbriefen)

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