Nach dem großen Erfolg seines Buches mit Briefen an die erfundene Familie Westerkamp hat sich der Theologe Gerhard Lohfink wieder den interessierten Herrn Westerkamp als Gesprächspartner gewählt, um mit diesem in einem sehr dichten fiktiven Dialog die wichtigsten Fragen über das „Geheimnis des Galiläers“ zu beleuchten. Die Gesprächsform mit Verständnisrückfragen, Ergänzungen oder Einsprüchen eignet sich dabei besonders gut, um auch komplexere Sachverhalte und Hintergründe verständlich und sogar spannend und unterhaltsam zu präsentieren.
In diesem Dialog geht es um Fragen, wie: Welche Jesus-Worte sind wohl authentisch und welche womöglich nachträgliche Zuschreibungen? Was ist an den Evangelien zuverlässiger historischer Bericht, was theologische Deutung des jeweiligen Evangelisten? Wie kann man den Sinn von Jesu Gleichnissen heute noch verstehen? Worin liegt die eigentliche Wahrheit in den Erzählungen über Jesus? Wie sind die enormen Spannungsbögen in der Verkündigung Jesu zu erklären?
Am Ende läuft alles auf die entscheidende Frage hinaus: Wie hat Jesus sich selbst verstanden? Was war sein Anspruch? Jesus redet nicht viel von sich selbst und eigentlich immer nur indirekt; er redet vor allem von der Gottesherrschaft – allerdings lässt er auch keinen Zweifel, dass diese jetzt, mit ihm gekommen ist. Jesus redet und handelt, als würde er selbst an der Stelle Gottes stehen – und das fordert die Menschen aufs äußerste heraus, damals wie heute.
Im Vorwort wünscht sich der Autor, sein Buch möge vielen Menschen helfen, dem Geheimnis Jesu näher zu kommen. Das Potential dazu hat es in jedem Fall. (Sankt Michaelsbund)
Gerhard Lohfink: Das Geheimnis des Galiläers. Ein Nachtgespräch über Jesus von Nazaret. Freiburg : Herder Verlag, 2019. – 278 S.; 28,00 €
(Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der Sankt Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.)
Ab dem 16. August 2019 ist bei Angabe der Quelle der freie Abdruck des Textes erlaubt.