Große Verantwortung

Weihbischof Robert Brahm betont Wichtigkeit der Pfarrbriefarbeit auf einem Medientag in Trier

von Weihbischof Robert Brahm am 04.12.2014 - 07:00  

Christian Schmitt

Pfarrbriefe zu erstellen ist kein Randbereich kirchlicher Aktivität, sondern immer auch Verkündigung und damit einer der Mittelpunkte des kirchlichen Auftrags, meint Weihbischof Robert Brahm.

Liebe Pfarrbriefmacherinnen, liebe Pfarrbriefmacher,
liebe Schwestern und Brüder,

Ihren Pfarrbrief gestalten Sie zum Teil schon sehr lange, oder Sie haben gerade erst damit begonnen. Wie auch immer, einen ganzen Tag nehmen Sie sich heute hier im Robert Schumann Haus Zeit, um Ihr Können zu verbessern.

Woche für Woche, oder Monat für Monat oder Quartal für Quartal einen Pfarrbrief gestalten, das ist kein Randbereich kirchlicher Aktivität.

Es ist auch mehr, als Mittel zum Zweck, es geht nicht nur darum, dass alle Termine, Angebote und Gottesdienstzeiten gut kommuniziert sind.

Die Gestaltung eines Pfarrbriefes ist immer auch Verkündigung und damit einer der Mittelpunkte unseres kirchlichen Auftrags.

Kommunikation ist Wesen und Auftrag der Kirche.

Pfarrbriefe helfen der Kirche, sich der heutigen Welt verständlich zu machen und sie fördern das innerkirchliche Gespräch.

Auf den ersten Blick scheint in der heute so schnelllebigen Medienwelt dabei das Medium Pfarrbrief nicht mehr beachtenswert, ja beinahe überholt. Doch die bundesweite Umfrage (MDG 2014) unter rund 900 Pfarrbriefredaktionen hat gezeigt, dass der Pfarrbrief und die gedruckte Gottesdienstordnung von allen kirchlichen Medien noch immer die höchste Reichweite hat.

Was diesen Erfolg ausmacht ist sicher die Nähe, die die Pfarrbriefe zum Lebensumfeld der Menschen haben, die Nähe zu „ihrer“ Pfarreiengemeinschaft. Sie sollen das aufgreifen und wiedergeben, was die Gemeinden und die Menschen bewegt, was sie beschäftigt, worüber sie sich freuen, wofür sie dankbar sind und auch worum sie Sorge oder Angst haben. Hier müssen wir mehr als nur reine Informationen vermitteln.

Damit wird eine weitere Dimension der Pfarrbriefarbeit deutlich: Die Seelsorge. Denn der Pfarrbrief ist für die Gemeinden mehr als nur reine Information. Er gibt auch Anstösse. Durch seine unterschiedlichen auch besinnlichen Texte und Bilder, fördert er die Auseinandersetzung mit Fragen des Glaubens und vertieft die persönliche Beziehung zu Gott. Es muss immer auch Platz sein für Bilder und Texte, die zum Anhalten einladen, die stutzig und nachdenklich machen, die schmunzeln lassen.

Der Pfarrbrief ist das Basismedium für die Katholiken vor Ort, das alle erreicht und ist damit für die religiöse und kirchliche Kommunikation grundlegend.

Dabei geht es um mehr als nur ein einseitiges Verhältnis, in dem Kirche mit Hilfe der Medien ihre Botschaft in die Welt entlässt. Die Pastoralinstruktion „Communio et Progressio“, die 1971 von der Päpstlichen Kommission für die Instrumente der sozialen Kommunikation herausgegeben wurde, formuliert es wie folgt: Die Medien „helfen der Kirche, sich der heutigen Welt verständlich zu machen; sie fördern das innerkirchliche Gespräch; schließlich vermitteln sie der Kirche das Verständnis für die Mentalität und die Menschen unserer Zeit, denen sie auf Gottes Geheiß die Botschaft vom Heil bringen soll.“ (CeP, 125).

Auf den ersten Blick scheint in der heute so schnelllebigen Medienwelt, in der die Halbwertszeit von Informationen immer geringer wird, eine Schrift zur Aufgabe der Medien innerhalb der Kirche aus dem Jahre von 1971 nicht mehr beachtenswert. Doch „Communio et Progressio“ hat in diesem Zusammenhang nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Sie unterstreicht deutlich das Wechselspiel und die tiefe Verbindung von Kirche- Medien und Mensch.

Bereits dieser kleine Exkurs, meine sehr geehrten Schwestern und Brüder, macht deutlich, wie komplex, wie wandelbar aber auch wie spannend das Thema Medien in der kirchlichen Arbeit ist. Sie als Pfarrbriefmacher und Pfarrbriefmacherinnen haben eine große Aufgabe. Sie stehen immer wieder vor Veränderungen und Herausforderungen, jedoch auch vor großen Chancen.

Diesen Herausforderungen und Chancen muss sich die Kirche stellen. Sie muss neben den verschiedensten Medien weiterhin den Pfarrbrief nutzen und durch dieses Medium sinnvoll und wertvoll handeln, denn die Kirche hat eine sinn-volle und wert-volle Botschaft.

Betrachtet man die Entwicklung im kirchlichen Medienengagement in den letzten Jahren, sieht man, dass viele Aufbrüche geschehen sind und noch geschehen (vgl. www.katholisch.de oder Kirche in den sozialen Netzwerken). Die Kernfrage, wie Kirche sich in der Öffentlichkeit zeigt und wie sie sich zu ihr verhalten soll, ist ein ständiger Begleiter unserer Arbeit. Viele Grundfragen müssen wir uns immer wieder neu stellen. Wie sehen und hören die Menschen uns, wie nehmen sie uns wahr und welchen Zugang gewinnen wir zu ihnen? Wie muss Kirche sich in diesen veränderten Räumen aufstellen, welche neuen Ideen müssen wir verfolgen und welchen Aufgaben müssen wir uns stellen?

Es muss uns also darum gehen, Vermittler des Glaubens zu sein und ihn verständlich zu verkünden. Der Glaube soll für die Menschen „anschlussfähig“ bleiben. Folgen wir „Communio et Progressio“ weiter, so sollen Medien auch das innerkirchliche Gespräch fördern – wie ich es eingangs bereits erwähnt habe.

Als weiteren Aspekt sieht die Pastoralinstruktion die Kirche nicht nur als Sender, sondern ebenso als Empfänger. Die Medien sollen der Kirche ein Bild der Zeit und der Menschen liefern. Um adressatenbezogen arbeiten zu können und verstanden zu werden, muss die Kirche die medialen und damit auch gesellschaftlichen Veränderungen lesen können und in und mit ihnen handeln können.

Ausgehend vom medialen Wandel und der zunehmenden Digitalisierung der Mediengesellschaft drängt sich die Frage auf, ob Ihre große Mühe und Ihre leidenschaftliche Arbeit überhaupt noch notwenig sind.

Lohnt sich ein gedruckter Pfarrbrief in Zeiten von Internet und Google noch, oder ist er ein überflüssiges Relikt, welches mehr und mehr ausstirbt? Ist nicht digital zu sein das neue Maß aller Dinge?

Natürlich fällt auf, dass der Pfarrbrief für Konservative und Traditionsverwurzelte vor allem ein wichtiges Organ ist. Möglicherweise hat er seinen Zenit inzwischen auch überschritten, aber er bleibt ein sehr reichweitenstarkes Medium, das auch viele kirchenferne Katholiken zumindest sporadisch erreicht. In nahezu allen Milieus ist der Pfarrbrief bekannt. Das ist eine interessante und bedeutsame Feststellung. Der Pfarrbrief ist ein wichtiges Kommunikationsmedium im Nahbereich und dies auch in seiner klassischen, gedruckten Form. Die Befragung ergab, dass 82% den Pfarrbrief als gedruckte Ausgabe wünschen, 31% lesen ihn häufig und 33% ab und zu.

Deshalb gilt es auf die Frage: ob der Pfarrbrief ein überflüssiges Relikt ist, das vom Aussterben bedroht ist, energisch zu widersprechen. Allein schon die bloßen Zahlen lassen die gerade gestellten Fragen und Sorgen verblassen. Die Pfarrbriefe in Deutschland haben eine Gesamtauflage von 6.750.000 Exemplaren und 64 von 100 Katholiken lesen die durchschnittlich 20 Seiten starken Pfarrbriefe.

Allein diese Zahlen zeigen die Stärke des Pfarrbriefs. Er kommt direkt aus der Gemeinde und erreicht diese in konkurrenzloser und unmittelbarer Weise. Der Pfarrbrief führt mitnichten ein Schattendasein. In seiner gedruckten, wie auch digitalen Form, ist er nach wie vor ein zentrales Informationsorgan jeder Gemeinde.

Ob ein Pfarrbrief intensiver gelesen wird, darüber entscheiden nicht zuletzt auch die Gestaltung und die Inhalte. Es bedarf einer ansprechenden Titelseite, eines Wortes an die Leser und Leserinnen, Hinweise zu aktuellen Vorhaben und Projekten, die Einladung zu besonderen Gottesdiensten, z. B. Familiengottesdienste, denn es suchen immer wieder junge Familien neuen Kontakt zu Gemeinden. Eine Kinderseite erweist sich auch als sinnvoll, um nur einige Aspekte zu nennen.

Orientiert man sich am Gemeindeverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils, gilt der Pfarrbrief als „Runder Tisch“ für die Gruppen, Vereine und Verbände in den Pfarrgemeinden. Er lädt die Menschen zu den Gottesdiensten und den vielfältigen Veranstaltungen und Treffen in der Gemeinde ein.

Der Pfarrbrief ist im höchsten Maß identitätsstiftend und verbindet die Menschen.

Diese Verbindung zu schaffen ist prioritäres Ziel des Pfarrbriefes, so schreibt es auch das Grundlagenpapier zur Pfarrbriefarbeit der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz von 1995. Der Pfarrbrief soll eine Brücke von Mensch zu Mensch sein.

Sie, liebe Redakteurinnen und Redakteure, helfen beim Bau dieser Brücke. Ich darf Ihnen versichern, dass sich dessen nicht nur meine Mitbrüder und ich in der Publizistischen Kommission bewusst sind, sondern dass die gesamte Deutsche Bischofskonferenz um die zentrale Rolle der Pfarrbriefe weiß.

Denn Sie erfüllen mit ihrer Arbeit genau das, wovon ich zu Beginn gesprochen habe. Sie vernetzen und Sie verkündigen. Sie sind initiativ und aktiv und arbeiten mit großem persönlichem Engagement.

Ich möchte Sie, verehrte Redakteurinnen und Redakteure von Pfarrbriefen bestärken, Ihren bisher eingeschlagenen Weg weiterhin so verantwortungsvoll und motiviert zu gehen. Ich danke Ihnen für ihr großes Engagement.

Seien Sie weiter so kreativ und voller Ideen. Behalten Sie Ihre Überzeugung und Ihr Herzblut für die Belange der Pfarrbriefe.

Mit einem Gebet möchte ich mein Wort an Sie beschließen:

Gott, du kennst das Bedürfnis der Menschen nach Information und Austausch.
Lenke den Geist und das Herz aller, die Pfarrbriefe gestalten nach deinem Willen, dass sie nach der Klarheit und Wahrheit streben sowie das Wohl der Menschen suchen.
Gib ihren Berichten und Bildern jene Aussagekraft, dass Menschen füreinander aufmerksam werden und zueinander geführt werden.
Gib den Pfarrbriefgestalterinnen und Pfarrbriefgestaltern ein Gespür für das rechte Maß und eine Einschätzung für die Auswirkungen, die Berichte haben können.
Gib ihnen ein gutes Empfinden für das, was Menschen anspricht.

Grußwort von Weihbischof Robert Brahm anlässlich des Medientages für Pfarrbriefmacher im Bistum Trier am 29.11.2014

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