Beten ist nicht gerade angesagt, oder? Es fällt oft schwer, weil es ins (scheinbar) Leere geht, ins Schweigen Gottes. Um Gottes Antwort zu erahnen, ist viel Aufmerksamkeit nötig. Aufmerksamkeit, die oft von der Rast- und Ruhelosigkeit des Alltags übersteuert wird. Deshalb drängt sich mit der Zeit die Frage auf, mit wem ich da rede? Mit Gott? Oder doch nur mit meinem Über-Ich? Dann und wann fehlen auch die Worte und Überdruss am eigenen Beten macht sich breit. Huub Oosterhuis‘ Gebete in dieser kleinen Sammlung spiegeln diese Erfahrungen – und nehmen sie auf.
Poetische Sprache ohne religiöse Formeln
Oosterhuis‘ Gebete zeichnet aus, dass sie in einer poetischen Sprache geschrieben sind, die ohne religiöse Formeln auskommt. Eine ganze Reihe ist frei nach Psalmen formuliert, andere beziehen sich auf Texte aus dem Alten und Neuen Testament. Ergänzt werden diese Gebete durch eine kurze Abhandlung über das Beten heute.
Der Niederländer Huub Oosterhuis ist in Deutschland vor allem für seine Kirchenlieder bekannt („Wer leben will wie Gott auf dieser Erde“ oder „Ich steh‘ vor dir mit leeren Händen, Herr“). Die Gebete, die in diesem schmalen Band gesammelt sind, treffen den Nerv der Zeit, weil sie Mut machen, mit dem „unbegreiflichen, schweigenden Gott zu leben“ und ihn immer wieder anzureden (Karl Rahner). Eine Inspiration für alle, die nach einer Auffrischung für ihr persönliches Gebetsleben suchen. (Borromäusverein)
Huub Oosterhuis: du / nur du / immer du. Gebete. - Ostfildern: Patmos Verlag 2020. - 93 S.; Preis 10,00 €
(Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der St. Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.)
Ab dem 15. März 2020 ist bei Angabe der Quelle der freie Abdruck des Textes erlaubt.