Mit Bildern das ausdrücken, wofür Worte nicht reichen

Autorenporträt (9): Peter Weidemann

von Christian Schmitt am 24.09.2014 - 22:00  

Bistum Erfurt / Nadine Grimm

Peter Weidemann

Für Peter Weidemann sprechen Bilder meistens eine eigene Sprache. Er betrachtet sie keinesfalls als „reine Deko-Artikel, die man einem Text beifügt, und das womöglich noch in Briefmarkengröße“. Vielmehr liegt für den Pressesprecher des Bistums Erfurt die große Stärke von Bildern darin, „Dinge ausdrücken zu können, wofür Worte oft nicht reichen oder wo es eigentlich zu vieler Worte bedarf.“ So hat Weidemann recht früh seine Liebe zum Fotografieren entdeckt und bereits im Kindesalter mit dem Fotoapparat der Eltern experimentiert.

Ich kann nicht anders als Staunen

Auf die Frage, was ihn genau an der Lichtkunst begeistere, antwortet Peter Weidemann, er sei ein „visueller Typ“. Es passiere ihm ganz oft, dass er z.B. beim Spazierengehen an Stellen vorbeikomme, wo er über das besondere Spiel von Licht und Schatten förmlich ins Staunen gerate. Der Reiz liegt nach seinen Worten darin, „genau hinzuschauen, den schönsten Ausschnitt zu wählen und zum richtigen Zeitpunkt auszulösen.“ – „Über gelungene Bilder kann ich mich immer wieder freuen.“ Weidemann lässt sich auch gerne anregen von Profifotografen. „So schaue ich mir z.B. Bilder von Jim Rakete oder Peter Lindbergh an. Manchmal sind das für mich regelrechte Studienobjekte. Im Hinterkopf habe ich stets die Frage „Warum ist das ein gutes Foto?“

Farben und Licht bestimmen die inspirierenden Augenblicke

Präferenzen für bestimmte Motive hat Peter Weidemann nicht. „Wenn das Zusammenspiel von Licht und Schatten mich reizt oder wenn Farben geradezu explodieren, lasse ich mich gerne inspirieren vom Augenblick. Dann passiert es oft, dass ich beim Fotografieren alles um mich herum vergesse.“ Über 1.000 Bilder des Fotografen, die inzwischen auf Pfarrbriefservice.de zu finden sind, zeigen die unterschiedlichsten Dinge. Oft sind das auch scheinbare Kleinigkeiten des Alltags, wie z.B. Klingelschilder, Kronkorken oder ein abgerissenes Plakatmotiv.

Was haben zwei Karotten mit Liebe zu tun?

Ein Anliegen oder so etwas wie eine Botschaft, die Weidemann zeigen möchte, sieht er nicht für jedes seiner Bilder. Jedoch „wenn ich Gegensätze hineinbringen möchte, um damit zum Nachdenken anzuregen, gibt es das durchaus.“ Auch Symbolbilder, also Bilder die für einen bestimmten Sachverhalt stehen, faszinieren ihn. „Gerade hier gilt es, abseits der gewöhnlichen Wege und ausgetretenen Pfade Motive zu finden, die etwas symbolisieren können. Warum muss man zum Thema Liebe immer ein verliebtes Pärchen oder ein Herz zeigen? Auf dem Magazin der Süddeutschen Zeitung waren neulich als Titelbild zwei Karotten abgebildet, die korkenzieherartig zusammen gewachsen waren. Jeder der das Bild sah, wusste sofort, um was es ging: Nähe, Einigkeit, Leidenschaft… Solche Fantasie bei der Motivauswahl wünsche ich uns Pfarrbriefmachern auch.“, so Peter Weidemann.

Mehrdeutigkeit der Bilder bewusst einsetzen

Dies gelte ebenso für sog. „Glaubensbilder“, also Abbildungen, die den Glauben thematisieren. „Ich könnte mir beispielsweise zum Thema Pfingsten gut ein Bild vorstellen, das Fußballfans zum Motiv hat, die ihre Freude und Begeisterung zum Ausdruck bringen. Auch Stille und Gebet muss nicht immer durch ein Foto mit gefalteten Händen symbolisiert sein. Allein der Blick eines Menschen nach oben kann Freude, Zuversicht, aber vielleicht auch Angst oder Zweifel zum Ausdruck bringen, die nach ‚oben‘ gerichtet werden. Das Interessante an Fotos ist oft ihre Mehrdeutigkeit.“

Mut zum Experimentieren

Deswegen spricht Weidemann Pfarrbriefredaktionen Mut zu, viel mehr mit Bildern zu arbeiten und auch zu experimentieren: „Es entstehen oftmals ganz andere, aber in vielen Fällen reizvolle Bildaussagen, indem man ein Foto ungewöhnlich beschneidet oder bestimmte Bilddetails daraus hervorhebt.“ Alleine durch die Betitelung eines Bildes könne der Fotograf manchmal bereits Kontraste und damit Spannung erzeugen. „Ein Bild von mir trägt z.B. den Titel 'Frohe Ostern'. Es zeigt einen kahlen Osterbusch, der mit weißen Plastikeiern dekoriert ist, vor einer grauen Betonwand.“

Auf Qualität setzen

Für Weidemann ist die Zeit der „Knipsbilder“, damit meint er austauschbare Bilder, die aus der Not entstanden sind, vorbei. „Durch die moderne Digitalfotografie können wir es uns ja buchstäblich leisten, bei Bildern auf Qualität zu setzen. Schließlich verschwendet man kein teures Filmmaterial mehr, wenn man von einem Motiv mehrere Aufnahmen macht. Und auch bei der Auswahl der Fotos, die ich für eine Veröffentlichung einsetzen möchte, sollten hohe Qualitätsmaßstäbe angelegt werden. Wir leben in einem visuellen Zeitalter. Da müssen unsere Fotos um Aufmerksamkeit konkurrieren können.“

Peter Weidemann lebt mit seiner Frau in Erfurt. Der gebürtige Essener ist Pressesprecher des Bistums Erfurt und langjähriges Redaktionsmitglied bei Pfarrbriefservice.de

Alle bisher bei Pfarrbriefservice.de veröffentlichten Bilder von Peter Weidemann  finden Sie hier.

Zur Serie Autorenporträt: Viele Menschen tragen regelmäßig in Wort und Bild dazu bei, dass Pfarrbriefservice.de einen reichen Fundus an Texten, Bildern und Tipps zu bieten hat. In loser Folge werden die verschiedenen Autoren vorgestellt.

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