Die zunehmende Vereinsamung vieler Menschen in unserer modernen Gesellschaft ist ein Thema, das dem bekannten Benediktinerpater Notker Wolf in den letzten Jahren sehr häufig begegnet ist. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig, die Auswirkungen auf die Betroffenen aber immer sehr belastend. Doch der langjährige Erzabt und Abtprimas ist überzeugt, dass man dagegen sehr wohl etwas unternehmen kann – und auch sollte!
Gelebte Nachfolge
Wer mithelfen will, die Vereinsamung zu überwinden, kann sich am besten am Beispiel Jesu orientieren. Den vielen Wunderheilungen Jesu, von denen die Evangelien erzählen, wohnt nämlich stets auch eine soziale Konsequenz inne. Jesus wendet sich den Kranken, den Aussätzigen, den Sündern zu und durchbricht so ihre soziale Isolation.
Und das sollten wir alle uns zum Vorbild nehmen, findet Notker Wolf. Er selbst hat im Lauf seines Lebens immer wieder die Erfahrung gemacht, dass bereits eine ganz schlichte Art der Zuwendung, etwa der Satz „Ich werde an Sie denken“ oder die Versicherung, für jemanden zu beten, unglaublich hilfreich sein kann. „Wer an einen anderen denkt und ihm das auch sagt, der tut den Schritt auf ihn zu und reicht ihm eine Hand, die ihn aus der Einsamkeit herausführt.“ Und das können auch wirklich alle tun, denn „dafür braucht es keine Ausbildung, kein Studium, keine besonderen Charismen“.
Motivierend formuliert
In einer abwechslungsreichen Mischung aus Erinnerungen an selbst Erlebtes, Betrachtungen von Schriftstellen, Zitaten aus der Benediktsregel und praktischen Erfahrungen aus dem alltäglichen Klosterleben arbeitet Notker Wolf in mehreren Kapiteln eine ganze Reihe konkreter Beispiele heraus, wie eine solche Zuwendung aussehen kann.
Notker Wolf ermuntert dazu, denn: Wenn wir auf die Einsamkeit anderer Menschen achtsam werden und dagegen angehen, dann macht das nicht zuletzt auch uns eine ungeheure Freude. Noch motivierender könnte man eine solche Ermutigung gar nicht formulieren. (Sankt Michaelsbund)
Notker Wolf: Ich denke an Sie. Die Kunst, einfach da zu sein. München : Herder Verlag, 2020. – 155 S.; 16,00 €
(Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der Sankt Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.)
Ab dem 15. Februar 2020 ist bei Angabe der Quelle der freie Abdruck des Textes erlaubt.