Symbolbilder – mehr als nur Platzhalter?

Vom Sinn und Unsinn ihres Einsatzes in Pfarrbriefen und Pfarrmagazinen

von Christian Schmitt am 18.06.2024 - 12:05  

Christian Schmitt via DALL-E 3

Ein typisches Symbolbild: In diesem Fall wurde es mittels einer KI erzeugt.

Symbolbilder in Pfarrbriefen und Pfarrmagazinen werden gerne eingesetzt, um Artikel visuell ansprechender zu gestalten oder um die inhaltlichen Botschaften zu ergänzen oder zu verstärken. Jedoch sollte ein solches Vorgehen normalerweise nur eine Notlösung sein, wenn gerade keine eigenen Fotos zur Verfügung stehen. Kostenfreie Bildarchive, wie die Bilddatenbank von Pfarrbriefservice.de, bieten eine reiche Auswahl für Symbolbilder. Dieser Beitrag erörtert einige Pro- und Kontra-Argumente ihres Einsatzes und erläutert anschließend anhand praktischer Beispiele die Möglichkeiten.

Was sind Symbolbilder und warum sind sie wichtig?

Symbolbilder sind visuelle Darstellungen, die verwendet werden, um abstrakte Konzepte, Themen oder Emotionen in einem Artikel zu illustrieren. Sie dienen oft als „Platzhalter“, wenn keine eigenen, passenden Fotos zur Verfügung stehen. Ein Symbolbild kann beispielsweise ein Bild von einem Kreuz für einen Artikel über Glauben oder ein Herz für einen Artikel über Liebe sein. Diese Bilder sind nicht direkt mit einem bestimmten Ereignis oder einer bestimmten Person verbunden, sondern stehen für allgemeine Ideen oder Stimmungen.

Symbolbilder spielen eine wichtige Rolle in journalistischen Beiträgen, insbesondere in Pfarrbriefen und Pfarrmagazinen, aus mehreren Gründen:

  • Bilder wecken die Aufmerksamkeit der Leser und machen neugierig auf den Artikel. In einer Zeit, in der visuelle Medien dominieren, sind Bilder ein wichtiges Instrument, um Leser zu gewinnen und sie zum Verweilen beim Artikel zu bewegen.
  • Symbolbilder können komplexe Themen vereinfachen und helfen, die Hauptbotschaft des Artikels klarer zu vermitteln. Ein gut gewähltes Symbolbild kann auf einen Blick das Thema des Artikels kommunizieren und das Verständnis der Leser vertiefen.
  • Bilder können Emotionen wecken und so eine tiefere Verbindung zum Leser herstellen. Gefühle wie Freude, Trauer, Hoffnung oder Besinnlichkeit können die emotionale Wirkung eines Textes verstärken.
  • Durch den Einsatz von Bildern kann der Text aufgelockert und strukturiert werden, was die Lesbarkeit verbessert. Absätze ohne visuelle Unterbrechung (sogenannte „Bleiwüsten“) wirken oft ermüdend, während Bilder den Lesefluss auflockern und „Lese-Oasen“ bieten.

Trotz ihrer Vorteile haben Symbolbilder auch einige Nachteile:

  • Symbolbilder sind oft zu allgemein und können nicht die spezifischen Sachverhalte eines Beitrags widerspiegeln. Ein Bild von einem Baum mag gut für einen Artikel über Natur passen, aber es liefert keine spezifischen Informationen über das behandelte Thema.
  • Wenn Symbolbilder nicht sorgfältig ausgewählt werden, können sie missverstanden werden oder nicht die beabsichtigte Botschaft vermitteln. Ein Bild kann verschiedene Interpretationen hervorrufen, die nicht immer mit der Absicht des Autors übereinstimmen.
  • Die Verwendung von Symbolbildern kann ethische Fragen aufwerfen, insbesondere wenn sie in sensiblen Kontexten verwendet werden. Gerade wenn Bilder Menschen zeigen, ist es wichtig, sie mit Respekt und Sensibilität auszuwählen, um Missverständnisse zu vermeiden.

Beispiele aus der Praxis

Rosalia Rodrigues

Beispiel 1: Ein Artikel über die bevorstehende Fastenzeit könnte ein Bild von Aschekreuzen auf der Stirn der Gläubigen enthalten, um das Thema Buße und Neubeginn zu illustrieren. Dieses Bild vermittelt sofort die religiöse Bedeutung der Fastenzeit. Eine passende Bildunterschrift könnte lauten: „Ein Kind empfängt das Aschekreuz als Zeichen des Beginns der Fastenzeit, einer Zeit der Besinnung und Buße.“

Peter Weidemann

Beispiel 2: Ein Artikel über ein Willkommensfest für Flüchtlinge könnte ein Bild von lachenden Menschen zeigen, die zusammen am Tisch sitzen, um Gemeinschaft und Freude darzustellen. Solche Bilder betonen die soziale und gemeinschaftliche Dimension des Gemeindelebens. Um Missverständnissen vorzubeugen, sollte in der Bildunterschrift ein ausdrücklicher Hinweis platziert sein, dass es sich um ein Symbolfoto handelt, auf dem Menschen zu sehen sind, die keinen tatsächlichen Bezug zur Gemeinde haben. Eine passende Bildunterschrift könnte lauten: „Symbolfoto: Menschen unterschiedlicher Herkunft feiern gemeinsam und teilen Freude. Die abgebildeten Personen stehen in keinem tatsächlichen Bezug zur Gemeinde.“

Carolin Enenkel

Beispiel 3: Für einen Artikel, der sich mit einem Umweltthema befasst, könnte ein Bild von einem abgeholzten Wald verwendet werden, um das Thema Umweltzerstörung zu symbolisieren. Ein solches Bild kann eine visuelle Brücke in die Natur bilden und die Bedeutung des Umweltschutzes unterstreichen. Eine passende Bildunterschrift könnte lauten: „Symbolfoto: Ein abgeholzter Wald kontrastiert mit einer dicht besiedelten Landschaft im Bildhintergrund. Die abgebildete Szene verdeutlicht die dringende Notwendigkeit des Umweltschutzes. Unser Foto dient als allgemeines Beispiel und hat keinen direkten Bezug zu unserer Region.“

Negativbeispiele

Die folgenden Beispiele sind bewusst übertrieben und dienen lediglich der Verdeutlichung der Problematik. Sie sollen veranschaulichen, wie Symbolbilder die Botschaft eines Artikels verzerren oder missverständlich darstellen können, wenn sie nicht sorgfältig und themenbezogen ausgewählt werden.

Ludwig Hartl

Negativbeispiel 1: Zu einem Bericht über die Herausforderungen der Obdachlosigkeit in der Gemeinde erscheint ein generisches Bild von einem idyllischen Sonnenuntergang. Ein solches Bild steht in keinerlei Verbindung zum Thema Obdachlosigkeit. Es vermittelt eine positive und entspannende Atmosphäre, die im krassen Gegensatz zur Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit des Themas steht. Das kann die Leser verwirren und sie könnten Schwierigkeiten haben, den Bezug zwischen Bild und Text zu erkennen, was die Verständlichkeit des Artikels beeinträchtigt. Zudem zeigt die Verwendung eines solchen Bildes eine mangelnde Sensibilität gegenüber den Betroffenen. Es könnte den Eindruck erwecken, dass die Notlage der Obdachlosen nicht ernst genommen wird, was unangebracht und unsensibel ist.

Ein aussagekräftigeres Symbolbild wäre ein Foto von einer leeren Parkbank bei kaltem Wetter oder ein Bild von Hilfsgütern wie Decken und Essen. Diese Bilder sind thematisch relevant und unterstützen die emotionale Wirkung des Artikels, indem sie die Härte und die Realität des Lebens auf der Straße darstellen.

Martin Manigatterer

Negativbeispiel 2:  Ein Bericht zur Diskussion über die finanzielle Notlage der Kirchengemeinde und die Notwendigkeit von Spenden wird mit einem Bild von einem luxuriösen, teuren Auto bebildert. Das Bild könnte den falschen Eindruck erwecken, dass die Kirchengemeinde über erhebliche finanzielle Mittel verfügt. Dies steht im direkten Widerspruch zum Inhalt des Artikels, der die finanzielle Notlage und die Dringlichkeit von Spenden thematisiert. Es wirkt unpassend und kann bei den Lesern negative Reaktionen hervorrufen. Beispielsweise könnte es als Zeichen von Verschwendung oder fehlender Prioritätensetzung wahrgenommen werden, was das Vertrauen der Gemeindemitglieder untergräbt. 

Ein passenderes Symbolbild wäre ein Bild von leeren Kirchenbänken oder eine Sparbüchse mit wenigen Münzen. Diese Bilder sind thematisch relevant und unterstützen die Aussage des Artikels, indem sie die finanzielle Notlage und die Notwendigkeit von Spenden illlustrieren.

Peter Weidemann

Negativbeispiel 3: Die detaillierte Berichterstattung über ein lokales Umweltprojekt zur Wiederaufforstung eines bestimmten Waldgebiets wird mit einem generischen Bild von einem Baum bebildert. Ein Bild von einem einzelnen Baum ist zu allgemein und spiegelt nicht die spezifischen Details des lokalen Projekts wider. Es liefert keine Informationen über das behandelte Thema, die wichtig wären, wie z.B. die beteiligten Freiwilligen, die besonderen Maßnahmen zur Wiederaufforstung oder das betroffene Waldgebiet. Es fehlt an Kontext und Detail, die für das Verständnis und die Tiefe des Artikels wichtig sind. Die zentrale Botschaft des Artikels – die Bemühungen der Gemeinde zur Wiederaufforstung und die positiven Auswirkungen auf die lokale Umwelt – geht in einem generischen Baum-Bild verloren. Leser erhalten nicht die notwendigen visuellen Anhaltspunkte, um die Bedeutung des Projekts voll zu erfassen.

Ein passenderes Symbolbild wäre ein Bild von Freiwilligen, die Setzlinge pflanzen, oder eine Nahaufnahme der neuen Bäume in dem betroffenen Waldgebiet. Solche Bilder sind thematisch relevant und vermitteln konkrete Informationen über das Projekt. Sie zeigen die Beteiligung der Gemeinschaft und die tatsächlichen Fortschritte des Umweltprojekts, wodurch die Leser die Bedeutung und den Erfolg der Wiederaufforstungsmaßnahmen besser verstehen können.

Fazit

Symbolbilder können die inhaltliche, visuelle und emotionale Wirkung journalistischer Beiträge erhöhen. Sie sollten jedoch mit Bedacht und mit der notwendigen Sensibilität eingesetzt werden. Eigenen, hochwertigen Bildern ist gegenüber Symbolbildern stets der Vorzug zu geben. Bildunterschriften sind auch bei Symbolfotos unabdingbar. Sie sollten gegebenenfalls den Hinweis enthalten, dass es sich um ein Symbolfoto handelt, und ansonsten so formuliert sein, dass sie die Bildaussage bzw. den Text unterstreichen, erläutern oder ergänzen.

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