Der Titel von Thomas Frings‘ Buch ist auf den ersten Blick missverständlich. Doch bei näherem Hinsehen stellt man fest, dass diese Doppeldeutigkeit durchaus gewollt ist und den Nerv der Zeit trifft. Wenn man z.B. auf die Umfrage schaut, mit der das Nachrichtenmagazin Der Spiegel seine Leserinnen und Leser zu Ostern beglückte, könnte man den Titel „Gott funktioniert nicht“ so verstehen, dass Gott keine überzeugende Idee ist, denn nur 55 Prozent der Befragten glauben überhaupt an (irgendeinen) Gott.
Doch so meint Frings das gerade nicht. Nach „Aus, Amen – Ende?“ (2017), in dem er die derzeitige pastorale Praxis scharf kritisierte, legt der ehemalige Pfarrer aus Münster jetzt dar, warum, was und wie er glaubt. Weil der Glaube an Jesus Christus in unserer Gesellschaft längst nur noch eine Option unter anderen ist, müsse er gut begründet sein, so Frings. Denn: „Wo der Glaube fragwürdig geworden ist, hilft es nicht, frühere Gewissheiten zu beschwören.“
Wie wirkt Gott?
Für Thomas Frings steht fest, dass Gott in dieser Welt wirkt, doch dieses Wirken lässt sich nicht so einfach beschreiben. „Gott funktioniert nicht“ heißt eben auch: Gott und sein Wirken entziehen sich dem menschlichen Wunsch nach Definition. „Gott ist nie Besitz, sondern immer ein zu Suchender, bis zum Ende des Lebens, an dem die Begegnung mit ihm auf mich wartet.“
Dass zum Glauben auch gehört, Nicht-Wissen auszuhalten, dass die Rede von Gott als Geheimnis nicht Denkfaulheit, sondern Einsicht in das Wesen Gottes ist, gehört (warum eigentlich?) offensichtlich nicht zum Allgemeinwissen. Thomas Frings hätte das auch noch deutlicher auf den Punkt bringen dürfen. Aber auch so verfehlt er seine Wirkung nicht und regt gerade an den Stellen, die unfertig wirken, dazu an, eine eigene Position zu suchen.
Hoffnung, die trägt
Deshalb ist es ein Glück, dass Thomas Frings in seinem Buch in aller Bescheidenheit versucht, Rechenschaft von der Hoffnung zu geben, die ihn trägt – und dabei darauf verzichtet, alles genau zu wissen. Das macht es so lesenswert. (Borromäusverein)
Thomas Frings: Gott funktioniert nicht. Deswegen glaube ich an ihn. - Freiburg: Herder, 2019. - 189 S.; 18,00 €
(Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der St. Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.)
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