„Die Überschrift ist die Nachricht über der Nachricht. Alles Dubiose an der Nachricht hebt sie in die Potenz. Die Nachricht pickt ja aus dem Weltlauf das Anormale, Untypische und Unwahrscheinliche heraus: Die Überschrift über der Nachricht rafft, dramatisiert und übersteigert das Selektierte und Zugespitzte noch einmal“, so beschreiben es Wolf Schneider und Detlef Esslinger in ihrem Buch „Die Überschrift“ und fügen noch gleich fünf Forderungen an eine gute Überschrift an:
- Die Überschrift muss eine klare Aussage haben.
- Diese Aussage sollte die zentrale Aussage des Textes sein.
- Sie darf den Text nicht verfälschen.
- Sie muss korrekt, leicht fasslich und unmissverständlich formuliert sein.
- Sie sollte einen Lese-Anreiz bieten.
Nun ist ein Pfarrbrief keine „Bild“-Zeitung (die übrigens durchaus lesenswerte Überschriften produziert), und dennoch kann man diese Forderungen auch für die Arbeit an Pfarrbriefen berücksichtigen. Denn wenn ein Leser einen Pfarrbrief oder eine Zeitung aufschlägt, schaut er erst nach Bildern, liest dann die Bildunterschrift, dann die Überschrift, dann die Zwischenüberschriften und die Autorenzeile, und dann erst - wenn er überhaupt soweit kommt - den Text. Bild, Bildunterschrift und Überschrift verlangen also die gleiche Sorgfalt wie der Text, weil sie (wichtiger) Teil der Botschaft sind.
Doch wie finde ich eine neue Überschrift zum hundertdritten Konzert des Kirchenchors? Zum jährlich wiederkehrenden Gemeindefest?
Tipps:
- Entwickeln Sie Rubriken: Eine Rubrik ist ein serielles Element (ein Bild, ein Text, eine Wortkombination), die immer dann auftaucht, wenn ein bestimmtes Ereignis passiert, etwa ein Konzert, ein Vortrag, eine Spendenaktion, etc. Eine Rubrik kann ein fester Bestandteil jeder Ausgabe eines Pfarrbriefs sein (Veranstaltungen, Chöre, Senioren, …) oder aber ereignisbezogen auftreten. Was ist der Vorteil einer Rubrik? Normalerweise müssen Sie in einer Überschrift das Allgemeine (Kirchenchor St. Stephan) mit dem Besonderen (Mozart-Messe am 1. Feiertag) verbinden - und das wird lang und schwieriger zu formulieren und zu setzen auf DIN A 5. Mit einer eingeführten Rubrik müssen Sie sich nur um das je Besondere mühen, weil der Leser die allgemeine Information schneller über die Rubrik erfasst.
- Machen Sie den Fahrstuhl-Test, um zu erkennen, was wirklich wichtig ist. Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit einem Freund vom ersten in den zweiten Stock und müssen ihm erklären, worum es in dem Text geht. Klappt das? Super, dann wissen Sie, worum es in dem Text geht – jetzt müssen Sie diese Aussage nur noch auf 25 Zeichen reduzieren. Klappt das nicht? Dann ist Ihnen selbst noch nicht ganz klar, was die Pointe ist. Zurück auf Start. Generell: Wenn ich (und damit meine ich auch mich selbst, Stefan Schneider) etwas nicht vernünftig und klar und prägnant formulieren kann, dann liegt das nicht an meinem Wortschatz, sondern daran, dass ich das Thema nicht verstanden habe. Schreibblockaden gibt es nur im Kopf und nicht in der Hand.
Wie komme ich von 120 auf 25 Zeichen?
- Passen Sie die Überschrift an den Stil Ihres Textes an: Wenn der Text eine Nachricht enthält, sollte auch Ihre Überschrift sachlich sein. Wenn Ihr Text ein Kommentar ist, darf auch Ihre Überschrift kommentieren.
- Gern wird als Überschrift ein Wortspiel gewählt. Achten Sie ganz besonders darauf, dass Ihr Wortspiel auch für Nicht-Eingeweihte verständlich ist!
- Die Überschrift kann einen Teilaspekt des Textthemas herausgreifen.
- Das Besondere in die Überschrift! Formulieren Sie also nicht: „KEB veröffentlicht neues Programm“, sondern eher: „Jetzt auch Chinesisch im Angebot“.
- Wenn Sie über eine Veranstaltung schreiben: Machen Sie nicht die Veranstaltung selbst zum Thema der Überschrift, sondern Ihr Thema. Also nicht: „KEB beginnt Vortragsreihe über gesundes Leben“, sondern lieber „So leben Sie gesund“.
- Falls im Mittelpunkt Ihres Textes eine Person steht, könnten Sie ein Zitat als Überschrift verwenden. Dann müssen Sie aber auch ganz deutlich machen, dass es sich um ein Zitat handelt und wer es gesagt hat.