Wie korrigiere ich einen Text schnell und sicher?

von Stefan Schneider am 08.05.2012 - 06:00  

Adelheid Weigl-Gosse, www.weigl-gosse.de

Errare humanum est - Irren ist menschlich. Deshalb ist es wichtig, alle Texte auf Fehler zu überprüfen.

Die Druckerei wartet, der letzte Text ist noch nicht da, andere Arbeit gibt es zur Genüge – jetzt noch schnell den Pfarrbrief korrigieren und nach Fehlern absuchen. Wie soll das gehen? Lernen Sie es von den Profis. Auch ein Journalist, der täglich (möglichst) fehlerfreie Texte abliefern muss, arbeitet mit Tricks. Nutzen Sie dieses Wissen und sparen Sie Zeit und Nerven.

1. Schritt: Wenn Sie selbst den Text geschrieben haben

Bevor Sie einen Text aus der Hand geben, sollten Sie ihn auf folgende Punkte überprüfen:

  1. Stimmt die Kernbotschaft mit der Struktur und dem Inhalt des Textes überein? (Also: Versteht man, was Sie sagen wollen ...?)
  2. Haben Sie alle wichtigen Fakten verarbeitet? (Tipp: Vollständige Namen? Richtiges Datum, richtiger Ort?)
  3. Was ist überflüssig? Alles, was Sie streichen können, ohne dass die Verständlichkeit leidet, sollte raus aus dem Text.
  4. Steht im Text als Ganzes und in den einzelnen Absätzen jeweils das Wichtige vorn?
  5. Passt der Schluss zum Anfang? Anfang und Ende sollten den Artikel wie eine Klammer zusammenhalten.
  6. Lässt sich der Text gut lesen? Rhythmus und Lesetempo sind entscheidend für die Qualität. (Tipp: Lesen Sie sich den Text laut vor! An die Stellen, an denen Sie selbst „stolpern“, müssen Sie noch mal ran.)
  7. Haben Sie gute Formulierungen gefunden?
  8. Lassen sich Wortwiederholungen vermeiden? (man „sagt“ etwas, aber vielleicht ist es auch ein betonen, andeuten, rufen, erklären, erläutern, predigen, …) Aber Vorsicht: Selbst kleine Unterschiede in der Bedeutung können den Sinn oder den „Tonfall“ verändern: Wer zum Beispiel ruft, der schreit nicht gleich. Und ob jemand etwas „bekommt“ oder ob es ihm „zuteil wird“, klingt ganz verschieden und wird wahrscheinlich nicht gleich gut den Ton treffen, den Ihr Text anschlägt
  9. Enthält Ihr Text Formulierungen im Passiv? Suchen Sie nach einem aktiven Ausdruck! (Tipp: Das menschliche Hirn sucht immer nach einem „Täter“, helfen Sie daher dem Leserhirn, indem Sie ihm deutlich sagen, WER, WAS, WANN, WARUM getan hat.)
  10. Enthält Ihr Text Füllwörter und floskelhafte Adjektive? Streichen!

2. Schritt: Wenn Sie im eigenen oder fremden Text nach Fehlern suchen:

  1. Haben Sie den Text durch Absätze und Zwischenüberschriften aufgelockert? Absätze und Überschriften helfen dem Leser, aber auch dem Autor, seine Gedanken zu ordnen.
  2. Leidet Ihr Text noch an Schachtel- und Bandwurmsätzen? Machen Sie zwei oder mehrere Sätze daraus.
  3. Rechtschreib- und Grammatikfehler? Korrekturlesen ist mühsam, muss aber sein. Wie machen das die Profis?
    - Drei-Stifte-Tipp: Lesen Sie den zu korrigierenden Text dreimal und suchen Sie bei jedem Durchgang immer nur nach einer Sorte von Fehlern (Kommata, Namen, ss oder ß, …). Bei einmaligem Lesen sieht man oft vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.
    - Rückwärts: Lesen Sie den Text Satz für Satz (oder Abschnitt für Abschnitt) von hinten nach vorne. Wer selbst einen Text geschrieben hat, liest oft nicht mehr das, was vor ihm auf dem Papier steht, sondern das, was sein Hirn davon abgespeichert hat – man kann dann Fehler nicht mehr sehen. Brechen Sie diese Routine auf – etwa indem Sie von hinten nach vorne lesen.
    - Wenn möglich: Von jemandem gegenlesen lassen (auch wenn es Überwindung kostet …). Kaum eine Zeitung besitzt noch ein eigenes Korrektorat. Normalerweise werden die (fast) fertigen Seiten allen zugänglich ausgelegt und wechselseitig gegengelesen.

Lesetipps

  • Wolf Schneider; Deutsch fürs Leben, Was die Schule zu lehren vergaß, Rowohlt-Verlag
  • Duden SMS, Rechtschreibung und Zeichensetzung (5. – 10. Klasse), Dudenverlag (Nicht erschrecken! Auch auf dem Schreibtisch eines gelernten Journalisten werden Sie dieses Schülerheftchen finden, weil es klein, kompakt und schnell verständlich ist.)
Diese Seite teilen