Aller guten Dinge sind drei: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist

„Gott wäre etwas gar Erbärmliches, wenn er sich in einem Menschenkopf begreifen ließe.“ Christian Morgenstern

Die evangelische Kirche meiner Heimatstadt heißt Dreifaltigkeitskirche. In der katholischen Kirche meiner letzten Anstellung gibt es eine Figurengruppe von Gott Vater als König, Gott Sohn als Mensch mit Dornenkrone und Gott Heiliger Geist als Taube, eine Dreifaltigkeitsdarstellung.

Was bitte sehr bedeutet diese Dreierkombination?

Aller guten Dinge sind drei und nicht siebeneinhalb. Es gibt die Bezeichnung Dreikäsehoch, aber nicht Vierkäsehoch. Ein Tisch mit drei Beinen steht dort sicher, wo ein Tisch mit vier Beinen wackeln würde. Auf der Straße regelt ein dreieckiges Schild die Vorfahrt und bewahrt die Autofahrer davor, hinter der Kreuzung nur noch Schrott zu besitzen. Im früheren Gerichtsverfahren brauchte man drei Zeugen, um die Wahrheit einer Aussage zweifelsfrei darlegen zu können. In der Schule lernten wir, wie man mit einem Dreisatz aus drei bekannten Größen eine vierte unbekannte bestimmen kann. Es gibt Leute, die arbeiten für drei, und es gibt Leute, die essen für drei. Zum Skat-Spiel braucht man drei Leute. Ein dreiblättriges Kleeblatt ist bei vielen Völkern ein Symbol für das Göttliche. Im Buch Jesus Sirach steht: „Drei Dinge gefallen mir, sie sind Gott und den Menschen angenehm: Eintracht unter Brüdern, Liebe zwischen Freunden, Mann und Frau, die einander verstehen.“ Im Buch Kohelet bekommen wir den klugen Rat: „Eine dreifache Schnur reißt nicht so schnell.“ Was ist also mit der Zahl drei, dass sie in unserem Denken immer wieder auftaucht?

Es gibt im Jahreskreis der Kirche ein Fest mit dem Namen Dreifaltigkeitsfest. Wir haben einen Gott. Dieser eine Gott lebt in drei Personen: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Das besagt: Wir haben weder einen einsilbigen Gott noch einen monotonen Gott. Wir haben keinen einsamen, in sich verschlossenen Gott. Wir haben keinen Gott, der so mit sich eins und zufrieden wäre, dass er sich für nichts anderes interessierte als für sich selbst. Gott ist kein verknöcherter Hagestolz. Unser Gott gießt sich über uns in einem dreifachen Strom der Liebe aus. Etwas von diesem göttlichen Dreier -Geheimnis ahnt man in dem Grundmodell der Familie. Das besteht auch aus einer Dreiergruppe: Vater, Mutter und Kind. Ein Vater solo ist keine Familie, eine Mutter auch nicht und auch nicht das Kind alleine. Hier ahnt man, dass Gott kein Single-Gott sein kann, denn es ist unmöglich, alleine zu lieben. Gott ist einer in drei Personen.

Die Menschen haben immer schon gewusst, dass eine einzelne Eins verloren in der Ecke steht. Die Zwei ist schon der Versuch, aus der Sackgasse der Einsamkeit ins Leben hineinzukommen. Mit der Drei ist dann die Verlorenheit der einsamen Unfruchtbarkeit überwunden. Man steht im Leben, spendet Leben und empfängt Leben. Diese unsere Erfahrung ist das Echo auf die Grundtatsache der dreifaltigen Existenz Gottes. Was der Dreifaltige uns vorlebt und wie er es uns vorliebt, dürfen wir nachleben und nachlieben. Aller guten Dinge sind drei: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Klaus Weyers

mit freundlicher Genehmigung des St. Benno-Verlages entnommen aus: Klaus Weyers: Gott lädt uns ein – Kirche und Heilige Messe kurz und bündig erklärt. St. Benno-Verlag, 2009.

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Das Schwerpunktthema für Juni 2009

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Text: Klaus Weyers
In: Pfarrbriefservice.de