Armut - Keuschheit - Gehorsam
Die Evangelischen Räte: Regeln für ein geistliches Leben
Wer in einem Orden lebt, verspricht radikal für Gott und den Nächsten da zu sein. Jesus hat seinen Jüngerinnen und Jüngern viele Ratschläge gegeben, wie sie ihr Leben und ihren Glauben in seiner Nachfolge gestalten können. Als besonders hilfreich haben sich im Laufe der Geschichte drei Regeln erwiesen: Das Leben in Armut, Keuschheit und Gehorsam. Alle Ordensleute verpflichten sich auf diese sogenannten „Evangelischen Räte“.
Armut
Armut als Lebensregel und innere Haltung hat verschiedene Facetten.
Zunächst geht es darum, Jesus in seiner Hingabe für die Menschen nachzufolgen. Armut meint danach von eigenen Bedürfnissen absehen und so ganz da sein Wollen für Gott und die Menschen. Ordensleute leben deswegen in großer Solidarität mit allen Menschen. Sie teilen ihre Gaben, also das, was sie materiell besitzen, und ihre Begabungen, also das, was sie können. Armut macht auf diese Weise frei, für andere da zu sein und nicht immer auf seinen eigenen Vorteil achten zu müssen.
Ein zweiter Aspekt der Armut: Wir Menschen sind versucht, uns an Dinge zu klammern. Dann aber ergreifen die Dinge Besitz von uns. Sie beginnen uns zu beherrschen, ohne uns die gewünschte Sicherheit geben zu können. Ein Leben in Armut bedeutet also auch, ganz konkret loszulassen. Loslassen vom eigenen Auto, vom neuesten Smartphone, von der Weltreise. Wer so loslässt, hat plötzlich die Hände frei für Geschenke: das Manna in der Wüste, die Begegnung mit einem anderen Menschen, ein tolles Buch...
Keuschheit
Die Begriffe Keuschheit, Jungfräulichkeit und Ehelosigkeit werden häufig synonym verwendet. Dabei trägt jeder für sich einen eigenen Akzent. Tatsächlich haben sie alle etwas mit dem freiwilligen Verzicht auf gelebte Sexualität zu tun. Im tieferen Sinne verweisen alle drei Begriffe jedoch auf die unbedingte Liebe zu Gott und dem Nächsten.
Wer Ehelosigkeit verspricht, verzichtet darauf, sich an einen einzelnen Menschen zu binden. Um des Himmelreiches willen und der Verfügbarkeit für Gott und den Dienst am Nächsten. Mit anderen Worten geht es darum, sich mit Leib und Seele Christus anzuvertrauen.
Der Begriff der Jungfräulichkeit klingt verstaubt und unzeitgemäß. Ursprünglich bedeutet Jungfräulichkeit jedoch ganz schlicht: ein reines Herz haben, Gott allen Raum einräumen, sich ihm überlassen und sich ihm voll und ganz öffnen. Wer jungfräulich ist, ist voller Sehnsucht und Erwartung nach dem prallen Leben.
Keuschheit meint eine grundlegende Haltung, nämlich die Bereitschaft, sich selbst zurücknehmen und Gott und dem Nächsten mit jeder Faser des eigenen Leibes gerecht werden wollen.
Wenn Ordensleute Keuschheit geloben, versprechen sie auch im engeren Sinne sexuell enthaltsam zu leben, um sich leichter mit ungeteiltem Herzen allein Gott hingeben zu können.
Gehorsam
Ordensleute nehmen sich vor, Gehorsam gegenüber Gott und seinem Wort in radikaler Weise zu leben. Gehorsam üben im geistlichen Sinne bedeutet Abstand zu nehmen von sich selbst und seinen eigenen Bedürfnissen, um aktiv, kreativ und gewissenhaft Verantwortung in Kirche und Welt zu übernehmen. Dazu ist es nötig, genau hin zu hören, auf die Stimme Gottes, auf die eigenen Bedürfnisse, auf das, was die Gemeinschaft und die Welt brauchen.
Ordensleute verpflichten sich aber auch, ihrem Ordensoberen (ihrem „Vorgesetzten“) gehorsam zu sein.
Die Oberen haben ihrerseits die Verpflichtung, genau hinzuhören, was im Sinne Christi für den Einzelnen oder die Einzelne und für die Gemeinschaft gut ist, damit sich der Wille Gottes erfüllt. Darum hören Vorgesetzte, wenn sie den Gehorsam ernst nehmen, ernsthaft auf die Meinung derjenigen, die Gehorsam versprochen haben.
Nur im Aufeinander-Hören gelingt Zusammenleben: Auch im Kloster braucht es das offene Ohr füreinander, damit die Bedürfnisse und auch die Fähigkeiten des Einzelnen sensibel wahrgenommen werden können. Im gemeinsamen Hören können so gehorsame Entscheidungen getroffen werden.
Quelle: http://ordensleben.orden.de/geluebde/, In: Pfarrbriefservice.de
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Dateigröße: 0,03 MB
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Text: ordensleben.orden.deIn: Pfarrbriefservice.de