Auf ne Limo …

Matthias und Linus sind Freunde seit der ersten Klasse. Mittlerweile sind die beiden 18 Jahre alt. Wohnen an Orten, die 700 km voneinander entfernt liegen. Matthi in Würzburg – Linus in Paris. Sind in unterschiedlichen Lebenssituation. Matthi macht ein FJS in einem Schülerhaus – Linus ein Au-pair bei einer Familie. Doch ihre Freundschaft hält. Ob sie bei einer Freundschaft schon einmal Schluss gemacht haben, erzählen sie im Gespräch.

Linus: Ich bin aktuell in der Situation, in der ich bei Freundschaften sagen muss: „Cut, cut, cut“, sonst verliere ich mich in so einem wabbligen Netz. 

Matthi: Ja, in so einer riesen Stadt wie Paris kommst du eher an dubiose Menschen, die dich sehr negativ beeinflussen, als bei uns im Dorf.

Linus: Das meine ich nicht. Ich finde, bei Menschen, die du drei, vier Mal gesehen hast, ist das was anderes. 

Matthi: Da hast du Recht. 

Linus: Das ist wie beim Daten, wenn du beim dritten Date sagst: „Du, ich glaube, das wird nichts.“ Aber, das ist keine Freundschaft kündigen! Ich habe echte Freundschaften gemeint. Menschen, die du drei, vier Jahre lang in deinem Freundeskreis hattest, dann aber merkst, dass dir die Freundschaft zu viel Energie nimmt. Sie aber nicht von alleine auseinandergeht. Beendest du solche Freundschaften?

Matthi: Wir haben das oft bei uns im Hort. Dieses „Ey, ich kündige dir die Freundschaft und das war´s jetzt“. Und dann kommen die Kinder zwei Tage später und sagen „Ok, alles klar. Wir sind wieder best friends“. Sowas mache ich nicht. Ich mache keinen aktiven Kontaktabbruch. Ich denke, dass sich Freundschaften, die nicht passen sowieso verlaufen. Da musst du nicht aktiv werden, damit es kaputt geht. Aber, ich hatte so eine Situation noch nie. Ich habe meine drei Freundesgruppen, mit denen ich seit vielen Jahren etwas mache. Viele neue Leute kommen nicht dazu. Von daher gibt es keine Freundschaften, die mir nicht gut tun und die ich beenden muss. 

Linus: Das ist echt lustig. Ich habe Freundschaften definitiv schon beendet. Ich hatte Freundschaften, bei denen ich gemerkt habe, dass sich das nicht von alleine verläuft. Ich fand es absurd es absichtlich in einem Streit enden zu lassen. Ich habe mich hingesetzt und gesagt: „Du, ich glaube, wir sollten unsere Freundschaft stark zurückfahren“. So blöd das klingt.

Matthi: Aber, wenn du merkst, dass von der anderen Person weniger kommt, gibst du automatisch weniger. 

Linus: Das ist eine wirklich tolle Vorstellung, aber ich glaube nicht, dass es so einfach funktioniert. Was machst du, wenn die Person gerade in einer blöden Phase ist. Wenn sich zum Beispiel plötzlich ein Freund oder eine Freundin meldet, weil es ihm oder ihr schlecht geht?

Matthi: Ok, das ist unglücklich. Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass sich Freundschaften abschwächen oder komplett weggehen. Nicht, weil sie ungesund sind oder so etwas mit Absicht passiert. Als ich zum Beispiel mit der Schule fertig geworden bin, gab es Leute, von denen nichts zurückkam. Dann kommt irgendwann auch weniger von dir selbst. So war es bei mir immer. Das Gefühl, dass eine Freundschaft unausgeglichen ist, so, wie du es beschreibst, hatte ich manchmal, aber das hat sich wieder eingependelt. Ich bin froh, dass ich den anderen Fall noch nicht hatte. Ich würde nicht wissen, wie ich reagieren würde.

Linus: Es ist nichts Schönes.

Matthi: Aber danach fühlt man sich besser.

Linus: Danach habe ich mich zumindest etwas erleichtert gefühlt. 

aufgeschrieben von: Ronja Goj, In: Pfarrbriefservice.de