Barmherzigkeit wagen

Gottes unfassbare Barmherzigkeit uns gegenüber ist die unerschöpfliche Quelle menschlicher Barmherzigkeit

Redaktioneller Hinweis: Dieser Text ist Bestandteil eines größeren Beitrages von Altbischof Wanke ("Können wir uns Barmherzigkeit leisten?"), der auch auf pfarrbriefservice.de eingestellt ist: http://www.pfarrbriefservice.de/file/konnen-wir-uns-barmherzigkeit-leis…

Barmherzigkeit hat heute kaum Konjunktur. Das Schlüsselwort des heutigen gesellschaftlichen Grundgefühls lautet: Gerechtigkeit. „Ich muss mir meine Rechte einfordern!“ - „Das steht mir gesetzlich zu!“ Nichts gegen Gesetze. Es ist schon gut, wenn die Grundrechte der Menschen, der Behinderten z.B. oder der Kinder gesichert werden. Es ist gut, wenn man sich auch vor Gerichten gegen Willkür und Benachteiligungen wehren kann.

Aber jeder Einsichtige wird zugeben: Allein durch Paragraphen wird unsere Welt nicht menschlicher. Neben der Gerechtigkeit braucht es das Erbarmen, braucht es die Liebe, die dem Nächsten einfach gut sein will – auch wenn dafür keine Belohnung ausgesetzt ist und keine gesetzliche Strafandrohung dies erzwingt. Wie kostbar Erbarmen ist, kann jeder für sich am ehesten durchbuchstabieren, wenn er sich vorstellt, einem unbarmherzigen Menschen ausgeliefert zu sein.

Die Bereitschaft, selbst anderen gegenüber barmherzig zu handeln, hat dort eine Chance, wo ich selbst am eigenen Leibe einmal Barmherzigkeit erfahren habe. Überspitzt gesagt: Barmherzigkeit erlernt man nicht, man erfährt sie – und verliert so nach und nach die Angst, durch Verzicht auf eigene Ansprüche selbst zu kurz zu kommen.

Die Urerfahrung des an Gott glaubenden Menschen ist die an Jesus ablesbare Gewissheit, dass Gott mehr liebt als wir ihm zutrauen. Gottes unfassbare Barmherzigkeit uns gegenüber, für die Jesu Lebenshingabe in den Tod steht, ist die unerschöpfliche Quelle menschlicher Barmherzigkeit. Wir wagen Barmherzigkeit, weil Gott mit uns barmherzig umgeht.

Altbischof Joachim Wanke, in: Pfarrbriefservice.de

Textauszug aus der Broschüre „Heilige Pforten im Bistum Erfurt vom 13. Dezember 2015 bis 20. November 2016“: www.bistum-erfurt.de

Weitere Materialien

Das Heilige Jahr und die Thüringer Werke der Barmherzigkeit

von

Altbischof Joachim Wanke

Barmherzigkeit hat heute kaum Konjunktur. Das Schlüsselwort des heutigen gesellschaftlichen Grundgefühls lautet: Gerechtigkeit. „Ich muss mir meine Rechte einfordern!“ - „Das steht mir gesetzlich zu!“ Nichts gegen Gesetze. Es ist schon gut, wenn die Grundrechte der Menschen, der Behinderten z.B.

Woran das Heilige Jahr der Barmherzigkeit erinnert

von

Altbischof Joachim Wanke

Jesu barmherziger Umgang mit den Menschen wird der Maßstab sein, nach dem unser aller Leben einmal endgültig bewertet wird. Und da werden manche „Große“ sehr klein aussehen, und manche „Kleine“, etwa jene, die ehrenamtlich in einer Suppenküche mitarbeiten oder Gemeindedienste übernehmen oder Kranke besuchen oder alte Eltern pflegen – eben: die „Barmherzigen“, sie werden groß dastehen.

Das Heilige Jahr und Werke der Barmherzigkeit für heute

von

Altbischof Joachim Wanke

Ohne Zweifel bleiben die bekannten „Sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit“ zeitlos in Geltung: etwa Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde beherbergen, Tote bestatten, oder die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit wie belehren, raten, trösten und zurecht weisen. Wie könnte Barmherzigkeit heute aussehen, in einer Gesellschaft, in der soziale Grundabsicherung weithin vom Staat garantiert wird?

Verknüpft mit:

Das Schwerpunktthema für August 2015

Vor dem Herunterladen:

Datei-Info:
Dateiformat: .rtf
Dateigröße: 0,04 MB

Sie dürfen den Text in sozialen Medien nutzen (z.B. Facebook, Twitter, Instagram, YouTube, etc.)

Beispiel für den Urhebernachweis, den Sie führen müssen, wenn Sie den Text nutzen

Text: Altbischof Joachim Wanke
In: Pfarrbriefservice.de