Beobachter und Beobachtungen
Internationale Vertreter setzen Hoffnungen in den Synodalen Weg
Der Synodale Weg in Deutschland wird aufmerksam beobachtet. Denn die Probleme, die zur Bewältigung anstehen, sind allüberall ähnlich. Klerikalismus und Machtmissbrauch, spirituelle und sexualisierte Gewalt, intransparente und kaum kontrollierte Machtverhältnisse, männerbündisches Verhalten und strukturelle Frauenverachtung prägen die katholische Kirche aller Herren Länder. Aber nicht überall gibt es Ressourcen, sie zu analysieren und Reformen anzustrengen, wie es in Deutschland der Fall ist, wo es einen organisierten Laienkatholizismus, qualitätsvolle theologische Expertise und eine solide demokratische Verankerung der Katholiken gibt. Wir haben hierzulande die Möglichkeiten, einen solchen Prozess der Erneuerung zu gestalten. Entsprechend groß ist das internationale Interesse am Synodalen Weg in Deutschland.
18 offizielle Beobachter des Synodalen Wegs
Es gibt 18 offizielle Beobachter des Synodalen Wegs. Die meisten stammen aus Nachbarländern. In jeder Vollversammlung äußern einige von ihnen ihre Eindrücke. Während der zweiten Vollversammlung vom 30. September bis 2. Oktober 2021 sprachen Prof. Dr. Grzegorz Chojnacki als Delegat der polnischen Bischofskonferenz, Daniel Kosch für die Schweizer Bischofskonferenz und Pastor Christoph Stiba für die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK). Théo Péporté aus Luxemburg hat sich kurz nach der Versammlung in einem Interview geäußert. Außerdem war Nikola Eterović, der Apostolische Nuntius, zugegen.
„Modellcharakter für die Gesamtkirche“
Die Beobachtungen sind durchweg ermutigend: Péporté nannte den Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland „spannend und notwendig“, er habe „Modellcharakter für die Gesamtkirche.“ Chojnacki rief ein wichtiges Statement von Mara Klein, einer nonbinären nicht heterosexuellen Person, in Erinnerung und stellte die Arbeiten des Forums III (Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche) heraus, um deutlich zu machen, wie wirksam einzelne Äußerungen und die Arbeiten des Synodalen Wegs insgesamt für die Weltkirche werden können. Kosch verwies darauf, dass die Formate, Synodalität zu verwirklichen, zur jeweiligen Situation einer Kirche vor Ort passen und nicht weltweit einheitlich sein müssten. Er warnte davor, kirchliche Erneuerung zu spiritualisieren: „Ein synodaler Stil ohne synodale Strukturen und Prozesse fällt auf die Ebene der Rhetorik herab.“ Pastor Stiba zitierte die Charta Oecumenica und benannte von dort her Klärungs- und Veränderungsbedarf bzgl. der Organisation von Macht und der Gleichberechtigung der Frauen in der römisch-katholischen Kirche.
Bisher keine Reaktion aus dem Vatikan
Der Apostolische Nuntius Eterović äußerte sich leider gar nicht, auch nicht, als er direkt angesprochen wurde. Vom Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz wurde er gebeten, dem Papst von der Irritation der deutschen Kirche angesichts der jüngsten Personalentscheidungen im Erzbistum Köln zu berichten. Die Vizepräsidentin Kortmann erinnerte an die Bemühungen des Synodalpräsidiums, Kontakt zu den römischen Behörden aufzubauen: an die Einladung, römische Beobachter zu entsenden, und den Wunsch, mit dem gesamten Präsidium, also nicht nur mit den Bischöfen, sondern auch den beiden Vertretern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ins Gespräch zu treten: „Unsere Koffer sind gepackt.“ Aus Rom kam bisher keine Reaktion.
Julia Knop, In: Pfarrbriefservice.de
Dr. theol. Julia Knop (geb. 1977) ist Professorin für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt und Mitglied der Synodalversammlung sowie des Synodalforums „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“.
Der Synodale Weg
Der Synodale Weg ist ein Gesprächsprozess innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland. Er soll der Aufarbeitung von Fragen dienen, die sich im Herbst 2018 nach der Veröffentlichung der sogenannten MHG-Studie über sexuellen Missbrauch in der Kirche ergeben haben. Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken verantworten gemeinsam diesen Prozess, der auf mehrere Jahre angelegt ist und am 1. Dezember 2019 eröffnet wurde. www.synodalerweg.de
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Text: Julia KnopIn: Pfarrbriefservice.de