Brief eines Vaters an seinen Sohn
Hallo, mein lieber Freund!
Die Sonne scheint strahlend: Frühling.
Leuchtendes saftiges Grün in allen Farbtönen.
Die Wärme der Farben, des Lichtes, die Energie der sprießenden Pflanzen spüre ich auf meiner Haut, im Gesicht.
Sie fließt durch meinen Körper. Ein angenehm warmer Strom. So fühlte ich Dich in meinen Armen.
Kleiner winziger Körper voller Weichheit, Sanftmut und innerem Frieden. So gütige, warme Liebe fließt wie ein warmer Strom und bleibt ewig im Universum, in meinem Bewusstsein.
Meine Verzweiflung, meine dürstende Sehnsucht nach Dir hat sich verflogen, als ich Dich losließ in Deine neue Welt.
Fast drei Jahre habe ich dazu gebraucht.
Nun fühlen wir uns beide besser und ich nehme Dich neu wahr:
Viel liebevoller. Schönere Gefühle. Entspanntes Empfinden.
Wärmender Strom löst meine Verkrampfungen der Wut, der Unfassbarkeit, der Ausweglosigkeit, die mich so lange quälten.
Ich weiß, Dir geht es gut. Du hast Dich so sehr angestrengt zu uns zu kommen und es geschafft. Das macht mich stolz und glücklich. Viel mehr aber noch dankbar.
Ja, ich danke Dir von Herzen, dass Du so lange bei uns bleiben wolltest. Bis Dich deine Kraft verlässt, im Kampf gegen deine Krankheiten. Ja, bis zum letzten Atemzug hast Du gekämpft.
Dein Gesicht war glücklich, zufrieden und entspannt, als ich Dich sah. Es war für Dich o.k.! Heute kann ich das akzeptieren, ich kann wieder Freude empfinden ohne schlechtes Gewissen, ohne Trübsinn. Ich kann wieder vorwärts schauen. Ich habe neuen Mut, neue Kraft. Ich weiß, dass es Dir gut geht, ich spüre den angenehmen warmen Strom deiner Liebe in mir.
In bleibender Liebe
dein Vater
aus: Gerda Palm: Jetzt bist du schon gegangen, Kind. Trauerbegleitung und heilende Rituale mit Eltern frühverstorbener Kinder. Don Bosco Verlag, 2001. www.palm-beratung.de; www.pfarrbriefservice.de
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Text: www.palm-beratung.deIn: Pfarrbriefservice.de