Die Täter – Wer tut denn so was?
Es gibt keine „äußeren Erscheinungsmerkmale“, an denen man Menschen erkennt, die Mädchen und Jungen sexuell missbrauchen. In 80 bis 90 Prozent der Fälle werden Missbrauchshandlungen an Kindern durch männliche Täter begangen. Auch Frauen üben sexuelle Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen aus, allerdings seltener. Die Täter kommen aus jeder sozialen Schicht, unabhängig von kulturellem Hintergrund, von Hautfarbe oder Bildungsstand.
Aus dem nahen Umfeld
Es sind meist Menschen aus dem nahen Umfeld ihrer Opfer. Macht auszuüben und die eigene Macht über andere zu spüren ist ein zentraler Beweggrund für Täter, sexuelle Gewalt auszuüben. Bei sexuellem Missbrauch besteht immer ein Machtgefälle zwischen dem Täter und seinem Opfer. Nach heutigen Erkenntnissen können wir davon ausgehen, dass rund ein Drittel aller Fälle von sexuellem Missbrauch von kindlichen und jugendlichen Tätern begangen werden! Viele erwachsene Täter haben als Jugendliche bereits erste sexuelle Übergriffe verübt. Das bedeutet, dass wirkungsvolle Maßnahmen schon sehr früh ansetzen müssen. Es wäre falsch, derartige Übergriffe als jugendliches Experimentierverhalten zu verharmlosen und zu dulden. …
Von langer Hand geplant
Das Wissen über das Vorgehen der Täter gibt die Möglichkeit, Kinder zu schützen. Auf diese Weise können Eltern und alle Erwachsenen, die in ihrem Alltag Verantwortung für Kinder tragen, lernen, Vorbeugungsmaßnahmen zu entwickeln.
Sexuelle Gewalt ist keine spontane Tat, sondern „von langer Hand geplant“. Die Täter knüpfen schon im Vorfeld des Missbrauchs ein immer engeres Beziehungsgeflecht, in das sie ihr zukünftiges Opfer verstricken. Dies geschieht auf vielfältige Art und Weise. Der Täter sucht beispielsweise den Kontakt zu den Eltern des Opfers und seiner Familie und versucht hier, Vertrauen zu gewinnen. Im Schatten dieses Vertrauens kann er dann die Nähe des Kindes suchen, ohne dass dies misstrauisch beobachtet wird. Die Täter wissen, dass ihr bester Schutz ist, wenn niemand sich vorstellen kann, dass gerade dieser sympathische Mann oder diese nette Frau zu „so etwas“ fähig sein soll. Falls das Kind doch etwas erzählen sollte, ist die Chance, dass ihm geglaubt wird, in diesem Fall besonders gering. Täter tun stets ihr Bestes, um ein positives Bild von sich aufzubauen.
Verbringen viel Zeit mit Kindern
… Sexualstraftäter sind meist Wiederholungstäter und Menschen, die viel Zeit mit Kindern verbringen, die deren Verhalten und ihre Vorlieben und Probleme sehr genau studieren. So können sie geschickt das wegen des Altersunterschiedes sowieso bestehende Machtgefälle zwischen sich und dem Kind weiter vergrößern und vielfältige Abhängigkeiten schaffen (zum Beispiel durch Geschenke, emotionale Zuwendung, besondere Bevorzugung, kleine gemeinsame Geheimnisse etc.).
Täterstrategien und Erpressungsmethoden
Täterstrategien schließen oft eine Art „Test“ ein. Der Täter überschreitet die Grenzen des Kindes in kleinen Schritten und beobachtet die Reaktion. Wie zufällig erscheinende Berührungen, peinliche Witze oder eine „Hilfestellung“ beim Sport – all das sind kleine Tests, mit denen die Täter die Reaktionen der Kinder kennen lernen und herausfinden wollen, welche sich am wenigsten wehren können. Ein Teil der Täterstrategie ist dabei immer darauf gerichtet, dass die Opfer über die Tat schweigen. Um das sicherzustellen, wenden die Täter mannigfaltige Erpressungsmethoden an, wie beispielsweise: „Wenn du es deinen Eltern erzählst, werden sie ganz böse werden, dass du das mit mir machst“ oder „Deine Mutter wird krank werden, wenn du was sagst“. … Da der Täter das Kind vorher beobachtet hat, weiß er auch genau, wo es verletzlich ist, zum Beispiel: „Wenn du etwas sagst, bringe ich dein Kaninchen um.“ …
aus: „Mutig fragen – besonnen handeln. Informationen für Mütter und Väter zum sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen“, Broschüre des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2004.
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Text: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und JugendIn: Pfarrbriefservice.de