Drohende Fehl- oder Totgeburt: Im Krankenhaus - woran sollte man denken?

Eine Fehlgeburt oder eine Totgeburt kommt immer überraschend, so dass man meist darauf überhaupt nicht vorbereitet ist. So genannte Sternenkinder-Eltern fanden es daher eine gute Idee, trauernde Eltern selbst zu befragen, welchen Rat sie „frisch“ betroffenen Eltern geben würden. Hier sind sie:

Als Gebärende nicht allein im Zimmer bleiben

Häufig kommen Kinder so früh zur Welt, dass sie einfach keine Chance haben, dies zu überleben. Manchmal sind es auch medizinische indizierte Schwangerschaftsabbrüche. In solchen und ähnlichen Fällen nicht allein ins Krankenhaus fahren, Beistand mitnehmen!

Fehlgeburten, die zu Hause stattfinden, geschehen meist unter Schock- viele Frauen machen dies daher alleine durch. Es ist schwer, dann später aus dieser unfreiwilligen Isolation wieder heraus zu finden. Sagen Sie jemandem Bescheid! Rufen Sie Ihren Mann oder Partner an. Holen Sie sich jemanden an die Seite. …

Ultraschall

Bitten Sie um ein letztes Ultraschallbild Ihres Kindes. Manche Eltern möchten das Sterben ihres Kindes über Ultraschall verfolgen. Dies sollte möglich sein. Die alten Ultraschallbildchen sind wärmeempfindlich. Und verblassen daher mit der Zeit. Denken Sie daran, es umzukopieren oder zu digitalisieren.

Dem Kind einen Namen geben

Geben Sie Ihrem Kind einen Namen. Ganz egal, wie klein es vielleicht ist. Es ist einfach nicht schön oder würdig, im Nachhinein immer von "der Fehlgeburt" sprechen zu müssen.

Zeit lassen

Lassen Sie sich Zeit für Ihren Abschied. Nur Sie selbst können wissen, wie lange Sie dafür wirklich benötigen. Lassen Sie sich da nicht hineinreden. Wer nicht gleich Abschied nehmen konnte, kann das auch an späteren Tagen noch nachholen.

Abschied auch für Familienangehörige

Geben Sie auch Familienangehörigen, Freunden und gegebenenfalls Geschwisterkindern die Möglichkeit, sich zu verabschieden.

Eindrücke sammeln

Schauen Sie sich Ihr Kind genau an. Fassen Sie es an, streicheln Sie es. Alle fehl- und totgeborenen Kinder duften wunderbar nach Baby. Prägen Sie sich den Duft ein.

Das Kind selbst versorgen

Sie, Ihr Partner, eine liebe Freundin oder die Omi können das Kind baden, wickeln und anziehen. Für ganz "Kleine" gibt es auf den Frühchenstationen ganz winzige Windeln, es gibt auch winzige Babykleidung für Frühchen, die man bestellen kann. Ganz frühe Kinder lassen sich wunderschön mit einem kleinen Spitzentaschentuch wickeln. Auch das Versorgen kann einige Tage nach der Entbindung geschehen.

Fotos machen

Nicht nur die üblichen Polaroids. Auch wenn Sie in dieser Situation andere Sorgen haben, bedenken Sie, dass die Fotos ihrer Kinder von den verwaisten Müttern im Nachhinein stets heiß geliebt sind. Verschiedene Motive: Allein, auf dem Arm von Mutter, Vater, Großeltern. Vielleicht auch ein Familienfoto. Auch Videos! Bitten Sie einen Freund, die Aufnahmen zu machen, wenn es Ihnen selbst zu viel ist. …

Fuß- und Handabdruck

Lassen Sie sich Abdrücke der Füßchen und Händchen machen. Das kann die Hebamme tun - z.B. mit einem Stempelkissen. Scheuen Sie sich nicht, gegebenenfalls eine gute Freundin zu nachtschlafender Zeit anzurufen, und sie zu bitten, mit einem Stempelkissen in die Klinik zu kommen. Delegieren Sie alles, wozu Sie sich selbst nicht in der Lage fühlen.

Haarlocke

Manche Babys haben schon sehr früh viele Haare. Nehmen Sie sich eine Haarlocke als Erinnerung. …

Namenskärtchen

Mit allen Angaben zu Gewicht, Größe, Geburts- und Todeszeitpunkt anfertigen lassen. Name der Hebamme.

Urkunde

Viele Krankenhäuser stellen eine interne Urkunde aus. Dies ist besonders wichtig für Eltern, deren Kinder weniger als 500 Gramm wiegen, denn für sie gibt es keine Sterbeurkunde vom Standesamt. Hat Ihr Kind gelebt, dann steht ihm ein Totenschein zu - unabhängig davon, wie klein es war oder wie kurz es gelebt hat. Den Totenschein stellt das Krankenhaus aus.

Taufe, Gebet

Wer möchte, kann sein Kind noch taufen lassen. Für bereits verstorbene Kinder gibt es ein der Taufe entsprechendes Ersatzritual, welches der Priester vollziehen kann.

Obduktion

Überlegen Sie sich, ob Sie eine Obduktion wünschen oder nicht, und formulieren Sie dies sehr deutlich. Möglichst vor Zeugen.

Bestatten

Unabhängig von Reife und Gewicht kann grundsätzlich jedes Kind bestattet werden! Manchmal muss man sich dann aber gegen Widerstände durchsetzen. Informieren Sie sich. …

Plazenta

Es ist ein uralter Brauch, die Plazenta der Kinder zur Mutter Erde zurückzugeben und dann ein Bäumchen darauf zu pflanzen. Diesen Bäumen wurde dann ein besonders enger Bezug zum Kind nachgesagt.

Dies sind alles nur Vorschläge und Anregungen. Jedes Elternpaar sollte für sich selbst entscheiden, womit es sich am wohlsten fühlt. Möglich ist es auch, einige Rituale nachzuholen, wenn man zum damaligen Zeitpunkt vielleicht keine Gelegenheit dazu hatte.

Alles ist richtig, wenn es einem dabei nur besser geht.

Manchmal kommen ungewollte Ratschläge oder sogar Unverständnis oder Kritik aus dem Umfeld. Ignorieren Sie dies und bedenken Sie, dass Sie als Eltern sich genauso von Ihrem Kind verabschieden müssen, wie es IHREN Wünschen und Sehnsüchten entspricht.

Je offener, aktiver und selbstbestimmter Sie Abschied nehmen, desto besser starten Sie Ihre Trauerarbeit. Trauer ist eine sehr harte Arbeit. Niemand kann sie Ihnen abnehmen. Es gibt auch keine Abkürzungen. Die 100 000 Tränen müssen wohl geweint werden.

Für die Trauerarbeit gibt es zahlreiche Hilfe. Informieren Sie sich über Hebammen, Pfarrer und Selbsthilfegruppen von Betroffenen. Besuchen Sie die Homepages und Foren betroffener Eltern.

Gekürzte Fassung; weitere Tipps unter www.sternenkinder-eltern.de  

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Das Schwerpunktthema für Oktober 2010

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Text: www.sternenkinder-eltern.de
In: Pfarrbriefservice.de