Einen Austausch pflegen, der für beide passt

In den Gesprächstrainings EPL und KEK lernen Paare, partnerschaftlich miteinander zu reden. Im Interview beschreibt Dr. Franz Thurmaier, warum das gar nicht so selbstverständlich ist.

Lieber Herr Thurmaier, was erschwert das Miteinander-Reden von Frauen und Männern in einer Partnerschaft?

Dr. Franz Thurmaier: Zunächst einmal ist Kommunikation an sich eine schwierige Aufgabe. In vielen anderen Bezügen gelingt es oft nicht, den anderen so zu verstehen, wie er verstanden werden möchte. Bei der Kommunikation von Paaren kommt sozusagen ein Grundmissverständnis erschwerend hinzu: Frauen erleben ihre Beziehung als intakt, wenn sie alles aussprechen können, was sie stört. Für Männer dagegen ist ihre Beziehung dann o.k., wenn sie nicht groß darüber sprechen müssen. So kann leicht der Eindruck entstehen, dass man gegenseitig die Beziehung aufs Spiel setzt. Deborah Tannen, eine amerikanische Sprachwissenschaftlerin, hat dieses Grundmissverständnis in verschiedenen Studien in den 1980er Jahren nachgewiesen.

Was sind die häufigsten Fehler?

Dr. Franz Thurmaier: Kleinere Geschlechtsunterschiede konnten wir in unseren eigenen Studien auch hier feststellen. Demnach ist ein häufiger Fehler bei Männern, dass sie schlecht zuhören, also wenig aufmerksam sind, ausweichen oder sich rechtfertigen. Frauen hingegen neigen dazu, häufig vorwurfsvoll zu kommunizieren in der Art: „Warum hast du schon wieder nicht …?“. Beiden gemeinsam ist, dass Frauen wie Männer häufig im indirekten Stil miteinander sprechen, also nicht direkt sagen, wo der Schuh drückt, sondern drum herum reden.

Was können Paare in Gesprächstrainings lernen?

Dr. Franz Thurmaier: Grundsätzlich lässt sich sagen, dass man in solchen Trainings sowohl den Partner als auch sich selbst besser kennenlernt. Die Gespräche gehen sehr schnell in die Tiefe. Das hilft, den eigenen Bedürfnissen und Motivationen auf die Spur zu kommen. Konkreter ausgedrückt lernen Paare, das, was ihnen wichtig ist, so sagen zu können, dass es der andere aufnehmen kann. Das heißt noch nicht, dass er es auch annimmt. Aber für viele Paare ist das ein Riesenschritt, die Unterschiedlichkeit des Partners/der Partnerin einfach zu akzeptieren und nicht zu denken: Der andere reagiert so, weil er mich ärgern will.

Was sagen Sie jemandem, der meint, hierfür brauche es keinen Kurs und keine Schulung?

Dr. Franz Thurmaier: Ein Kurs ist nicht unbedingt notwendig, wenn ich die Chance hatte, partnerschaftliche Kommunikation woanders zu lernen. Vielleicht praktizieren ja die eigenen Eltern oder befreundete Paare diesen Kommunikationsstil. Aus vielen Rückmeldungen wissen wir aber, dass es für die meisten gar nicht so einfach ist, einen wirklich partnerschaftlichen Kommunikationsstil einzuüben und auch bei schwierigeren Paarthemen beizubehalten.

Welche Argumente können zögerliche Männer zur Teilnahme an einem Gesprächstraining motivieren?

Dr. Franz Thurmaier: Die Gespräche finden nur mit dem eigenen Partner statt. Das Trainingskonzept braucht keine Gruppengespräche und auch keine Gruppendynamik. Und Männer dürfen und können sagen, wenn es ihnen zu viel wird. In den Trainings lernen beide Partner, sich selbst und den anderen zu schätzen und einen Austausch zu pflegen, der für sie passt.

Dr. Franz Thurmaier ist Psychotherapeut, Eheberater und Leiter des Münchner „Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie“, www.institutkom.de. Er ist maßgeblich an der Entwicklung und Erforschung der verschiedenen Gesprächstrainings EPL (Ein Partnerschaftliches Lernprogramm), KEK (Konstruktive Ehe und Kommunikation) sowie KOMKOM (Kommunikations-Kompetenz-Training) beteiligt. www.epl-kek.de  

Interview: Elfriede Klauer, www.pfarrbriefservice.de

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Das Schwerpunktthema für Mai 2013

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Text: Elfriede Klauer
In: Pfarrbriefservice.de