"In einer ganz besonderen Gemeinschaft sich selbst erleben"

Drei Fragen an den Diözesanjugendpfarrer Matthias Struth, Bistum Trier, zur Bedeutung des Ministrantendienstes

Inwiefern sind Ministrantinnen und Ministranten keine Statisten, sondern aktive Gottesdienstgestalter?

Pfarrer Struth: Priester und Diakone, Lektorinnen und Kommunionhelfer, die Ministranten und der Kirchenchor, die ganze mitfeiernde Gemeinde - alle tragen ihren Teil dazu bei, dass in der Liturgie Gott lebendig spürbar werden kann. Gott lässt sich nicht zwingen. Aber er hat doch versprochen, wo im Namen Jesu zwei oder drei zusammenkommen, da ist er mitten unter ihnen (Mt 18,20). Liturgie – das ist Gottes Angebot sich erfahren zu lassen, das ist der Dienst Gottes an uns! Wenn sich alle Bischöfe der römisch-katholischen Kirche versammeln, um über den Glauben und die Kirche von heute zu sprechen, dann nennt man das ein Konzil. Das letzte Konzil fand von 1962 bis 1965 im Vatikan statt. Neben vielen, vielen anderen Themen sprach man damals in Rom auch über die Ministranten. Das Konzil stellte fest, dass Ministranten mehr sind als schmückendes Beiwerk wie etwa bunte Blumen auf dem Altar. Sie versehen einen eigenen liturgischen Dienst. Deswegen sollen die Ministranten auf ihre Aufgaben gut vorbereitet werden, ihr Arbeitsfeld kennen. Vor allem in das Wesen der Liturgie soll man sie sorgsam einführen. Ministranten müssen wissen, was sie mit gestalten. Das Konzil drückt das in seiner recht kantigen Sprache so aus: „Auch die Ministranten, Lektoren, Kommentatoren und die Mitglieder der Kirchenchöre vollziehen einen wahrhaft liturgischen Dienst. Deswegen sollen sie ihre Aufgabe in aufrichtiger Frömmigkeit und in einer Ordnung erfüllen, wie sie einem solchen Dienst ziemt und wie sie das Volk Gottes mit Recht von ihnen verlangt. Deshalb muss man sie, jeden nach seiner Weise, sorgfältig in den Geist der Liturgie einführen und unterweisen, auf dass sie sich in rechter Art und Ordnung ihrer Aufgabe unterziehen.“

Was lernen Ministranten „fürs Leben“?

Pfarrer Struth: Neben dem Altardienst sind Messdiener immer wieder für ganz andere Sachen im Einsatz, unterstützen die Kirchengemeinde bei Festen mit Theaterstücken, Tombolas oder Kinderspielstraßen. Oder sie engagieren sich für andere bei Sozialaktionen. Und weil Messdiener so stark sind, bewegen sie dabei richtig was. Bei ihrem Dienst und bei ihrem Engagement für andere Sachen können sie lernen: Was für ein Mensch steckt in mir? Und wie viel zeige ich von dem, was in mir steckt? Jeder Messdiener hat seine eigenen Seiten, die nur er mitbringt. Manche Seiten findet er selbst vielleicht ganz blöd – aber die anderen finden gerade diese wichtig. Andere Seiten versteht man nicht an sich und muss sich selbst erst mal klar werden, wer man eigentlich ist. Aber bestimmt kann das Leben als Messdiener, in der Gemeinschaft, in den Gottesdiensten dabei sogar helfen. Was wir von Jesus ganz klar lernen können ist, dass er in allen Menschen den einzigartigen Kern sehen und schätzen konnte. Und wenn es noch so schräge Typen waren. Die Messdiener bekommen Gelegenheit, sich selbst kennen zu lernen, auszuprobieren, wer sie sind, was sie tun können, was sie mögen und was nicht. Sie können in einer ganz besonderen Gemeinschaft sich selbst und andere erleben. Sie können ihren Glauben prüfen, entdecken und entwickeln. Das ist alles ziemlich anspruchsvoll, aber auch sehr beeindruckend. Und kann irre spannend sein und Spaß machen. Vor allem zusammen mit anderen. Vielleicht entdeckt der ein oder andere gerade durchs Ministrantensein das, wozu er berufen ist.

Welche Szene geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an Ihre Ministrantenzeit denken?

Pfarrer Struth: Wenn ich ehrlich bin, war für mich als Messdiener der schönste Dienst, das Weihrauchfass zu tragen und schwingen zu dürfen. Und auch als Student durfte ich im Trierer Dom das Rauchfass schwingen - und das war ein tolles Gefühl. Viele Messdiener haben so eine Schwäche für das dampfende Rauchfass, in Saarbrücken gibt es sogar Messdiener, die Weihrauchkörner sammeln und damit im Guinness-Buch der Rekorde stehen. Und Messdiener aus Konz haben mal bei „Wetten, dass…“ gewettet, dass sie die verschiedenen Weihrauchsorten am Duft erkennen. Der Weihrauch ist seit alters her ein Zeichen der besonderen Verehrung.

Die Fragen stellte Stefan Schneider, Leitung Interne Kommunikation, Bistum Trier

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Das Schwerpunktthema für Januar 2011

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Text: Stefan Schneider
In: Pfarrbriefservice.de