Fertighäuser für gefiederte Gartengäste
Eine Bastelanleitung
Ein schöner Garten ist ein Idyll für alle seine Bewohner. Doch bietet er auch wirklich Platz für die Vielfalt der Geschöpfe? Tierfreunde können aktiv etwas gegen die Wohnungsnot in der Vogelwelt tun. Wir erklären, wie es geht.
Die meisten unserer Gartenvögel lebten ursprünglich in lichten Wälder oder in Wiesenlandschaften mit vielen Bäumen. In diesen Lebensräumen gab es einen hohen Anteil von abgestorbenen Bäumen. Herausgebrochene Äste, morsche Teile des Stammes und seine Verzweigungen ließen Höhlen entstehen. Viele Vogelarten nutzten diese zur Aufzucht der Jungen. In unserer Kulturlandschaft, selbst in naturnah bewirtschafteten Wäldern fehlt ausreichend Totholz. Somit gibt es nicht mehr genügend Nisthöhlen. Der entstehenden Wohnungsnot können Gartenbesitzer und Tierfreunde mit künstlichen Nisthöhlen abhelfen. Das ist ein Beitrag zum Naturschutz, der wenig Aufwand erfordert und meist von Erfolg gekrönt ist. Den kann man später hören und sehen, wenn Meisen, Sperlinge, Rotschwänze oder Stare ihre Jungen aufziehen. Dabei betreiben die Tiere gleich noch Schädlingsbekämpfung: Die Vogelkinderstuben brauchen viel Futter. Berechnungen haben ergeben, dass etwa ein Meisenpaar an seine sieben bis zehn Jungen allein 10 000 Raupen verfüttert.
Die Zeit für den Neubau und das Anbringen von Nistkästen ist jetzt im Winter. Je nachdem, wie mild die Witterung sich in diesen Wochen darstellt, beginnen die Vögel schon bald mit der Suche nach Wohnraum. Manche Gefiederte nutzen die Nisthöhlen auch zum Übernachten, zumal die kahlen Laubbäume derzeit nur wenig Schutz vor Wetter und Feinden bieten. Auch die Reinigung bereits bestehender Nistkästen steht jetzt im Arbeitskalender: Wie die Vogelexperten des Bayerischen Landesbundes für Vogelschutz (LBV) empfehlen, macht man das tagsüber bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Die vorhandenen Kästen werden geöffnet und eventuell darin befindliche Nester des vergangenen Sommers entnommen. Am besten zieht man sich dazu Gummihandschuhe an, um sich vor Vogelflöhen und Milben zu schützen. Das Nest wird in der Biotonne oder auf einem Laubhaufen entsorgt, der Nistkasten gründlich ausgekehrt. Chemikalien zur Desinfektion sind tabu – denn sie schädigen später nur die gefiederten Bewohner. Auf jeden Fall gilt: Mit dem Entfernen des alten Nestes wird der Neubezug im Frühling gefördert. Nicht gereinigt oder entfernt werden dürfen die Nistplätze von Mauerseglern und Schwalben: Mauersegler brüten immer wieder im selben Nest, Schwalben bessern gerne ein altes Nest aus dem Vorjahr aus und ziehen dahin ihre Küken auf.
Der Bau eines Nistkastens für Höhlenbrüter ist nicht kompliziert. Zunächst werden alle benötigen Holzteile vorgefertigt. Dazu verwendet man unbehandelte Bretter in einer Stärke von zwei Zentimetern, z.B. aus Fichtenholz.
Haus für Höhlenbrüter
Je nach dem Durchmesser des Einflugloches wird dieser Nistkasten von Blau-, Tannen-, Haubenmeise oder dem Sperling genutzt (26 bis 28 Millimeter) oder von Kohlmeise, Wendehals oder Gartenrotschwanz (32 bis 34). Kleiber und Stare bevorzugen 45 bis 50 Millimeter.
Benötigt werden:
Rückwand, 18 x 27 Zentimeter
Vorderwand, 18 x 24 Zentimeter
2 abgeschrägte Seiten, 27 bis 24 x 22 Zentimeter
Boden, 18 x 18 Zentimeter
Dach 24 x 26 Zentimeter
Leiste von 5 x 50 Zentimetern zur Aufhängung
Aluminiumnägel, Kabelbinder oder Baumband
Zusätzlich dazu braucht es Nägel oder Schrauben zum Zusammenbau, zwei Stahlstifte, um die Vorderwand klappbar in den Seiten zu befestigen (wo sich der Stern in der Zeichnung auf Seite 20 befindet), und einen Haken, um die Klapptüre vorne sicher verschließen zu können.
Nach Belieben kann der Kasten von außen bemalt werden – und wird so zu einer nützlichen Gartendeko. Wichtig dabei aber ist, dass nur solche Lasuren und Lacke gewählt werden, die den Anforderungen für Kinderspielzeug genügen, am besten welche, die biologisch abbaubar sind. Sitzstangen, so die LBV-Experten, sind in den meisten Fällen unnötig, sie helfen lediglich Nesträubern beim Klettern. Der Einflug wird mittig in die Frontseite gebohrt, entweder mit einem dünneren Bohrer mehrmals, so dass es schließlich mit einer Ahle oder Raspel erweitert werden kann oder gleich mit einem Fräser des gewünschten Durchmessers. In den Boden werden noch drei Entwässerungslöcher von je 5 Millimetern gebohrt. Der fertige Nistkasten wird an einer geschützten, wetterabgewandten, eher schattigen Stelle am Haus oder in einem Baum aufgehängt, meist muss also das Einflugloch nach Süden ausgerichtet sein. Die Höhe richtet sich nach der angedachten Vogelart: Für die meisten Vögel gibt der Landesbund für Vogelschutz 1,5 bis 3,5 Meter Höhe an, Stare lieben es höher. In bis zu zehn Metern Höhe soll ihre Kinderstube angebracht sein. An Bäume nageln soll man die Kästen nicht, wenn, dann nur mit einem Aluminiumnagel. Besser ist eine Befestigung mit ein Baumband. Dass es noch sicher trägt und auch den Baum nicht schädigt, kann dann jedes Jahr bei der Nistkastensäuberung überprüft werden.
Mit den entsprechenden Nistkästen ist der Wohnungsmarkt für die heimische Vogelwelt gerüstet. Aber die Wohnungsgäste wollen auch ernährt werden. Dafür könnte der Hausgarten zum Mini-Naturschutzgebiet werden, in das heimische Sträucher gehören, eine kleine Ecke mit „Unkraut“ oder sogar eine Blumenwiese. Tipps dafür gibt der LBV mit einer Infoschrift für alle, die ihren Garten noch naturfreundlicher gestalten wollen.
Schriften über Vogelfütterung, Nistkastenbau oder fürs „Naturparadies Garten“ gibt es – teilweise gegen Schutzgebühr – beim Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V., Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein. www.lbv.de, Anleitung mit Bildern zum Download unter www.der-pilger.de
Hubert Mathes, Quelle: der pilger, www.der-pilger.de, In: Pfarrbriefservice.de
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