Fünf Orte – ein synodaler Weg

Statt Vollversammlung gab es fünf Regionalkonferenzen – was dem Gespräch ausgesprochen förderlich war

Eigentlich war für Anfang September 2020 die zweite Vollversammlung des Synodalen Wegs geplant. Die erste Versammlung dieser Art hatte zu Jahresbeginn in Frankfurt am Main getagt. Da ging es um formale Fragen der Satzung und Geschäftsordnung und um eine erste Verständigung über die Themen und die Perspektive der Beteiligten. Im Anschluss daran formierten sich vier sogenannte „Foren“: Arbeitsgruppen, die zu den vier Themenfeldern des Synodalen Wegs (Macht und Gewaltenteilung, Priesterliche Existenz, Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche, Leben in gelingenden Beziehungen) Überlegungen anstellen und Voten und Beschlussvorlagen entwickeln sollen. Im September sollten also in einer zweiten Vollversammlung die ersten Texte in erster Lesung diskutiert werden.

Kurze Fahrtwege, dichte Gesprächskultur und katholisches Lebensgefühl

Doch dann kam der Lockdown durch die Corona-Pandemie. Das hatte natürlich Einfluss auf die Arbeitsprozesse des Synodalen Wegs. Die Foren konnten nicht wie geplant, aber immerhin per Videokonferenz tagen und mit Verzögerung die Arbeit aufnehmen. Eine Vollversammlung mit rund 250 Personen war aber undenkbar. An ihre Stelle traten fünf dezentrale Regionalkonferenzen: eintägige Zusammenkünfte in kleinerem, corona-tauglichem und, wie sich herausstellte, dem Gespräch ausgesprochen förderlichem Format. Jeweils ca. 50 Personen – Delegierte, Berater und Presse – kamen in Berlin, Dortmund, Frankfurt/M., Ludwigshafen und München zusammen. Das Prinzip lautete „kurze Wege“: kurze Fahrtwege, eine dichte Gesprächskultur und auch so etwas wie Nähe im katholischen Lebensgefühl: Nach Berlin fuhren die Synodalen aus der nord- und ostdeutschen Diaspora. Dort lebt es sich als Katholikin oder Katholik anders als in Westfalen bzw. im Ruhrgebiet und dort wieder anders als im katholischen Bayern. Die Zusammensetzung an den fünf Orten passte wohl auch deshalb gut. Themen, Tagesordnung und geistlicher Rahmen der Treffen waren jedoch für alle gleich. Eine gute Pressearbeit sorgte für die nötige Verschaltung der Orte.

Austausch, Rückmeldungen, Stimmungsbild

Worum ging es? Den Vormittag bestimmte ein Austausch über die Auswirkungen der Pandemie auf kirchliches Leben, auf Schule, Caritas und Gottesdienst und die Frage danach, welche Ressourcen der Glaube bietet, um mit dieser Ausnahmesituation umzugehen. Am Nachmittag wurden erste Textbausteine aus zwei Arbeitsgruppen vorgestellt: erste Voten des Forums zur kirchlichen Sexualmoral und einer von drei geplanten Textteilen zum Thema Frauen in der Kirche. Dabei ging es noch nicht um Beschlüsse, sondern darum, Rückmeldungen und ein Stimmungsbild einzuholen, wohin die synodale Reise gehen kann.

Julia Knop, In: Pfarrbriefservice.de

Dr. theol. Julia Knop (geb. 1977) ist Professorin für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt und Mitglied der Synodalversammlung sowie des Synodalforums „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“.

Der Synodale Weg

Der Synodale Weg ist ein Gesprächsprozess innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland. Er soll der Aufarbeitung von Fragen dienen, die sich im Herbst 2018 nach der Veröffentlichung der sogenannten MHG-Studie über sexuellen Missbrauch in der Kirche ergeben haben. Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken verantworten gemeinsam diesen Prozess, der auf zwei Jahre angelegt ist und am 1. Dezember 2019 eröffnet wurde. www.synodalerweg.de

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Text: Julia Knop
In: Pfarrbriefservice.de