Große Würde vor Gott

Nicht mehr als "Letzte Ölung", sondern als Sakrament zur Stärkung und Aufrichtung möchte die Krankensalbung verstanden werden

Krankheit, Leiden und Sterben sind heute nach wie vor Tabu-Themen, womit der Mensch nicht gerne konfrontiert wird. Angehörige und nicht selten der Kranke selbst reagieren schnell mit dem Satz: „Ach, das wird schon wieder." Und doch spürt der Kranke, dass es so schnell nicht wieder so wird, wie er es gerne hätte. Nicht wenige Menschen hadern in dieser Situation mit Gott und verstehen nicht, wie Gott diese Krankheit, dieses Leid zulassen kann.

In der Heiligen Schrift lesen wir an vielen Stellen, wie Jesus sich der kranken Menschen angenommen hat: "Man brachte alle Kranken und Besessenen zu Jesus ... und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten". (Markus 1,32.34). Viele Kranke, Aussätzige, Gelähmte und Blinde wandten sich an Jesus, und in der Begegnung mit ihm erlebten sie Halt, Sicherheit, Verständnis, Angenommensein und neue Kraft.

Gewandeltes Verständnis der Krankensalbung 

Die Kirche hat sich zu allen Zeiten der Kranken angenommen. Im Jakobusbrief lesen wir: "Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Ältesten der Gemeinde; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben". Das gläubige Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben.“ (Jakobus 5, 14 f.). Diese Worte zeigen uns, dass in den urchristlichen Gemeinden die Sorge um die Kranken als ein wichtiger Auftrag gesehen wurde.

Ab dem 8. Jahrhundert wird die Krankensalbung auch als "Letzte Ölung" bezeichnet. Über Jahrhunderte wurde es leider nur als das "Sterbesakrament" gesehen. Die Älteren erinnern sich sicherlich noch daran, dass der Priester erst dann gerufen wurde, wenn der Arzt mit seinem Latein am Ende war und es für den Kranken keine Rettung mehr gab. Diese Sicht hat sich leider bis heute bei den Menschen festgesetzt, obwohl es seit dem 2. Vatikanischen Konzil wieder als das bezeichnet wurde, wie es vom Ursprung gedacht war: als Krankensalbung!

Nach heutiger Sicht der Kirche ist die Krankensalbung nicht nur ein Sakrament der Sterbenden, sondern ein Sakrament des Lebens und des Heils, und dies in zweifacher Hinsicht: Hoffnung auf neues Leben nach Gesundung und Genesung und Hoffnung auf neues Leben im Geheimnis des Todes. So will es Zeichen der Stärkung und Aufrichtung in Krankheit und Leid sein.

Der Kranke hat eine große Würde vor Gott 

In den symbolischen Gesten der Handauflegung und der Salbung mit Öl kommt dies zum Ausdruck. Die Handauflegung ist Zeichen der Anteilnahme, des Trostes und ein Zeichen dafür, dass Gott seine schützende Hand über den Kranken hält. Dies schenkt ihm Ermutigung. Die Salbung mit Öl deutet symbolisch auf Rettung und Heil durch Gottes Geist und Kraft. Wenn ich salbe, Öl benutze, bedeutet dies Schutz und Nahrung für die Haut. Zum anderen erinnert die Salbung daran, dass im Alten Testament nur Könige gesalbt wurden. Wenn Christen heute gesalbt werden, wie z.B. bei der Taufe und Firmung, dann wird ihnen die Königswürde von Gott her zugesprochen. Dies gilt allerdings nicht nur im Kindes- und Jugendalter, sondern ebenso im Kranksein. Der Kranke hat eine große Würde vor Gott und bekommt seine unendliche Liebe zugesprochen. Daher ist dieses Sakrament ein wirksames Zeichen der liebenden Nähe Gottes, und zwar nicht nur am Ende des Lebens, sondern immer wieder dann, wenn der Kranke in seiner schwierigen Situation die Stärkung und den Zuspruch Gottes braucht.

Sakrament der liebenden Nähe Gottes 

Doch, so werden viele fragen, wie ist es, wenn der Mensch nun einmal im Sterben liegt und nicht wieder gesund werden kann? Gerade hier darf ich als Krankenhausseelsorgerin oftmals die Erfahrung machen, dass gerade in diesen prekären Augenblicken dieses Sakrament der liebenden Nähe Gottes wichtig und hilfreich ist, dass der Kranke und besonders der Sterbende durch das Sakrament - durch den liebenden Zuspruch und die Gewissheit, ganz in Gottes Händen zu sein, ruhiger wird und sich ihm überlassen kann. Das wird auch deutlich durch das Gebet, das der Priester bei der Spendung der Krankensalbung spricht: "Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen, er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes. Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf". Ich habe oft nach der Spendung der Krankensalbung von Kranken hören dürfen: "Schwester, das hat mir gut getan, beten Sie auch weiterhin für mich".

Schwester Marlies Mauer CS
Quelle: Pfarrbrief der Kath. Kirchengemeinde St. Maria-Magdalena Geldern, Ostern 2012

Verknüpft mit:

Das Schwerpunktthema für Oktober 2013

Vor dem Herunterladen:

Datei-Info:
Dateiformat: .doc
Dateigröße: 0,03 MB

Sie dürfen den Text NICHT in sozialen Medien nutzen (z.B. Facebook, Twitter, Instagram, YouTube, etc.)

Beispiel für den Urhebernachweis, den Sie führen müssen, wenn Sie den Text nutzen

Text: Schwester Marlies Mauer CS
In: Pfarrbriefservice.de