Hass auf Knopfdruck
Eine laute Minderheit dominiert die Kommentarspalten Sozialer Netzwerke
Die Studie „Hass auf Knopfdruck“ des Londoner „Instituts for Strategic Dialogue“ (ISD) und von „ichbinhier e.V.“ zeigt das gravierende Ausmaß rechtsextremer Hasskampagnen in den Sozialen Netzwerken. Die Studie basiert auf Analysen von mehr als 1,6 Millionen rechtsextremen Beiträgen auf Facebook zwischen Februar 2017 und Februar 2018. Das Ergebnis: Rechtsextreme nutzen gezielt unmoderierte Kommentarspalten reichweitenstarker Medien, um ihre oft verfassungsfeindlichen Narrative in die Mitte der Gesellschaft zu tragen. Voran treibt dies eine kleine, aber sehr aktive Gruppe.
Wie sich organisierte Hass-Kampagnen aus dem rechtsextremen Spektrum häufen
Seit Einführung des NetzDG ist die Anzahl offensichtlicher rassistischer, antimuslimischer und antisemitischer Posts in den Sozialen Medien zurückgegangen. Koordinierte Hass-Kampagnen aus dem rechtsextremen Spektrum wie #KiKAgate und #kandelistüberall waren jedoch dreimal häufiger anzutreffen. Die Autoren und Autorinnen der Studie beobachteten einen Anstieg auf 300.000 Beiträge pro Monat im Vergleich zu den üblichen 90.000. Das erhöhte Aufkommen an Hassbeiträgen steht nicht für ein generelles Abdriften der Kommentarkultur ins rechte Spektrum, auch wenn die Shitstorms gegen Politiker und Politikerinnen diesen Anschein erwecken. Dieser Eindruck entsteht unter anderem dadurch, dass weniger, aber sehr aktive Sympathisanten der rechtsextremen Identitären Bewegung agieren. Der Verfassungsschutz beobachtet sie bundesweit.
Von Fake-Profilen, gekaperten Hashtags oder Hasskommentaren
Diese kleine, sehr gut organisierte Troll-Armee weiß die Möglichkeiten der Neuen Medien sehr schlau für sich zu nutzen. Ihr Ziel ist es, mit Hasskampagnen eine scheinbare Mehrheitsmeinung in den Kommentarspalten zu erzeugen. Ihre taktischen Mittel variieren. Sie erstellen beispielsweise zahlreiche Fake-Profile, die zeitgleich für Kampagnen und Shitstorms eingesetzt werden. Sie kapern koordiniert Hashtags. Oder sie fluten mit Hasskommentaren Kommentarspalten reichweitenstarker Medien. Hashtags wie „#120db“ werden von Bots gestartet, von aktiven Nutzergruppen weitergetragen, von AfD-Profilen geteilt und von bestimmten Medien wie „Russia Today“ und „Sputnik“ oder gängigen Medien aufgegriffen.
Wie ein falsches Meinungsbild entsteht
Die Studie verdeutlicht den gefährlichen Schlagschatten dieser Scheinriesen. Es entsteht der Eindruck, bestimmte Themen oder Stimmungen wären relevant. So finden Hasskampagnen ihren Weg in die Berichterstattung reichweitenstarker Medien einschließlich ihrer Kommentarspalten. So können sie politische Entscheidungsprozesse beeinflussen.
Welche Bedeutung digitale Zivilcourage hat
Betroffene von Shitstorms sind außerhalb der Sozialen Medien fast immer Zielscheibe von Drohungen und Einschüchterungsversuchen. Um dem entgegenzuwirken, nimmt die Bedeutung von digitaler Zivilcourage zu. Jede und jeder Einzelne kann sich für einen respektvollen Umgang in den Kommentarspalten einsetzen und Betroffenen von Shitstorms beistehen - unabhängig der eigenen politischen Meinung.
Die Auftraggeber der Studie: „Institute for Strategic Dialogue (ISD)“ und „ichbinhier e.V.“
Dabei handelt es sich um einen unabhängigen „Think and Do Tank“, der mit Führungspersönlichkeiten in Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft zusammenarbeitet. Ziel ist es, Extremismus weltweit zu bekämpfen und interkommunale Gräben zu überbrücken.
Der im Juli 2017 gegründete gemeinnützige Verein „ichbinhier e.V.“ will durch verschiedene Maßnahmen die Menschen für das Thema Hass im Netz sensibilisieren und sie darin bestärken, gegen Hate Speech vorzugehen. Die Unterstützung der Aktionsgruppe #ichbinhier ist eine dieser Maßnahmen.
von: gekürzte PM: www.ichbinhier.eu, In: Pfarrbriefservice.de
Datei-Info:
Dateiformat: .doc
Dateigröße: 0,03 MB
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