„Ich versuche mich immer vorbildlich zu benehmen und mich nicht neben der Spur zu verhalten.“

Ein Interview mit Lena Lotzen – Bundesliga-Fußballspielerin beim SC Freiburg

Lena Lotzen: Sie ist 26 Jahre alt, Profifußballerin, erfolgsgekrönt. Bundesliga, DFB Pokal, Bundesliga Cup, Champions League, Nationalmannschaft. 25 Länderspiele und Europameisterin 2013. Acht Jahre lang war sie beim FC Bayern München. Seit 2018 steht sie beim SC Freiburg unter Vertrag. Ein Gespräch mit ihr über kleine Fußballfans, Partys und die Ehre ein Vorbild sein zu dürfen.

Sportler, die ihren Gegner anspucken, den Schiedsrichter anbrüllen und beleidigen, betrunken Auto fahren oder koksen, um die Stimmung zu heben. Verhältst du dich auch so?

Lena Lotzen: Nein, wir können uns auf Partys nicht abschießen und rumfallen. (lacht)

Warum?

Ich bin eine Person, die in der Öffentlichkeit steht. Nicht so, wie gewisse Politiker oder Stars, aber ich habe eine gewisse Vorbildfunktion. Darum versuche ich mich immer vorbildlich zu benehmen und mich nicht neben der Spur zu verhalten. Aber, das weicht nicht viel von dem ab, wie ich mich sowieso verhalten würde.

Warum ist dir deine Vorbildfunktion so wichtig?

Es gibt viele kleine Mädchen, Fans, die zu einem aufschauen. Die Kleinen nehmen sich das schlechte Verhalten als Vorbild. Das geht nicht.

Es ist etwas Besonderes, diese Position, diese Rolle haben zu dürfen. Vorbild zu sein.

Ja, auf jeden Fall. Mir gefällt das, dass jüngere, kleinere Mädchen das toll finden, was ich mache und auch so sein wollen oder Tipps von mir annehmen. Es ehrt einen. Ich finde, das ist ein schönes Gefühl.

Setzt dich diese Verantwortung unter Druck? Ständig in der Öffentlichkeit zu stehen. Ständig beobachtet zu werden? Ständig zu überlegen, was du tun kannst?

Mich setzt das nicht unter Druck, aber ich muss ab und zu darauf achten, wie ich mich verhalte. Ich werde immer wieder in der Stadt erkannt. Wenn ich mal feiern bin, ist das kein Problem und schlägt keine Wellen, aber wenn es in die falschen Hände gerät oder den falschen zu Gesicht kommt, kann es einem negativ ausgelegt werden.

Gibt es Dinge, die du nicht machst kannst?

Wenn mich mein Trainer vor einem Spiel nachts um vier in der Stadt sehen würde, wäre das sehr ungünstig.  

Weil du am nächsten Tag Leistung bringen musst und weil du für die jüngeren Spielerinnen in deiner Mannschaft ein Vorbild bist.

Es sind manchmal 15-, 16-Jährige in der Mannschaft und wenn du dich da komplett falsch verhalten würdest, würden die das übernehmen. Mir ging das vor sieben, acht Jahren auch so. Wären da welche dabei gewesen, die sich so verhalten hätten, dann hätte ich gedacht: Och ja, so macht man das anscheinend.

Größer gedacht: Es ist dir ein Anliegen, dass sich alle Fußballerinnen beispielhaft verhalten, nachahmenswert, mustergültig.

Ich möchte, dass der Frauenfußball noch bekannter, populärer, angesehener wird. Darum müssen wir alle die Rolle als Vorbild annehmen.

von: Ronja Goj, In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Ronja Goj
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