„Ich wünsche mir von der Kirche ..."
Ein Plädoyer einer jungen Frau für sexuelle Selbstbestimmung
„Ich wünsche mir von der Kirche mehr Offenheit und Toleranz. Ich finde es wichtig, nicht zu urteilen. Ich habe immer das Gefühl, dass die Kirche mit erhobenem Finger da steht und dass ich keinen Kirchenraum mehr betreten darf, wenn ich gerade in einer FreundschaftPlus* lebe oder mich sexuell auslebe. Ich finde es schade, dass ich als gläubiger junger Mensch das Gefühl habe, dass ich überhaupt nicht mehr konform mit den ganzen Vorschriften der Kirche bin.
Die Kirche muss dieses Thema angehen und nicht darüber hinwegschauen. Sie sollte sich darauf besinnen, was der eigentliche Kern ist. Im Endeffekt geht es darum, dass junge Menschen die christlichen Werte hochhalten. Das Doppelgebot der Liebe zum Beispiel. Ich lebe hauptsächlich danach. Das ist für mich das höchste Gebot.
Das ist für mich das, was alle Religionen verbinden sollte. Es ist das, was alle Menschen miteinander verbinden sollte. Wenn das alle tun würden, hätten wir eine viel bessere Welt.
Die Vorschriften der Kirche hatten früher einen guten Grund. Sie sagt zum Beispiel „Kein Sex vor der Ehe“, weil die Frauen früher versorgt sein mussten, aber es ist nicht mehr zeitgemäß. Mittlerweile sind die Frauen emanzipiert. Sie können auf eigenen Beinen stehen. Es gibt genug alleinerziehende Frauen oder Männer, deswegen sind manche Menschen von diesem Ehegedanken weggekommen und dass alles unbedingt immer in festen Beziehungen stattfinden muss.
In der heutigen Zeit ist es nicht mehr wichtig, dass man das Ehegesetz hat. Das ist überholt. Ich würde mir wünschen, dass die Kirche das anerkennt. Wenn der Trend unter den jungen Menschen in Richtung FreundschaftPlus, offene Beziehung, Sexbeziehung oder Partnerschaft geht, sollte es der Kirche stattdessen wichtig sein, dass die jungen Menschen einen wertschätzenden Umgang miteinander haben, in ihrem Tun und in ihrem Umgang mit anderen Menschen.
Ich halte nichts davon, wenn mir zölibatär lebende Männer Vorschriften darüber machen, wie ich mein Leben zu führen habe. Das hat für mich nichts mit Glauben zu tun. Was jeder für sich privat im Bereich Liebe und Sex für richtig hält, das soll bitte jeder so machen dürfen, wie er es möchte. Ich muss für mich selbst wissen, was gerade richtig ist. Ich finde es wichtig, dass jeder nach seinem Bauchgefühl handelt und danach, was zu einem passt. Und, dass jeder auf sich selbst und seine Bedürfnisse hört.“
* Freunde, die miteinander Sex haben
Anonym, aufgeschrieben von Ronja Goj, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: AnonymIn: Pfarrbriefservice.de