Keine Zeit für faule Kompromisse

Was uns die Geschichte von den Sterndeutern sagen will

Wenn ich in diesen ersten Tagen des Jahres einen Brief schreibe, ein Protokoll oder ein Formular ausfülle, passiert es mir immer wieder: ich schreibe aus lauter Gewohnheit die Zahl des alten Jahres als Datum. Unter Umständen muss ich dann den Brief nochmal ausdrucken, das Formular neu ausfüllen und in das Protokoll das korrekte Datum einsetzen.

Zeitangaben

Dass Zeitangaben keine Lappalie sind, wissen nicht nur Verwaltungsfachleute. In der Geschichtswissenschaft ist es eine große Erleichterung, wenn man ein Ereignis genau datieren kann. Dann kann man den Zusammenhang mit anderen Ereignissen berücksichtigen, kann ein Geschehen einordnen und erklären.

Der Evangelist Matthäus beginnt seine Erzählung von der Reise der Sterndeuter ebenfalls mit einer Zeitangabe: "Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Bethlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem".

Die Sterndeuter, die im Volksmund auch "Heilige Drei Könige" genannt werden, entdecken ihren Stern also genau zu der Zeit, in der ‚Herodes der Große‘ König von Judäa ist.

Für viele gläubige Juden ist das eine Zeit der faulen Kompromisse. Der Kaiser in Rom akzeptiert einen quasi jüdischen König, der die Macht Roms vor Ort sichert. Die Priesterschaft am Jerusalemer Tempel akzeptiert Herodes als Marionette des römischen Kaisers. Sie wollen den Burgfrieden wahren und die gewonnenen Privilegien nicht verlieren. Mit der prophetischen Kraft, die im Glauben an den Gott Jahwe, den Gott Israels steckt, hat das alles nicht mehr viel zu tun.

Zeit für Veränderung

Genau in dieser Situation sehen die Fremden aus dem Osten ein Zeichen der Veränderung. Dieser Stern steht verheißungsvoll ausgerechnet über dem Land, dem die römische Besatzungsmacht bleierne Ruhe aufzwingt. Die Sterndeuter machen sich auf den Weg. Auf den Weg in Richtung Jerusalem.

Dass sich durch die Fremden in der Hauptstadt, im Land und im Palast einiges bewegen wird, ist abzusehen. Aber auch die Sterndeuter werden durch das, was sie erleben, neu und verändert in ihr Land zurück kehren.

Die Geschichte dieser Sterndeuter ist gerade am Beginn eines neuen Jahres eine Geschichte, die Mut macht. Mut, selbst nach hoffnungsvollen Zeichen der Veränderung Ausschau zu halten. Mut, diese Zeichen ernst zu nehmen, faule Kompromisse in Frage zu stellen und sich auf die Suche zu machen.

Auf die Suche nach Gott, der in allen Zeiten immer wieder neu zur Welt kommen will.

mit freundlicher Genehmigung:
Autorin: Katharina Pomm, Katholische Hörfunkarbeit für Deutschlandradio und Deutsche Welle, Bonn, www.dradio-dw-kath.eu. In: Pfarrbriefservice.de

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Das Schwerpunktthema für Januar 2015

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Text: Katharina Pomm
In: Pfarrbriefservice.de