Leben von der Hände Arbeit

Warum eine Lehre ein lohnenswertes Ziel sein kann

In Erwartung besserer Chancen für den Arbeitsmarkt klopfen Eltern für ihre Sprösslinge mit Vorliebe an die Türen der Gymnasien. Ich habe da meine Fragen an die Motive. Leider spielt die wirkliche Begabung des Kindes zu leicht eine untergeordnete Rolle. Überforderte Kinder sind die Folge. Selbst das Anraten der Grundschullehrer kann Eltern nur schwer umstimmen. Manche sehen es als eine persönliche Niederlage, wenn ihr Kind „nur“ eine Einstufung für die Hauptschule erhält. Diese Schulart scheint in ihrer Vorstellung eher etwas für Versager zu sein. Dass von dort schon so mancher gestandene Meister seine Karriere gestartet hat, übersehen sie.

Kinder brauchen eine ihnen gemäße Ausbildung. Bei aller Sorge um einen Arbeitsplatz sollten sie nicht in den Stress dauernder Überforderung, aber natürlich auch nicht in den ebenso schlimmen Stress stetiger Unterforderung geraten. Zudem ist nicht einzusehen, warum die Aussicht auf eine Lehre nach einer guten Hauptschulzeit kein lohnendes Ziel sein soll. Mir macht zwar Sorge, dass Ausbildungsplätze einerseits nicht genügend zur Verfügung stehen; andererseits haben gerade handwerkliche Berufe es schwer, Auszubildende zu finden.

Von der Hände Arbeit zu leben, ist keine Schande. Vielleicht muss das neu gesagt und gedacht werden in unseren Landen. Das biblische Wort: Im Schweiße deines Angesichtes wirst du dein Brot essen! gibt bis heute zu denken. Irgendetwas stimmt doch nicht in unseren Landen, wenn jene wie Menschen zweiter Klasse gesehen werden, die unsere Häuser, Autos oder Straßen bauen, Pflanzen und Tiere hegen oder das Restaurant sauber halten, am Tisch bedienen oder Meister und Meisterin im Kochen sind. Ob mit der Hand oder mit dem Kopf – alle haben zu lernen, dass sie nicht für sich, sondern für alle lernen und arbeiten.

Bruder Paulus, www.bruderpaulus.de, In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Bruder Paulus
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