Liebe braucht ... Bitte & Danke
Tipps für gelingende Beziehungen (25)
DAS BITTE
Bei einem 25. Jahrgangstreffen stellte sich einer der Anwesenden seinen Kollegen so vor: „Ich bin der: Man sollte doch.“ und erntete zustimmendes Lachen. Man war sich einig, die Frauen sagen oft „Man sollte doch …“, wenn sie meinen „Mann sollte doch …“, und sagen nicht „Bitte“.
Manchen Menschen fällt es schwer, um etwas zu bitten. Besonders, wenn es einen eigenen Wunsch, ein eigenes Bedürfnis betrifft. Sie tun es nur in höchster Not. Eine Ablehnung bedeutet für sie, abgewiesen zu werden. Manche bitten locker – und wenn es nicht geht, dann geht es halt nicht. Dieser unterschiedliche Umgang mit dem Bitte, der oft aus der Herkunftsfamilie kommt, kann in Partnerschaften zu großen Schwierigkeiten führen. Man geht vom eigenen Verständnis aus und meint, der / die andere müsste gleich denken und empfinden oder zumindest wissen, wie es bei mir ist. Weiß er / sie aber nicht, wenn ich es nicht sage! Woher sollte er / sie auch? Die Meinung, Liebe bedeute, einander alles von den Augen abzulesen, und wenn das nicht klappt, ist es eben keine Liebe, ist schlichtweg ein großer Irrtum und falsch. Wenn ich etwas möchte oder brauche, muss ich den anderen darum bitten und ihn nicht raten lassen.
Schon als kleine Kinder lernen wir, bitte zu sagen. Höfliche Kinder sagen das „Zauberwort“. Aber Bitten ist mehr als Höflichkeit. Es drückt Achtung aus und Vertrautheit. Ich sage nicht: Tu das, bring mir jenes. Das wären Befehle. Bitten heißt auch nicht, um Erlaubnis fragen müssen, und es bedeutet niemals, einander zu erpressen. Mit dem Bitten drücke ich eine ganz andere Haltung aus. Du musst nicht, du bist nicht gezwungen. Ich bitte dich, freiwillig und aus Liebe etwas zu tun. Die Liebe braucht dieses Zeichen, um mir und auch dir immer wieder bewusst zu machen, wir gehören einander nicht, aber wir gehören zueinander. Wir können einander zu nichts zwingen, wir haben uns frei füreinander entschieden und in dieser Freiheit gehen wir liebevoll miteinander um. Weil wir einander vertraut sind, kann ich dir auch meine Wünsche sagen, meine Schwäche zeigen und dich um das bitten, was ich brauche, im Kleinen, aber auch in großen, wichtigen Dingen. Und weil wir einander achten, zwinge ich dich nicht, befehle ich dir nicht, erpresse ich dich nicht, sondern bitte ich dich. Du kannst freiwillig in Liebe – die Liebe ist immer freiwillig [Abstand!] – entscheiden, ob du mir das oder jenes aus Liebe tun oder geben kannst und willst. Und – es ist ja auch schön, gebeten und gebraucht zu werden!
… UND DAS DANKE
Liebe braucht aber auch das Danke. Und wie! Nicht nur das Danke-Sagen, sondern viel wichtiger ist die Grundhaltung der Dankbarkeit. Bruder David Steindl-Rast hat einmal gesagt, er kann die Dankbarkeit von Kindern, wenn sie etwas geschenkt bekommen, nicht so sehr daran erkennen, dass sie höflich Danke sagen, sondern daran, dass sie begeistert mit ihrem Geschenk spielen und es gebrauchen.
Ich habe oft erlebt, dass Paare intensiv miteinander reden, alles ausreden, einander viel sagen, aber danke sagen sie zueinander selten. Was sie aneinander schätzen, was ihnen voneinander gut tut, wofür sie einander dankbar sind, das sagen sie nicht. Sie glauben, das muss der / die Andere doch wissen! Aber auch hier gilt: Das ist ein Irrtum. Das muss einem gesagt werden, immer wieder. Partner sagen einander viel öfter, was ihnen aneinander nicht passt, was störend ist, als das, was sie aneinander schätzen und lieben und worüber sie sich freuen. Dabei weiß man aus der Pädagogik, dass man ja nicht auf den Schwächen herumreiten soll, weil sie dadurch eher gefestigt werden, sondern lieber die Stärken durch Zustimmung, durch Dankbarkeit verstärken soll. Gerade für die selbstverständlichen Dinge muss man einander Danke sagen: dass du mir das Frühstück machst, dass du putzt, dass du Geld verdienst, das Auto in Schuss hältst, dass du die Kinder in der Schule unterstützt usw.
Besonders in schwierigen Zeiten geht es einem besser, wenn man sich nicht dauernd mit dem befasst, was nicht geht oder nicht möglich ist, sondern mit dem, was man hat und was alles dennoch gut ist. Wenn ich für den guten Morgenkaffee dankbar bin, geht es mir schon den ganzen Tag über ein klein wenig besser. Das bedeutet mehr als positiv denken, das bedeutet, das Gute, das mir geschenkt wird, zu sehen, anzuerkennen und zu bestätigen. Ohne die Realität zu verdrängen, richte ich meine Aufmerksamkeit auf das, was mir wohl tut. Mit diesem Blick geht es mir einfach besser und noch besser geht es mir, wenn ich oft Danke sagen kann, und wenn auch zu mir jemand Danke sagt.
Dr. Luitgard Derschmidt, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Dr. Luitgard DerschmidtIn: Pfarrbriefservice.de