„Liebe und mach, was du willst.“
Kolumne: Zwischenmenschliches
Vielleicht kennen Sie jene skurrile Geschichte, die von einem Mann erzählt, der mit seinem kleinen Sohn und einem Esel loszog, um die Welt kennen zu lernen. Er setzte seinen Sohn auf den Esel. Als sie im ersten Dorf ankamen, hörten sie ein paar Leute tuscheln: „Ist das nicht eine Unverschämtheit von dem kleinen Lümmel, dass er bequem auf dem Rücken des Esels reitet, während sein armer, alter Vater Mühe hat, zu Fuß mit zu halten?“ Als der Vater das hörte, war es ihm sehr peinlich, dass die Leute so schlecht über seinen Sohn daherredeten. Also holte er seinen Sohn vom Esel und setzte sich selber auf das Tier. Als sie in das zweite Dorf kamen, hörten sie die Leute reden: „Schaut Euch das an. Dieser Mann schämt sich nicht, in aller Ruhe auf dem Esel zu sitzen und seinen kleinen Sohn mit seinen kleinen Beinchen nebenher laufen zu lassen. Unmöglich!“ Der Mann stieg sofort vom Esel herunter und sagte zu seinem Sohn: „Komm, wir laufen beide neben dem Esel her, dann hat er es auch leichter!“ Im nächsten Dorf trauten sie ihren Ohren nicht, als sie die Leute sagen hörten: „Schaut euch diese beiden Dummköpfe an. Sie laufen zu Fuß, obwohl sie doch einen Reitesel haben, der sie bequem tragen könnte!“ Der Vater und der Sohn setzten sich nun gemeinsam auf den Esel und zogen weiter bis zum nächsten Dorf. Dort schüttelten die Leute den Kopf und sagten: „Schaut Euch diese Tierquäler an! Sie werden ja dem armen Esel den Rücken brechen!“ Vater und Sohn stiegen ab, und der Vater sagte zu seinem Sohn: „Hör mal zu, egal, was wir machen, es wird immer einigen dieser Leute nicht gefallen. Lass uns ab jetzt das machen, was wir beide wirklich wollen.“
Ich denke, die sogenannte Moral von der Geschichte liegt klar auf der Hand: Du kannst es wirklich nicht allen recht machen. Es gibt immer jemanden, der an Dir irgendetwas zu kritisieren hat. Wer akzeptiert Dich schon so, wie Du wirklich bist? Deshalb: Lebe immer so, wie Du es für richtig hältst, und gehe immer dorthin, wohin Dein Herz dich führt.
Der Heilige Augustinus hätte jetzt noch seinen berühmten Satz hinzugefügt: „Dilige et quod vis fac!“ – „Liebe und tu, was du willst“. Solange Du Dich immer von der Liebe leiten lässt, kannst Du nichts falsch machen, ganz egal, was Du machst.
Stanislaus Klemm, Dipl. Psychologe und Theologe, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Stanislaus Klemm, Dipl. Psychologe und TheologeIn: Pfarrbriefservice.de