Männliche Zugänge zum Glauben und zur Spiritualität

Männer wie Mose, Elija, Ezechiel, Petrus und Paulus erlebten außergewöhnliche Momente: Feuer, Stille, Himmelsblicke, konfrontativ geführte Gespräche oder ein harter Sturz veränderten sie und machten ihren Glauben stark. Insbesondere an Elija, Petrus und Paulus zeigt sich, dass eine nur vermittelte oder erlernte Kenntnis des Glaubens wichtig, aber oft nicht ausreichend ist. Erst durch stark einschneidende Erlebnisse gewannen die drei an Glaubenseinsicht.

Eindrücke ermöglichen – Erlebnisse erhoffen

Wie für diese und andere Männer der Bibel sind auch für heutige Männer Erlebnisse wichtig, damit ihr Glauben groß wird. Auf besonders eindrücklich Erlebtem beruhen halt lebenswichtige Entscheidungen.
Eindruck hinterlassen bei Männern beispielsweise starke Vorbilder, mit denen sie in Kontakt kommen und bei denen sie etwas Außergewöhnliches bis Irritierendes, aber Nachvollziehbares wahrnehmen. Unmittelbar spürbare Wirkung auf Männer haben besondere Lebenssituationen wie Beziehung, Kindergeburt, Umbrüche durch Erfolg oder Misserfolg, Krankheit, Tod. Auch eigene, nicht-alltägliche Handlungen (wie soziales Engagement und außergewöhnliche Aktivitäten) wirken stark auf Männer ein. Der auf konkreten Erlebnissen basierende Eindruck erzeugt bei den Männern ein Gefühl, das die Männer nicht mehr loslässt, sondern auf Erinnerung, Nachahmung oder Wiederholung drängt.

Das Andere sich zeigen lassen

Dadurch entdecken Männer, dass abseits des Gewohnten, der Routine, der Rollen und jenseits ihrer Denkweisen andere und gute Möglichkeiten für sie, für ihr Leben und für ihre Sicht auf ihr Leben bestehen. Die Einfachheit bzw. Banalität des Eigenen (z.B. ausschließliche Berufsorientierung, große Betriebsamkeit) wird ansichtig und demgegenüber wird die Ungewöhnlichkeit des Neuen oder Anderen (z.B. Freundschaften, Natur-Erleben, Stille) erkennbar. Dieses Neue oder Andere übt einen Reiz auf die Männer aus und interessiert sie. Der eine oder andere Mann wird enttäuscht einknicken und resigniert beim Gewohnten bleiben. Manche Männer übersteigen mutig ihre alten Grenzen hin zum Neuen.

Das ‚Mehr‘ entdecken

Wer den Überstieg wagt und das Neue anpackt, hat die Chance, zu entdecken: Das Leben bringt immer wieder etwas Großartiges hervor. Manchem aufmerksamen Mann kann dadurch klar werden, dass im Leben kontinuierlich etwas gegeben ist, das er nicht als alltäglich einschätzen darf, weil es ihn und alles weit überbietet. Dem wachsamen Mann zeigt sich ein ‚Mehr über allem‘.
Männer, die Lebenserfahrung haben und nach Sinn suchen, werden dieses ‚Mehr‘ als faszinierend, erhaben und geheimnisvoll einschätzen. Können sie dieses Machtvolle anerkennen, wird es sie ergreifen. Überwältigt werden dann die bisherige Selbstsicherheit und das eigene Gepräge, und der überwältigte Mann bemerkt einen an ihn gehenden, inneren Ruf zu einem neuen Mann- bzw. Menschsein. Ergeht es ihm so wie Paulus mit seinem Damaskus-Erlebnis und Christus begegnet ihm, beginnt vielleicht ein neuer Lebensweg.

Männerseelsorge bietet Möglichkeiten

So eine Entwicklung ist weder zwangsläufig und noch gradlinig. Viele Männer, viele Christen erhoffen sich Erlebnisse, in denen sie überwältigt, von Christus überwältigt werden. Doch sind das eindrückliche Erleben, die Erfahrungen, das Ergriffenwerden Geschenke des Lebens bzw. der Gnade Gottes.
Um diese Gnade Gottes wissend, kann Seelsorge Männer ermuntern, mutiger und bereitwilliger für Eindrücke, Erfahrungen, für Reflexionsschritte und für innere Reifung bzw. für geistliche Prozesse zu werden. Durch starke sowie glaubwürdige Gesprächspartner in der Gemeinde (auch unter den Seelsorgern), durch ehrlichen Austausch über Lebensereignisse, durch erlebnisreiche Männer-Aktionen der Gemeinde, durch Solidarität und Freundschaften bietet Seelsorge Männern einen Rahmen, in dem Männer in ihrem Gottesglauben voranschreiten können.

Erlebnisse erschließen

In diesen Rahmen hinein gehören Impulse zum christlichen Glauben, die nachvollziehbare Lebenszeugnisse bieten, die Lebensereignisse deuten und die besonderen Aktivitäten (wie Kreuze schmieden, Joggen, Nachtwanderung in den Sonnenaufgang) mit Glaubensaspekten verbinden. Die Impulse erschließen die Schöpfung, zeigen Jesus als Leiter und Lehrer und laden zum Christsein ein. So können das Besondere wie Großartige des Lebens einen Grund erhalten und das uncharakteristische ‚Mehr über allem‘ einen Begriff und einen Rufnamen bekommen: „Gott“ und „Du“. Leben in der Nachfolge Jesu und christliche Sendung werden dann attraktiv.

Dr. Burkhard R. Knipping, Referent für Beziehungs- und Ehepastoral, Abt. Erwachsenenseelsorge, Generalvikariat des Erzbistums Köln; Mail: burkhard.knipping@erzbistum-köln.de
In: Pfarrbriefservice.de

Weitere Materialien
Verknüpft mit:

Das Schwerpunktthema für September 2017

Vor dem Herunterladen:

Datei-Info:
Dateiformat: .doc
Dateigröße: 0,02 MB

Sie dürfen den Text NICHT in sozialen Medien nutzen (z.B. Facebook, Twitter, Instagram, YouTube, etc.)

Beispiel für den Urhebernachweis, den Sie führen müssen, wenn Sie den Text nutzen

Text: Dr. Burkhard R. Knipping
In: Pfarrbriefservice.de