„Mein Weg aus dem Fegefeuer“

Interview mit der Buch-Autorin Brenda Leb

Es gibt viele Opfer von sexueller Gewalt, aber nur wenige sprechen davon. Eine Betroffene hat nun unter dem Pseudonym Brenda Leb ein Buch über die Missbrauchserfahrung und ihren Umgang damit geschrieben. Teresa Lugstein hat mit der Autorin gesprochen:

Frage: Sie haben die erlebten Gewalterfahrungen in Ihrem Buch „Mein Weg aus dem Fegefeuer“ zusammengefasst. Was war Ihre Motivation dazu?

Brenda Leb: In erster Linie wollte ich anderen Betroffenen vermitteln, dass es einen Weg heraus gibt und meine Form der Bewältigung aufzeigen.

Frage: Es ist wahrscheinlich ein langer Weg zwischen der Idee, ein Buch zu schreiben, und dies tatsächlich umzusetzen. Wie war das bei Ihnen?

Brenda Leb: Ich begann bereits als 20-jährige, meine Missbrauchserfahrungen nieder zu schreiben, aber erst weitere 20 Jahre später, als ich diese dank der Hilfe einer hervorragenden Therapeutin verarbeitet hatte, fand ich die Zettel wieder und dachte mir, ich sollte weiter schreiben, ganz einfach, um aufzuzeigen, dass es möglich ist, trotz massiver sexueller Gewalterfahrungen glücklich zu werden.

Der Wunsch in mir, mein Leben nieder zu schreiben, wuchs eben erst, als dieses immer schöner wurde, ich ein eigenes Zimmer, einen PC und Ruhe hatte und die Kinder groß genug waren. Innerhalb von drei Jahren hab ich dann alles zusammengefasst. Das Manuskript gab ich zwei Freundinnen zu lesen, die mich ermuntert haben, das Buch fertig zu stellen und zu veröffentlichen.

Frage: Sie sprechen die Bewältigung Ihrer Missbrauchserfahrungen durch die Therapie an, wie wirkte sich diese aus?

Brenda Leb: Also, vor der Therapie konnte ich überhaupt nicht allein sein, hatte massive Panikattacken und Suizidgedanken. Durch die Therapie lernte ich die Folgen der Traumatisierung zu bewältigen. Das Gefühl, erstmalig allein sein und dies genießen zu können, war unbeschreiblich - ich fühlte mich als neuer Mensch!

Außerdem habe ich gelernt, all die negative Energie, die ich gegen mich gewandt hatte, in positive Energie umzuwandeln und dadurch viel Kraft erlangt. Das heißt jetzt bitte nicht, dass jeder sich freuen soll, wenn er missbraucht wurde, denn wenn er es gut angeht, wird es ihm viel besser gehen als anderen. Aber man kann daraus eine emotionale Stärke erlangen, die andere vielleicht nicht haben.

Frage: Sie haben Ihr Buch unter einem Decknamen herausgegeben, warum?

Brenda Leb: Nur wenige Freunde wissen von meiner belasteten Vergangenheit und ich möchte, dass das so bleibt. Meine Familie, in welcher der Missbrauch total totgeschwiegen wird, weiß ebenfalls nichts von meinem Buch. Durch das Pseudonym war mir der Schritt in die Öffentlichkeit möglich, ohne damit alte Wunden aufzureißen, und ohne dass dem Täter etwas passiert, denn das wollte ich nicht.

Frage: Wie waren die Reaktionen auf Ihr Buch von Seiten der Betroffenen und was bedeutet es für Sie, mit anderen in Kontakt zu treten?

Brenda Leb: Kontakt mit anderen Betroffenen habe ich erst, seit ich mein Buch auf meiner Homepage unter www.brenda-leb.at anbiete und dort auch ein Gästebuch aufscheint. Durch die Rückmeldungen auf das Buch bzw. durch das Wissen, dass andere dadurch wieder Hoffnung haben und z.B. den Schritt in die Therapie oder zur Beratungseinrichtung wagen, habe ich das Gefühl, mein Ziel damit erreicht zu haben.

Das Interview wurde im Rahmen des Projektes "Talk about it! Radio gegen sexuellen Missbrauch“ gestaltet. Ziel dieses Projekts ist es, die Enttabuisierung des Themas sexuelle Gewalt zu bewirken, und Hilfen für Betroffene aufzuzeigen, um das Schweigen und die Sprachlosigkeit zu überwinden. Weitere Artikel, Informationen und Radiosendungen zum Nachören auf: www.talkaboutit.at

Ein Kooperationsprojekt von Radiofabrik - Freier Rundfunk Salzburg, Selbsthilfegruppe Überlebt, Radio Corax (D) und Wildwasser e.V. (D), mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union.

 

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Text: www.talkaboutit.at
In: Pfarrbriefservice.de