Ministrantenpastoral - Chance der kirchlichen Jugendarbeit
Stellungnahme von Dr. Peter Hahnen, Referent für Ministrantenpastoral bei der "Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz" (afj) anlässlich der Internationalen Ministrantenwallfahrt 2010 nach Rom
"Wo kommt diese Begeisterung für das Ministrieren her? Woher diese immens große Zahl an Teilnehmern bei dieser Wallfahrt?" Das sind zwei Fragen, die uns jetzt oft gestellt werden. Was hier in diesen Tagen passiert, geschieht in pastoraler Hinsicht nicht in einem quasi luftleeren Raum. Wenn sich von mal zu mal mehr Jugendliche aus mehr europäischen Nationen unserer Rom-Wallfahrt und der Ministrantenarbeit daheim in den Gemeinden anschließen, hat das seinen guten Grund. …
1. Ministrieren macht Spaß.
Die Attraktionskraft, nah dran zu sein am Besonderen, sagen wir ruhig auch: am Heiligen; das bedeutsame Mitwirken dabei, das Mitwirken aus der Gemeinde und auch vor ihr – das sind meist die frühen Motive, die Gründe des Kommunionkinds, sich für den Dienst am Altar zu interessieren.
Sich regelmäßig in einer Gruppe Gleichaltriger zu treffen, die Bandbreite von Spiel und Training für das "Abenteuer Gottesdienst" zu erleben – das macht schlicht Spaß. (So lange der Spaß – Sie werden die Anmerkung, auch wenn ich anlässlich eines Festes nicht die Schatten herausstellen will, einordnen können – nicht ausgenutzt wird.) Und es bleibt toll, wenn Kinder und Jugendliche hier nicht als "Kerzenhalter auf 2 Beinen" benutzt, sondern als Personen wahr- und ernst genommen werden.
2. Ministrieren ist mehr.
Das Treffen in Gruppen, gemeinsames Spielen und Üben, die internen Auseinandersetzungen; auch das Zusammenraufen, das Lernen, miteinander auszukommen, sich einzubringen und respektvoll die Talente der anderen zu achten - all das ist Teil dessen, was wir als Erwerb sozialer Kompetenz schätzen können.
Ministrantinnen und Ministranten erleben sich aber auch als angefragt und hinterfragt. Wer gleichzeitig im Fußball-Verein oder auf einem Instrument was zu bieten hat, kennt durchaus den kritischen Vorwurf des Nachwuchsstürmers oder Musikschulleiters, ob man am Sonntag beim Termin wohl wieder wegen dieses "Kirchenkrams" fehlen werde. Dann muss man Farbe bekennen. Schon junge Ministranten entwickeln bisweilen etwas, das wir eine konfessorische Kompetenz nennen können.
Mehrwert aber auch noch in anderer Hinsicht: nämlich durch das immer tiefere Durchdringen des gottesdienstlichen Handelns. Wir pflegen ja nicht sentimental die Oberfläche eines verschwurbelten Mysteriösen, sondern erkennen Liturgie als wertvolles und innerlich tief mitvollzogenes Feiern der Nähe Gottes. Das wird, je älter Ministranten werden, persönlich spirituell wichtig. Liturgische Kompetenz ist mithin die dritte Kompetenz, die Ministrantenpastoral zu vermitteln vermag.
3. Ministrieren hilft.
Es ist unverzichtbar, dass sich Seelsorgerinnen und Seelsorger den Kindern und Jugendlichen in echter "cura pastorale" (Papst Johannes Paul II.) widmen und ihr Leben ganzheitlich bereichern.
Nicht wenige Prominente, Wissenschaftler und Politiker berichten ja von ihrer Zeit im Altardienst als DER oft ersten Situation, in der sie Anerkennung und Ermutigung eigener Talente erfuhren; mit der sie dann ihren Wert und Platz in Gemeinde und Gesellschaft fanden.
4. Fazit: Ministrieren macht schön.
Aktuelle soziologische Studien wie Sinus (U27) geben uns eine Vorstellung davon, was Jugendliche suchen (und was nicht). Persönliche Stärken zu erkennen und zu entwickeln, Wertschätzung zu erfahren und seinen Platz zu definieren und zu behaupten. Das suchen und brauchen und mögen sie. Sie wollen in einem umfassenden Sinne "schön" sein und "gut aussehen". Ich rede hier natürlich nicht von Maßnahmen der Schönheitschirurgie, sondern von Ästhetik als dem beglückenden Zusammenklang von Sinn und Sinnlichkeit. Für Ministranten und Ministrantinnen gehen diese beiden eine spannende Verbindung ein.
Ich komme zum Schluss und erinnere an das Motto unserer Wallfahrt: Eine wahre Ministrantenpastoral kann Lebensquellen finden und schöpfen helfen. Das sind die Chance und die Herausforderung, die auch nach dieser Wallfahrt bleiben.
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Text: Dr. Peter HahnenIn: Pfarrbriefservice.de