Mission impossible
"Spannende Ostern"
Vor einigen Jahren
wurde vor Ostern
ein Film angekündigt.
Das Plakat war nicht zu übersehen.
Überall in der Stadt
sah man die Werbung.
Ein junger Mann
schwebend,
schwerelos,
er schreibt auf einem Computer.
Die Überschrift:
Karfreitag 20.15 Uhr
Mission impossible
und dann darunter:
Spannende Ostern .
Und dann der Name des Senders.
Jedes Mal wenn ich daran vorbeifuhr
ärgerte es mich.
Mission impossible.
Ein unmöglicher Auftrag.
Ein amerikanischer Agententhriller
am Karfreitag-Abend.
Armes Christentum.
Dann irgendwann machte es Klick.
Mission impossible -
Ein unmöglicher Auftrag.
Das ist doch genau das,
was wir in diesen Tagen feiern.
Den eigentlich völlig unmöglichen Auftrag
des Jesus von Nazareth.
In die Welt kommen,
durch die Nebentür,
nicht durchs Hauptportal,
keine göttlichen Privilegien
in Anspruch nehmen,
sondern Mensch werden,
mit allem Drum und Dran,
mit Laufen-Lernen und Pubertätsstress,
mit Kopfschmerzen und Grippe,
persönlichen Freundschaften
und Familienzoff.
Mit Lachen und Weinen,
mit allem Drum und Dran.
Nach dreißig Jahren dann sagen,
was zu sagen war,
was gesagt werden musste:
das Evangelium.
Den Menschen verkünden,
dass es Gott gibt, wirklich,
und dass sie keine Angst haben brauchen,
sich vor ihm nicht fürchten müssen.
Egal was man ihnen früher eingetrichtert hat.
Dass es niemanden gibt,
den Gott nicht kennt.
Dass jeder vor ihm einen Namen hat.
Den Menschen sagen,
dass Gott keine Berührungsängste hat,
sich mittendrin und an den Rändern wohlfühlt,
es ihn nicht interessiert,
zu was Du es gebracht hast,
sondern wie du lebst,
wo Du lebst.
Den Menschen den Rücken stärken,
wenn sie sich an sein Wort klammern,
an den Frieden,
den er kompromisslos verkündigte
ohne Einschränkung
und ohne taktisches Kalkül.
Den Menschen sagen,
dass Gott weiß,
wie leicht man auf die Schnauze fliegen kann,
mit Tempo, mit Karacho,
wie schnell man in die falsche Richtung rennen kann,
sich selbst verlierend,
wie es immer wieder passiert,
dass man nur noch um sich selbst tanzt,
schuldig wird.
Gott weiß das
und hält zu uns.
Davon hat Jesus erzählt.
Behutsam,
deutlich,
unbestechlich,
bisweilen zornig.
Das war seine Mission,
seine Sendung.
Das hat ihn ans Kreuz gebracht.
Ein unmöglicher Auftrag.
Zum Scheitern verurteilt.
Wenn er nur Mensch gewesen wäre.
War er aber nicht.
Den Sohn Gottes hält kein Grab.
Ostern heißt,
er lebt, er ist auferstanden.
Aber nicht für sich.
Für jeden.
Jesu Mission geht weiter,
Er hat uns sein Wort zurückgelassen,
als Beruhigung
und als Stachel.
Als Auftrag.
In seinem Namen
den Menschen sagen,
dass es Gott gibt:
es gibt mehr als ihr seht,
es gibt mehr als ihr hört.
Es gibt mehr als ihr begreift.
Vielleicht wird man das
nicht immer glauben können.
Jedenfalls nicht immer gleich.
Manchmal braucht es dann Menschen,
die es stellvertretend können und tun.
Die für andere mit glauben,
die noch im Dunkel sind.
Deren Glaube und Zuversicht
denen hilft, die nicht mehr hoffen:
die verwundet sind von Schlägen,
die das Leben selbst austeilt,
- so unfair oft,
die keine Kraft mehr haben selbst zu hoffen.
Manchmal braucht es dann Menschen,
die dann auf ihre Weise Botschafter Gottes sind.
Mit Stimme,
Schulter und Gesicht.
Mit unaufdringlicher Nähe.
Die aufsuchen
und aushalten.
Die vom Leben erzählen,
auch wenn wieder einmal
vieles dagegen spricht.
Die behutsam von Gott sprechen.
Von IHM,
der in Jesus Christus
als Mensch berührbar,
war und ist.
Manchmal braucht es dann
Menschen,
die Briefe Gottes sind.
Dafür hat er uns seinen Geist versprochen,
als Rückenwind und langen Atem.
Auf unseren Wegen und Umwegen.
Gott schreibt seine
Geschichte mit uns,
und wir schreiben mit.
Das feiern wir in
diesen Ostertagen.
Und so gesehen
sind das jedes Jahr:
„Spannende Ostern“.
Stephan Wahl
aus: Stephan Wahl, Die Nacht wird hell wie der Tag, Echter-Verlag, 2014; In: Pfarrbriefservice.de
Datei-Info:
Dateiformat: .doc
Dateigröße: 0,03 MB
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Text: Stephan WahlIn: Pfarrbriefservice.de