Offen miteinander zu reden, hilft

Gedanken und Informationen für eine Kultur des Sterbens

(Redaktioneller Hinweis: Folgender Text darf inhaltlich auf die jeweilige Gemeindesituation hin angepasst und verändert werden. Er lädt ein, immer wieder die Themen „Sterben“ und „Tod“ im Pfarrbrief zur Sprache zu bringen und somit ein Stück Lebenshilfe anzubieten.)

Nichts ist so sicher, wie das AMEN in der Kirche. Und nichts ist so wahr, als dass wir Sterblichen einmal sterben werden: Früher oder später ist es für jeden so weit. Wie soll dieser wirklich einzigen Tatsache begegnet werden? Was kann man jetzt schon tun, damit im Falle des eigenen Todes die Angehörigen nicht damit überfordert sind?

Offene Worte helfen

Klar ist, dass ich selbst noch nicht gestorben bin, also meine Erfahrungen nur aus den Bereichen zusteuern kann, die davor liegen oder die mit dem Danach zu tun haben. Dass die finanziellen Angelegenheiten zu regeln sind und für die Beerdigung vorgesorgt werden soll, versteht sich von selbst: Hier gibt es wertvolle Hilfen und Anregungen bei öffentlichen Trägern, Prospekte bei Kommunen, Landratsamt oder Notar helfen weiter oder bei der Bank bekommt man Unterstützung.

Was das Abschiednehmen und Sterben angeht, da sollte man offen und ehrlich miteinander reden: Es ist sehr schade, wenn Angehörigen nicht das offene Wort mit den Sterbenden wagen und aus Angst einander etwas vormachen. Dass es einmal zu Ende gehen wird, wissen wir seit unserer Geburt. Und es trifft keinen eine Schuld, dass es so ist, wie es ist. Dass wir uns aber darüber hinwegtäuschen und nicht offen und ehrlich über dieses Faktum austauschen, ist ungut! Wenn noch etwas zu klären ist - und das gibt es bei Menschen immer, sind wir doch begrenzt und machen Fehler -, dann ist es wichtig, dies zu einer Zeit zu tun, wo der Betroffene noch sprechen kann: Zu langes Warten schränkt die Möglichkeit einer echten Versöhnung sehr ein!

Religiöse Toleranz

Gleiches gilt für die geistliche Vorbereitung auf das Sterben: Menschen, die religiös sind, die in jungen Jahren ihren Glauben praktiziert haben und deren Anliegen eines christlichen Begräbnisses anzunehmen ist, sollte das Gespräch mit einem Seelsorger rechtzeitig ermöglicht werden. Meiner Meinung nach steht es den Angehörigen nicht zu, weil sie den Zugang zum Glauben oder zur Kirche verloren haben, dem Sterbenden dies vorzuenthalten. Es ist auch eine Frage der Religionsfreiheit, dass wir das gelebte Zeugnis unserer Angehörigen respektieren, auch wenn wir selbst damit Probleme haben! Wenn der Mensch im eigenen Haus im Sterben liegt, dann kommen wir Seelsorger und bringen zur Stärkung die Krankenkommunion oder der Pfarrer spendet die Krankensalbung. Es ist dies eine Wegzehrung und wird dem Kranken oder Sterbenden gespendet.

Wenn der Mensch bereits gestorben ist, dann sprechen wir gerne mit den Angehörigen zusammen ein Gebet und segnen den Verstorbenen mit Weihwasser: Er hat das Ziel seines Lebens erreicht. Wir danken für seine Wegbegleitung, lassen ihn in Frieden los und bitten um Vergebung für all das, was wir einander schuldig geblieben sind.

Abschied zu Hause

Es ist möglich, dass der Leichnam bis zu 48 Stunden in den eigenen vier Wänden bleiben darf. Wichtig wäre, um die Würde des Verstorbenen zu achten, dass eine Leichenwäsche vorgenommen wird. Unsere Kommunen und Pfarreien sind Mitglied bei der Caritas Sozialstation St. Stephanus Hösbach e.V., die für einen solchen Dienst der Nächstenliebe angefordert werden kann. Die Beerdigungsinstitute übernehmen diesen auch. Um Abschied nehmen zu können, wäre es wichtig, dass der Leichnam für einige Zeit in den eigenen vier Wänden aufgebahrt wird, so dass die direkten Angehörigen und engsten Freunde sich persönlich verabschieden können. Es kann Weihwasser bereitgestellt werden, mit dem ein Kreuz auf die Stirn des Verstorbenen gezeichnet und ein Gebet gesprochen wird. Eine Kerze sollte nach Möglichkeit immer brennen: Sie zeigt auf die Osterkerze, Zeichen der Gegenwart des Auferstandenen, und ist ein stummes Bekenntnis zum christlichen Auferstehungsglauben.

Wenn noch nicht geschehen, sollte der Pfarrer verständigt werden und über den Tod unterrichtet werden. Zusammen mit dem Bestattungsinstitut muss dann ein Termin gefunden werden, an dem die Beisetzung erfolgen kann. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Erde oder Feuer

Bei einer Erdbestattung sollte möglichst zügig die Aussegnung und Beisetzung erfolgen. Ein vorausgehendes Requiem (Totenmesse für den Verstorbenen) schulden wir jedem gläubigen Katholiken! Es kann ein Rosenkranz oder ein Sterbegebet vorausgehen.

Bei einer Feuerbestattung/Urnenbeisetzung gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Varianten:

Das Requiem und die Aussegnung des Leichnams im Sarg finden zeitnah statt. Dann wird der Leichnam zur Verbrennung ins Krematorium überführt. Die Urnenbeisetzung ist anschließend im Familienkreis. Bei dieser Form können Familie und Angehörige, Freunde und Vereine „schöner“ Abschied nehmen: Es kommt unserer bildlichen Vorstellung näher!

Bei der zweiten Variante erfolgt zuerst die Verbrennung: Der Leichnam wird vom Sterbehaus oder Krankenhaus direkt ins Krematorium überführt. Nach der Verbrennung erfolgen das Requiem, die Aussegnung der Urne und die Beisetzung zu einem späteren Zeitpunkt. Der Vorteil liegt hier darin, dass alle zum Requiem und zur Beisetzung dabei sein können, auch wenn die Vorstellung - in der kleinen Urne ist „der ganze Mensch“ enthalten - nicht für alle nachvollziehbar ist.

Wichtig wäre, dies offen und ehrlich miteinander zu besprechen und zu klären, damit auch der Wunsch des Verstorbenen berücksichtigt werden kann!

Trauer statt Tagesordnung

Der Brauch, ein Jahr lang schwarz zu tragen als Zeichen der Trauer, trägt der Wirklichkeit Rechnung, dass die direkt betroffenen Angehörigen nicht sofort zur Tagesordnung übergehen können, auch wenn dies unser unbarmherziges Wirtschaftssystem erzwingt. Wir sind Menschen und keine Maschinen, wir trauern und diese Trauer bedrückt uns und belastet uns. Seelisch sind wir in dieser Phase nicht so belastbar wie im Normalzustand.

Begleitung in der Trauer wird überregional angeboten: Wir geben Ihnen hierzu gerne Auskunft. Für seelsorgliche Gespräche und für weitere Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Im Namen des Seelsorgeteams
Nikolaus Hegler, Pfarrer
Quelle: Begegnung 05/2017, Pfarrbrief der Pfarreiengemeinschaft Glattbach-Johannesberg, www.kirche-glattbach-johannesberg.de, In: Pfarrbriefservice.de

Verknüpft mit:

Das Schwerpunktthema für November 2019

Vor dem Herunterladen:

Datei-Info:
Dateiformat: .doc
Dateigröße: 0,03 MB

Sie dürfen den Text NICHT in sozialen Medien nutzen (z.B. Facebook, Twitter, Instagram, YouTube, etc.)

Beispiel für den Urhebernachweis, den Sie führen müssen, wenn Sie den Text nutzen

Text: Nikolaus Hegler, www.kirche-glattbach-johannesberg.de
In: Pfarrbriefservice.de