Religion und Toleranz

Ein ambivalentes Verhältnis

Das Verhältnis von Religion und Toleranz ist ambivalent. Einerseits sind Religionen auf Toleranz angewiesen, vor allem wenn sie ein Minderheitenphänomen sind. So beendete erst das Toleranzedikt des Galerius im Jahr 311 die Verfolgung der Christen. Andererseits neigen Religionen wegen ihres Wahrheitsanspruches zur Intoleranz. Für den religiösen Menschen kann das Verhältnis zu seinem Gott wichtiger sein als sein eigenes Leben oder das Leben anderer Menschen. Religionen, religiöse Menschen und religiöse Führer, müssen sich dieser Ambivalenz bewusst sein und sie in eine positive Spannung zueinander bringen.

In unserer globalisierten und mobilen Welt ist nahezu jede Religion angewiesen auf Toleranz und aufgerufen zur Toleranz. Wenn Christen hierzulande die Verfolgung von Christen in anderen Ländern beklagen und sich um die Flüchtlinge von dort kümmern, müssen sie zugleich Toleranz gegenüber Menschen anderer Religionen, die hier bei uns leben, predigen und praktizieren. Andererseits gilt aber auch: Wenn Muslime hierzulande Moscheen bauen dürfen, müssen sie sich auch dafür einsetzen, dass die Christen in ihren Herkunftsländern Kirchen bauen dürfen.

Bischof Ulrich Neymeyr, Erfurt, in: Pfarrbriefservice.de

Quelle: Vortrag beim Elisabeth-Empfang des Bistums Erfurt 2014

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Text: Bischof Ulrich Neymeyr
In: Pfarrbriefservice.de